Tod an der Ruhr
einen Zugang zum Keller.«
»Das ist gut«, überlegte Grottkamp. »Mir wäre es nämlich nicht recht, vor den Augen deiner Gäste hinter der Tür zu verschwinden und nach Banfields Abgang wieder zum Vorschein zu kommen.«
»Warum nicht?«, fragte Kerseboom lachend. »Die Sterkrader wären bestimmt begeistert von den Ermittlungsmethoden ihres Polizeidieners. Das wäre doch mal wieder was, worüber sie sich das Maul zerreißen könnten.«
»Die Leute haben zur Zeit wirklich Gesprächsthemen genug«, meinte Grottkamp.
»Es braucht niemand mitzukriegen, dass du da hinter der Tür sitzt«, stellte Ostrogge klar. »Du kannst vom Hof aus rein und auch durch die Hintertür wieder raus.«
Grottkamp sah Arnold Kerseboom fragend an. Der hielt sich hinter einer dichten Wolke aus Tabaksqualm versteckt. Als sie sich verzogen hatte, grinste der Former breit.
»Also gut, wenn es denn für die Hütte ist, dann mache ich mit«, sagte er und hob seinen Krug.
Die beiden Freunde stießen mit ihm an.
»Dann muss ich Mister Banfield nur noch irgendwie hierhin locken«, überlegte er.
Grottkamp kraulte seinen Bart, und Kaspar Ostrogge schlug vor: »Lade ihn doch zu einem Bier ein!«
»Die Idee ist gar nicht schlecht«, meinte Kerseboom. »Wenn ich im Gasthaus ›Zum dicken Klumpen‹ mit Banfield ins Gespräch komme, werde ich ihn fragen, ob er nicht mal ein richtig gutes Sterkrader Bier kosten will. Ich nehme an, dass ihm das gefallen wird.«
»Katharina!«, rief Ostrogge. »Zapfst du uns noch drei Krüge? Nein, mach gleich vier! Da kommt Möllenbeck ja endlich.«
Der Heildiener sah verschlafen aus. »Entschuldigt Leute! Entschuldigt bitte die Verspätung«, sagte er, während er sich zu seinen Freunden an den Tisch setzte.
»Immer noch so viel zu tun in der Cholerabaracke?«, wollte Kerseboom wissen.
»Ich dachte, deine Barmherzigen Schwestern nehmen dir jetzt die ganze Arbeit ab«, wunderte Grottkamp sich.
»Tun sie ja auch. Beinahe jedenfalls. Heute haben sie mich schon am Nachmittag nach Hause geschickt«, erklärte Möllenbeck. »Und da hab ich gedacht, dass ich mir noch ein Stündchen Schlaf gönnen könnte.« Er kratzte sich verlegen an der Nase. »Und dann habe ich doch wahrhaftig drei Stunden geschlafen. Am hellen Tag. Könnt ihr euch das vorstellen?«
»Du hast Nachholbedarf«, vermutete Grottkamp.
»Das kann schon sein.« Möllenbeck gähnte. »In den letzten Wochen hab ich wirklich nicht viel geschlafen.«
»Und wie können wir dich jetzt wach kriegen?«, fragte Ostrogge.
»Mit einer großen Tasse Kaffee«, schlug der Heildiener vor. »Und eine Kleinigkeit essen würde ich auch ganz gerne. Vielleicht ein Schmalzbrot.«
»Also kein Bier.« Ostrogge seufzte.
»Später, Kaspar. Später, wenn’s möglich ist.«
»In der Marktschänke ist alles möglich«, sagte der Wirt mit einem breiten Grinsen. »Ich werde das mal regeln für dich.« Er stand auf, ging zum Schanktisch hinüber, wechselte ein paar Worte mit Katharina und verschwand in der Küche.
»Dann können wir ja immer noch nicht anfangen zu spielen, wenn du jetzt erst noch deine Schmalzstulle futterst«, maulte Kerseboom.
»Das Solospiel läuft uns schon nicht weg«, entgegnete Möllenbeck.
Grottkamp gähnte. »Ich glaube, der Jacob hat mich mit seiner Müdigkeit angesteckt.«
»Hast du denn schon gehört, dass der Martin gestern im Kasino der Gesellschaft Erholung war?«, fragte der Former den Heildiener. »Mit den feinen Herrschaften ein Gläschen Wein getrunken hat der Herr Polizeisergeant.«
»Das glaube ich nicht.« Jacob Möllenbeck sah fragend von Kerseboom zu Grottkamp.
Kaspar Ostrogge kam mit einer Tasse Kaffe und einem dick mit Griebenschmalz bestrichenen Brot zurück an den Tisch. Während Möllenbeck schlürfte und kaute, musste Grottkamp noch einmal von seinem Abend im Kasino erzählen. Die beiden Freunde, die seinen Bericht zum zweiten Mal hörten, unterstützten ihn dabei nach Kräften.
»Ich bin beeindruckt«, sagte Möllenbeck, als er sich mit seinem Schnupftuch den Mund abgewischt hatte. »Jetzt hat es also tatsächlich einer von uns bis in die geheiligten Hallen des Klübchens geschafft.«
»Rede doch keinen Quatsch!«, knurrte Grottkamp. »Erstens war es ein rein dienstliches Gespräch, zweitens eine einmalige Angelegenheit, und drittens kann ich euch versichern, dass es in der Marktschänke viel gemütlicher ist als in diesem Kasino.«
»Na, da sind wir ja beruhigt«, meinte Kaspar Ostrogge lachend.
»Könnten wir denn
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