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Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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zurück und versuchte
auszuweichen, aber hinter ihm war die Wand.
    »I woas net, wos Sie woll’n?«, quetschte er hervor.
»Des Madel is net do.«
    »Die liegt im Krankenhaus. Und wir wollen wissen, wer
das getan hat«, mischte sich Vollmers ein.
    »Im Hospital? I hob mi schon gwundert, dass sie net
komma is.«
    Der Zuhälter schien ehrlich erschrocken. Zumindest war
das der Eindruck, den beide Polizisten hatten.
    »Wo waren Sie heute am späten Nachmittag?«, fragte
Vollmers.
    »I hab …«, setzte der Mann an, wurde aber von der
Geschäftsführerin unterbrochen, die hinter ihm auftauchte.
    »Harry war den ganzen Nachmittag hier. Wir haben uns
um die Mittagszeit getroffen und sind Bestellungen sowie andere geschäftliche
Dinge durchgegangen.«
    »Natürlich bis jetzt«, ereiferte sich Horstmann.
    Die Blondine sah den Oberkommissar mit einem
abschätzigen Blick an.
    »Nicht die ganze Zeit. Zwischendurch habe ich es ihm
auch besorgt. So richtig deftig. Der Arme war danach nicht mehr in der Lage,
das Haus zu verlassen.«
    Hinterbichler sah bei dieser unterwartenden
Unterstützung nicht glücklich aus. Er schien nicht zu wissen, ob er über die
Schützenhilfe, die seine Geschäftsführerin mit ihrer rauchigen Stimme
vorgebracht hatte, glücklich sein sollte, oder ob ihre Aussage, er sei völlig
down gewesen, seine männliche Ehre nicht doch zu arg strapaziert hatte.
    Jetzt fehlt nur noch, dass sie uns auch ein Angebot
macht, überlegte Vollmers. Aber die Blondine enthielt sich jeder weiteren
anzüglichen Bemerkung. Trotz der Drohung, ihre Aussage zu Protokoll zu nehmen
und obwohl die Beamten sie auf die Folgen einer Falschaussage hinwiesen, blieb
die Frau bei ihrer Behauptung.
    »Wenn’s den Kerl auftun, der des gmacht hat, dann
sagn’s Bscheid. Do misch i a mit«, verabschiedete der Bordellbesitzer die
beiden Beamten. »So an Schisser. Wie soll i an Ersatz für die Ivanna
herkriegen? Des ruiniert mir’s ganze Gschäft.«

DREI
    Dem roten Ziegelbau
mit den griechischen Säulen an der Vorderfront am Kieler Schützenwall sah man
auch ohne die in goldenen Lettern in eine Granitplatte geprägte Ausschilderung
das Gericht an. Hier, am Landgericht, war auch die Staatsanwaltschaft untergebracht.
Falko Kremers Büro befand sich in einem Nebenhaus, das in der Harmstraße, einer
Nebenstraße, lag und durch einen Übergang mit dem zentralen Gebäude verbunden
war.
    Kremer war seit drei
Jahren in dieser Behörde tätig. Die Aufgabe bereitete ihm immer noch Spaß, auch
wenn die verschiedenen Stationen, die er als Rechtsreferendar seit dem Eintritt
in die Justizverwaltung des Landes durchlaufen hatte, ihn in seinen
Vorstellungen einer vorurteilsfreien und objektiven Justiz desillusioniert
hatten.
    Mit spitzen Fingern
blätterte er die Seiten der Zeitungen um. Natürlich war dem Mord an Hernandez
hinreichend Aufmerksamkeit zuteilgeworden. Erwartungsgemäß reißerisch waren die
Schlagzeilen der Boulevardblätter aufgemacht:
    »Marinechef im
Bordell kaltblütig abgestochen!«
    stand dort
wahrheitswidrig. Etwas kleiner war in der Zeile darunter zu lesen:
    »Er ertrank im
eigenen Blut.«
    Weder war Hernandez
der »Marinechef«, noch hatte sich der Mord im Freudenhaus zugetragen. Ebenso
falsch war das Bild, das den Artikel garnierte. Es zeigte einen ernst
dreinblickenden Offizier in einer weißen Paradeuniform. Wer auch immer dieser
Mann war – er hatte nicht den Hauch einer Ähnlichkeit mit dem Ermordeten.
    Ebenso erlogen war
die Überschrift eines weiteren Boulevardblattes:
    »Juntamitglied
findet grausames Ende an der Förde.«
    Mit Ausnahme der
Tatsache, dass Hernandez argentinischer Staatsbürger war, gab es bisher keinen
Nachweis dafür, dass das Opfer in einer Beziehung zur Militärdiktatur seines
Landes gestanden hätte.
    Auch andere Zeitungen
berichteten über den Mord, hielten sich in ihren Artikeln aber an die dürftigen
Fakten und vermieden wilde Spekulationen, schon gar nicht versuchten sie, durch
blutige Schlagzeilen und eine Mischung aus unbestätigter Sensationsheischerei
und falschen Darstellungen die Auflage zu erhöhen. Ebenso sachlich und
zurückhaltend war die Meldung in den Rundfunknachrichten und in den
Regionalmeldungen des Fernsehens verbreitet worden.
    Angewidert schob
Kremer die Zeitungen beiseite, als sein Telefon klingelte.
    »Lüders. Guten
Morgen, Herr Kremer. Ich habe gerade von Hauptkommissar Vollmers erfahren, dass
die Sichtung der Unterlagen aus Hernandez’ Appartement nichts ergeben hat.
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