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Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde
Autoren: H Nygaard
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Dann wurde sie wieder abgelenkt.
    »Verzeihung, Herr Dr. Vollquardsen. Aber in Ihrem Büro
steht ein Staatsanwalt, der Sie sofort sprechen möchte.« Lüder ließ sie dabei
unerwähnt.
    Dann legte sie den Hörer auf die Gabel zurück. »Dr.
Vollquardsen kommt sofort«, sagte sie. Ihr Blick fiel auf Böttcher, der sich am
liebsten hinter Lüder versteckt hätte.
    »Sie können gehen. Sie werden später von uns hören.«
    Es klang wie eine Drohung. Vermutlich war es auch
eine. Fast lautlos zog sich der Sicherheitsmann zurück. Warum trifft es immer
mich, sagte sein Augenspiel.
    Es dauerte noch gute zehn Minuten, bis die Tür
aufgerissen wurde und der Manager hereinschneite. Er warf den beiden Beamten
einen wütenden Blick zu, unterließ es dabei, einen Gruß auszusprechen. Mit dem
gleichen Schwung öffnete er die Tür zu seinem Büro und quetschte ein »Bitte«
zwischen den Zähnen hervor.
    Lüder sah die bequeme Sitzgruppe in der Ecke, und da
der Manager keine Anstalten machte, sie zum Sitzen aufzufordern, nahm er Platz,
zeigte mit dem Finger auf einen anderen Sessel und meinte zu Kremer: »Nehmen
Sie Platz, Herr Staatsanwalt.«
    Jetzt waren die Rollen verteilt.
    »Und wer sind Sie?«, herrschte Dr. Vollquardsen Lüder
an.
    »Kriminalrat Lüders vom Landeskriminalamt«, stellte
der sich in dem Wissen vor, dass Dienstgrad und der Zusatz LKA auch auf hartnäckige
Gesprächspartner Eindruck macht.
    »Sie haben mich mitten aus einer Vorstandssitzung
herausgeholt. Ich hoffe, Sie haben triftige Gründe für Ihr Verhalten«, giftete
der Manager Lüder an.
    »Ich denke schon, sonst würde ich mich kaum selbst
hierher begeben«, erwiderte stattdessen Kremer. »Es gibt neue Erkenntnisse im
Mordfall Hernandez.«
    »Wie schön für Sie. Aber diese Mitteilung ist doch
kein Grund, hier hereinzuplatzen.«
    »Doch. Denn die Spuren führen direkt in dieses Büro«,
mischte sich Lüder ein.
    Dr. Vollquardsen warf Lüder einen langen Blick zu, als
würde er ihn mustern, um den Wahrheitsgehalt dieser Aussage abzuschätzen. Dann
sah er Kremer an.
    »Dazu gibt es Erklärungsbedarf.«
    Der Staatsanwalt nickte nur in Lüders Richtung.
    »Wir haben in Erfahrung gebracht, dass Ihr Unternehmen
dem Commodore Bordellbesuche spendiert hat. Nach einer solchen
Entspannungsübung wurde Hernandez ermordet. Direkt vor dem Puff.«
    Dr. Vollquardsen zuckte bei dieser Vokabel zusammen,
als wäre er körperlich gezüchtigt worden. Das hatte Lüder bezwecken wollen. Er
wollte die selbstsichere Fassade dieses Mannes zum Wanken bringen.
    Der Manager schluckte, bevor er antwortete. »Ich habe
davon gehört, dass so etwas einmal vorgekommen ist. Das wurde aber sofort
abgestellt. Solche Geschäftspraktiken gehören nicht zum Stil unseres Hauses.«
    »Da haben wir aber andere Erkenntnisse. Diese
Bordellbesuche waren eine ständige Einrichtung. Das ging sogar so weit, dass am
nächsten Tag jemand von der Werft dort erschienen ist, um den Liebeslohn zu
entrichten. Für mich ist das eine Spielart von Korruption.«
    Dr. Vollquardsens Atem ging jetzt rascher. »Das werden
wir umgehend klären. Falls es so etwas gegeben hat, werden wir den
Verantwortlichen finden, und es wird Konsequenzen zeitigen.«
    »Wie schön, dass wir in diesem Punkt Übereinstimmung
erzielen. Lassen Sie uns gemeinsam suchen. Vielleicht geht das schneller«,
schlug Lüder vor.
    »Ich denke, wir werden die Angelegenheit firmenintern
regeln.«
    »Irrtum! In diesem Fall ist Ihnen die Spielleitung
entglitten. Auf dem Regiesessel hat der Staatsanwalt Platz genommen.«
    Um das zu bestätigen, nickte Kremer zu Lüders
Ausführungen.
    »Wir werden Ihren Betriebsablauf eine Weile nachhaltig
stören müssen, bis wir das geklärt haben«, drohte Lüder.
    Von diesen Aussichten schien der Manager nicht
begeistert zu sein. Man sah ihm an, wie es in ihm arbeitete.
    »Warten Sie«, schlug er vor. »Ich werde den
zuständigen Mitarbeiter herbeirufen.« Er ging zu seinem Schreibtisch und bellte
in den Telefonhörer: »Forstheim soll zu mir kommen. Aber ‘nen bisschen
Zack-Zack.«
    Als er in die Besprechungsecke zurückkehrte, schien er
wie verwandelt. Er machte fast einen kooperationsbereiten Eindruck.
    »Wir haben enorme Probleme mit dem argentinischen
Auftrag«, begann er zu berichten. »Der hängt am seidenen Faden. Das Land ist
pleite, und wir bangen um jede Rate. Deshalb ist uns sehr an einer guten
Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber gelegen. Vielleicht hat einer der
Mitarbeiter aus falsch verstandener
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