Tod an der Förde
in eine Ecke des Foyers zurück und
griff zu seinem Handy, um die Personalangaben prüfen zu lassen. Er zog das Bild
des Ermordeten hervor. Die Aufnahme mit der Sofortkamera war nur mäßig, aber
man konnte das Gesicht deutlich erkennen.
»Sagt Ihnen dieser Mann etwas?«
Hinterbichler besah sich das Bild. »Nein. Wer soll das
sein?«
Vollmers ließ die Frage unbeantwortet. »Kann es sein,
dass der Mann Kunde in Ihrem Etablissement war und Sie es nicht mitbekommen
haben?«
»Jeder Gast wird durch meine Geschäftsführerin
persönlich empfangen. Die Gesellschaftsdamen, die die Herren durch den Abend
begleiten, werden erst danach mit den Gästen bekanntgemacht. Es sei Ihnen
versichert, dass ich den Mann erkannt hätte, wäre er Kunde bei uns.«
»Wie wollen Sie das beurteilen, wenn Sie die Kunden
nicht selbst empfangen?«
Erneut fuhr er sich mit der Hand über die Augen.
»Hach. Das gehört einfach zum Business.«
»Haben Sie in der letzten halben Stunde etwas von den
Ereignissen auf der Straße mitbekommen?«
»Wovon sprechen Sie? Nein! Was ist denn passiert?«
»Hat jemand in dieser Zeit Ihre Räumlichkeiten
verlassen oder betreten?«
Hinterbichler klapperte empört mit den Liddeckeln. »Wo
denken Sie hin? Die Geschäfte laufen ja sooo schlecht. Die Konkurrenz ist
übermächtig. Nein! Unser Gesellschaftsinstitut ist in dieser Zeit nicht
frequentiert worden.«
Das war nicht viel, was sie in Erfahrung gebracht
hatten. Vollmers überlegte kurz, ob eine Razzia im Bordell Erfolg versprechend
wäre. Aber es gab keinen Anhaltspunkt dafür, dass es in Verbindung mit dem Mord
stand.
Mit einem knappen Gruß verließen die drei das Haus und
kehrten zum Fundort der Leiche zurück.
»Wir haben außer persönlichen Gegenständen nichts
weiter bei ihm gefunden«, sagte Oberkommissar Küster.
»Wissen wir, wo er hier in Kiel wohnte? Hotel?
Anschrift?«
»Nein«, erwiderte Küster. »Aber das Schlüsselbund, das
er bei sich trug, sieht aus, als würde es zu einer Wohnung gehören. Außerdem
hatte er einen Autoschlüssel bei sich. BMW .
Kollegin Scholtz sucht gerade die Straßen ab und versucht, das passende
Fahrzeug dazu zu finden. Seine Brieftasche hat nichts hergegeben.
Familienbilder. Offensichtlich war Hernandez verheiratet und hatte Kinder.
Merkwürdig, dass sich auch ein Bild darunter befand, dass ihn und zwei andere
Männer in Uniform zeigte.«
»Was für eine Uniform?«, hakte Vollmers nach. Bevor
Küster antworten konnte, hatte Horstmann ihm das Bild aus der Hand genommen.
»Sieht aus wie Karneval«, kommentierte er. »Vermutlich
sind das aber argentinische Marineuniformen. Zumindest ist im Hintergrund ein
Hafen mit Kriegsschiffen zu erkennen.«
»Das könnte ein Anhaltspunkt sein«, fuhr Küster fort.
»Wir haben noch einen Besucherausweis für die Werft bei ihm gefunden.«
» HDW ?«,
fragte Vollmers erstaunt.
Küster nickte. »Richtig. Howaldtwerke – Deutsche
Werft. Mit Lichtbild und Chip.«
»Donnerwetter. Ein Marineoffizier mit offenkundigen
Beziehungen zur Werft. Da sollten wir die Kollegen von der Abteilung 300 informieren.
Ich möchte die zwar nicht so gern mit im Boot haben, aber besser ist besser.«
»Was verbirgt sich hinter dieser Bezeichnung?«, wollte
Babs Scholtz wissen.
»Das ist der polizeiliche Staatsschutz beim
Landeskriminalamt, die Zentralstelle für alle Straftaten von Extremisten. Die
stellen den Personenschutz. Außerdem ist es die Ermittlungsstelle für Spionage,
Straftaten mit nachrichtendienstlichem Hintergrund und Brand- und
Sprengstoffanschläge. Die Jungs haben einen guten Ruf, seit sie damals die
Brandanschläge in Mölln und auf die Lübecker Synagoge geklärt haben. Gab’s
sonst noch was?«
Küster schüttelte den Kopf. »Nö. Ein Raubmord scheint
es nicht gewesen zu sein. Die Uhr war noch da. Und auch das Portemonnaie mit
Scheckkarte und Bargeld.«
»Wie viel?«
»Dreihundert und ein paar Zerquetschte.«
»Welche Währung?«
»Nur Euro.«
»Merkwürdig. Dann sieht es so aus, als hätte sich
Hernandez hier längerfristig aufgehalten, wenn er keine andere Währung
dabeihatte, nicht einmal Pesos.«
ZWEI
Der Ostwind blies in
die Förde hinein und brachte kühlere Temperaturen, als es der erste Blick auf
den morgendlichen Augusthimmel verhieß.
Hauptkommissar
Vollmers hatte sein Team, das K1 der Bezirkskriminalinspektion Mitte mit
Dienstsitz in der Landeshauptstadt, morgens zur Abstimmung der weiteren
Vorgehensweise in die Dienststelle beordert.
Vollmers hatte
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