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Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde
Autoren: H Nygaard
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Loyalität zum Unternehmen die Grenze des
Erlaubten überschritten und ein Arrangement getroffen, wie Sie es vorhin
schilderten.«
    »Wissen Sie vom Appartement und dem Leihwagen?«
    Der Manager nickte. »Das entspricht unserem Standard,
damit unsere Gäste sich hier wohl fühlen.«
    »Ach, ich kann mir vorstellen, dass sich der Commodore
im Puff auch ausgesprochen wohl gefühlt hat«, warf Lüder ein. Er erntete dafür
nur einen bösen Seitenblick Vollquardsens.
    »Haben Sie Ihren Gästen – wie Sie sagen – noch andere
Vorteile verschafft?«, mischte sich jetzt Kremer ein.
    »Sie meinen Geld?«
    »Zum Beispiel. Oder sich auf andere Weise erkenntlich
gezeigt.«
    Der Manager schien empört. »Wir sind nicht bestechlich
und haben umgekehrt niemanden bestochen. Um das ein für alle Mal klarzustellen.
Und wenn wir an den richtigen Stellen nachgeholfen hätten, wie Sie es eben
unterstellt haben – dann wären die Probleme, die wir haben, wohl etwas
geringer.«
    »Was gibt es sonst noch für Kümmernisse mit diesem
Auftrag?«
    Dr. Vollquardsen besah lange seine manikürten
Fingerspitzen.
    »Kann ich sicher sein, dass Sie alles absolut
vertraulich behandeln, was wir hier besprechen?«
    Die beiden Beamten sahen sich an. Dann nickte Kremer.
»Das garantieren wir Ihnen. Es sei denn, wir sprechen über Straftatbestände. Da
kann ich nicht bedenkenlos drüber hinwegsehen.«
    »Wir haben ein internes Problem«, gestand Dr.
Vollquardsen. »Unsere Arbeit wird sabotiert. Da tauchen minimal gefälschte
Zeichnungen auf, die aber in der Ausführung fatale Folgen haben. Außerdem
werden zwei der vier U-Boote in Argentinien gebaut. Wir liefern das Know-how
und das Material. Leider kommt es immer wieder vor, dass Bauteile über den
Atlantik verschifft werden, die nicht dem geplanten Baufortschritt entsprechen.
So kommt es zu Verzögerungen, und wir liegen im Plan zurück.«
    »Haben Sie schon einen Verdacht?«
    Der Manager schüttelte den Kopf. »Nein. Das Schlimme
ist, dass es sich um einen Mitarbeiter unserer Werft handeln muss, da Fremde
weder auf das Gelände kommen noch Zugriff auf die Planungen haben. Gestern hat
man versucht, in die Projektbüros einzubrechen. Das Vorhaben ist aber
gescheitert. Ebenso konnten wir mit unserer Firewall einen Angriff auf unseren
Computer abwehren. Trotzdem beunruhigt es uns im Management natürlich ganz
erheblich.«
    Sie wurden durch ein zaghaftes Klopfen an der Tür
unterbrochen. Erst nachdem Dr. Vollquardsen mehrfach und deutlich »ja« und
»herein« gerufen hatte, öffnete sich die Tür millimeterweise, und ein Mann
schob sich vorsichtig in den Raum.
    »Kommen Sie rein, Forstheim«, fuhr ihn der Manager an.
»Da sind zwei Herren, die Ihnen ein paar Fragen stellen möchten.«
    Dr. Vollquardsen unterließ es, Lüder und Kremer mit
Namen und Funktion vorzustellen.
    Lüder erkannte den zu leichtem Übergewicht neigenden
Mann wieder. Er hatte ihn auf einer der Fotografien des chilenischen
Journalisten gesehen.
    Bevor einer der beiden Beamten etwas sagen konnte,
schnauzte Dr. Vollquardsen seinen Mitarbeiter an.
    »Ich höre, wir haben offenbar dem Commodore
kontinuierlich einen Bordellbesuch finanziert. Verdammt noch mal. Als diese
Schweinerei das erste Mal passiert ist, habe ich unmissverständlich erklärt,
dass so etwas nicht dem Stil des Hauses entspricht. Wer hat das zu
verantworten? Na los, Forstheim. Reden Sie.«
    Wie unter Peitschhieben zuckte der Mann zusammen. Er
stand vor den drei Sitzenden und wagte sich kaum zu rühren. Der Manager hatte
ihm keinen Platz angeboten.
    Ich dachte immer, Hierarchie und Hackordnung gibt es
nur im öffentlichen Dienst, überlegte Lüder. Aber hier scheint es noch
schlimmer zu sein als bei uns.
    »Das ist so … Herr Doktor«, stammelte Forstheim. »Wir
haben seinerzeit …«
    Doch er wurde rüde vom Manager unterbrochen. Der hatte
alle Schärfe in seine Stimme gelegt.
    »Wir haben seinerzeit gesagt, dass es ein einmaliger
Ausrutscher war. Oder? Haben Sie es anders verstanden?«
    Man sah Forstheim an, wie es in ihm arbeitete.
Sekundenlang kämpfte er mit seiner Antwort. Sollte er sich seinem Vorgesetzten
widersetzen? Dessen Auskunft in Zweifel ziehen? Lüder konnte die Gedankengänge
im Mienenspiel des anderen nachvollziehen, als würde dieser mit offenem
Schädeldach denken.
    »Nein, Sie haben Recht.«
    »Und trotzdem hat die Werft die kleinen amourösen
Ausflüge von Hernandez weiter gesponsert«, warf Lüder ein.
    Dr. Vollquardsen war anzumerken, dass
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