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Tod an der Ruhr

Tod an der Ruhr

Titel: Tod an der Ruhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Kersken
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eigentlich genug getrunken.«
    »Komm Martin, ein gutes Pils kannst du schon noch vertragen«, meinte der Wirt, während er die beiden Krüge absetzte. »Du musst doch noch deinen Ärger runterspülen. Also, dass jemand beim Solospiel nur so einen Mist auf die Hand bekommt, den ganzen Abend über, das hab ich wirklich noch nicht erlebt. Seid ihr beiden noch beim Nachkarten?«
    »Nein, wir haben inzwischen ein interessanteres Thema gefunden«, sagte Grottkamp.
    »So? Welches denn?«, wollte Ostrogge wissen.
    »Die Lustseuche.«
    »Na, dann viel Spaß noch!« Kopfschüttelnd schlurfte der Wirt zurück zu seinem Bierfass.
    »Könnte Julius Terfurth denn die Grete Sander angesteckt haben?«, wandte Grottkamp sich wieder an den Heildiener.
    »Auf dein Wohl, Martin«, sagte Möllenbeck, trank einen Schluck, wischte sich den Schaum vom Mund und dachte eine Weile nach. »Nehmen wir mal an«, meinte er, »der Terfurth hatte sich die Seuche bei irgendeiner Hure gefangen. Dann hat er die Grete Sander wahrscheinlich gleich im April angesteckt. Die hatte vielleicht im Mai ihr Primärgeschwür. Gut möglich, dass sie davon nicht mal was gemerkt hat. Bei Frauen ist das öfter so. Im Juli sind dann die ersten Hautausschläge bei ihr aufgetreten, und sie ist in Köln ins Hospital gegangen, um sich behandeln zu lassen. Terfurth könnte das sekundäre Stadium auch irgendwann im Sommer durchgemacht haben. Wahrscheinlich hat es niemand bemerkt. Die Narben, die ich gesehen habe, waren allesamt an Körperstellen, die normalerweise von der Kleidung bedeckt sind.«
    Martin Grottkamp sah seinen Freund lange an. Dann stellte er fest: »Wenn Julius Terfurth die Sander angesteckt hat, dann hatte sie einen Grund, ihm den Schädel einzuschlagen. Einen verdammt guten, finde ich.«
    »Es könnte ebenso gut sein, dass sie die Seuche an den Terfurth übertragen hat«, bemerkte Möllenbeck.
    »Der Hubertus Küppken hat übrigens auch mit der Sander geschlechtlich verkehrt«, warf Grottkamp ein.
    »Wann?«, fragte Möllenbeck überrascht.
    »Etwa zur selben Zeit wie der Terfurth. Angefangen hat es vielleicht einen Monat früher, also im März.«
    »Dann hatte der Klumpenwirt höchst wahrscheinlich auch die Syphilis«, sagte der Heildiener bestimmt.
    »Hast du an seinem Leichnam etwa auch irgendwas entdeckt, wovon du mir nichts erzählt hast?«, fragte Grottkamp mürrisch.
    »Nein, bestimmt nicht«, versicherte Möllenbeck. »Aber das heißt nichts. Längst nicht alle Hautausschläge, die im sekundären Stadium auftreten, hinterlassen sichtbare Spuren.«

    Martin Grottkamp fühlte sich schlecht. Er hatte zu viel getrunken und brauchte endlich Schlaf.
    Als Jacob Möllenbeck gegangen war, hatte er noch ein paar Minuten bei Kaspar Ostrogge am Schanktisch gestanden und seinen Krug geleert. Der Wirt hatte nicht mehr viel zu tun gehabt und versucht, den Freund in ein Gespräch über den Verlauf des Soloabends zu verwickeln. Er hatte sich hinter seinem Bierfass bereits einige Gedanken gemacht und war begierig darauf, sie loszuwerden.
    Doch Grottkamp hatte längst andere Dinge im Kopf gehabt als schlechte Kartenblätter, und Ostrogges Überlegung, dass beim Mischen der Karten vielleicht die göttliche Vorsehung eine entscheidende Rolle spiele, war ihm höchst absonderlich erschienen. Er hatte kommentarlos seinen Krug geleert, Kaspar Ostrogge eine gute Nacht gewünscht und sich leicht schwankend zur Tür begeben.
    Als er sie gerade öffnen wollte, hielt ihn jemand am Arm zurück. Ärgerlich riss Grottkamp sich los und drehte sich mit einem heftigen Ruck um. Der Mann, der hinter ihm stand und abwehrend die Hände hob, war Theodor Verstegen.
    »Entschuldige Grottkamp! Entschuldige!«, stammelte er. »Ich hatte schon wieder vergessen, was du für ein Berserker bist. Jetzt stürze dich bitte nicht gleich wieder auf mich!«
    »Ich hab mich noch nie auf dich gestürzt«, knurrte Grottkamp.
    »Und was war das vor ein paar Tagen im Pitterkasten?«
    »Wenn ich mich recht erinnere, habe ich am Boden gelegen und du hast mit dem Hammer in der Hand über mir gestanden.«
    »Weil du dich wie ein Wahnsinniger gebärdet hast«, schimpfte der Fuhrmann und Sargschreiner.
    »Ist ja gut, Theodor Verstegen.« Grottkamp seufzte müde. »Bei nächster Gelegenheit trinken wir mal einen drauf, dass wir unseren Zusammenstoß beide heil überstanden haben. Und auf die Tür im Pitterkasten trinken wir auch noch einen. Die hast du wirklich ordentlich repariert. Aber heute Abend hab ich

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