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Tod an der Ruhr

Tod an der Ruhr

Titel: Tod an der Ruhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Kersken
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den Sinn, dass es nichts Schöneres im Leben gibt als die Liebe? Das ist doch töricht. Und gefährlich ist es auch, wenn ein Mann versucht, auf einen Zug aufzuspringen, der schon lange abgefahren ist.«
    »Es fährt auch noch ein Spätzug«, knurrte Grottkamp und dachte an Sybilla, während er dem Stubenmädchen Maria Schneider entgegensah, das mit zwei Tassen Kaffee aus der Küche kam.
    »Nein, Martin! Ein paar gute Freunde, unsere Soloabende, Ostrogges Bier und ein warmer Ofen, das sind mir schon Freuden genug. Die kommen allerdings in letzter Zeit zu kurz. Da gebe ich dir recht. Aber ich verspreche dir, dass sich das ändern wird. Vielleicht schon heute.«
    Jetzt schaute Grottkamp den Freund mit großen Augen an. Maria stellte die beiden Tassen Kaffee vor den Männern ab und blieb unschlüssig neben dem Tisch stehen.
    »Danke Mädchen, setzt dich doch zu uns«, sagte Möllenbeck, und Martin Grottkamp entdeckte erstaunt ein Lächeln im müden Gesicht seines alten Freundes.
    »Pfarrer Wittes Hilfegesuch hatte Erfolg. Die Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern schickt uns zwei Nonnen aus Münster. Beide haben Erfahrung in der Krankenpflege. Sie werden heute noch ankommen«, erklärte Jacob Möllenbeck. Und während sein Lächeln zu einem breiten Grinsen wurde, fügte er hinzu: »Mit dem Spätzug übrigens.«
    »Mit dem Spätzug«, wiederholte Grottkamp lachend. »Na, das ist ja mal eine gute Nachricht.«
    Maria Schneider, das Stubenmädchen des unerwartet verstorbenen Klumpenwirts Hubertus Küppken, wunderte sich sehr über die plötzliche Heiterkeit des Heildieners Möllenbeck und des Polizeidieners Grottkamp.

SECHZEHN

    »So eine Schweinerei!«, schimpfte Arnold Kerseboom. »In welchen Zeiten leben wir denn bloß?«
    Kopfschüttelnd stützte er sich auf seine Grabgabel.
    »Früher hat es so was jedenfalls nicht gegeben«, sagte Martin Grottkamp.
    Er hatte eine Runde durch das Dorf gedreht. Die Sterkrader nutzten den Samstagnachmittag für die Gartenarbeit, und er hatte wohl über zwanzig Hecken und Gartentore hinweg die Geschichte von den dreisten Kartoffeldieben erzählt, die die Familie Brandt um ihre Ernte gebracht hatten. Die Empörung der Menschen, mit denen er gesprochen hatte, war ebenso einhellig wie ihr Mitgefühl für die Opfer der feigen Tat. Besonders diejenigen zeigten sich erschüttert, die ein solcher Verlust, ebenso wie die Brandts, in tiefe Not gestürzt hätte.
    Die Familie Küppers, die gerade dabei war, ihre Kartoffeln vom Feld hinterm Haus in den Keller zu schaffen, füllte sofort einen Eimer mit den frisch ausgegrabenen Feldfrüchten, und zwei ihrer Kinder machten sich damit auf den Weg zur Familie Brandt.
    Einen Hinweis auf die Diebe konnte dem Polizeidiener zwar niemand geben, aber Grottkamp wusste, dass jeder Sterkrader, mit dem er gesprochen hatte, seinen Nachbarn und Kollegen von dem hinterhältigen Felddiebstahl erzählen würde. In den nächsten Tagen würde die Unverfrorenheit der Kartoffelräuber die Leute vermutlich mehr beschäftigen als die Cholera und der mysteriöse Todesfall des Hammerschmieds Julius Terfurth. Bei seinen Gesprächen über Zäune und Hecken hinweg hatte Grottkamp den Eindruck gewonnen, dass die plötzliche Not der armen Familie Brandt die Menschen sogar mehr bewegte als das unerwartete Dahinscheiden des unbeliebten Klumpenwirts Hubertus Küppken.
    Ihm war es recht. Die Betroffenheit der braven Sterkrader würde sie zu aufmerksamen Hilfspolizisten machen. Wenn die gestohlenen Kartoffeln noch irgendwo im Dorf waren, dann würden die Felddiebe sich in nächster Zeit erhebliche Mühe geben müssen, sie vor ihren misstrauischen Nachbarn zu verbergen.
    Auch Arnold Kerseboom versprach, Augen und Ohren offen zu halten.
    »Komm, wir setzen uns für ein Weilchen auf die Bank«, lud er den Freund ein. »Mein Rücken braucht mal eine Pause.«
    »Überall holen die Leute heute ihre Kartoffeln aus der Erde«, stellte Grottkamp fest. »Als stünde es irgendwo geschrieben, dass sie am achten September geerntet werden müssen.«
    »Das Laub welkt schon, und die Knollen wachsen nicht mehr«, meinte Kerseboom. »Und samstags ist um zwei Uhr Feierabend auf der Hütte. Da fällt den Leuten die Gartenarbeit nun mal leichter als wochentags nach einer Zwölf-Stunden-Schicht.«
    »Ist mir schon klar«. Martin Grottkamp ging mit dem Freund hinüber zu der Bank, die unter der ausladenden Krone eines alten Birnbaums stand.
    »Außerdem ist die Erde endlich mal trocken«, fügte

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