Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
draußen haben, können
sie richtig loslegen.«
»Wie viele sind es?«
»Zwölf.«
»Hast du einen blassen Schimmer, wie diese Menschen unbeobachtet
hergebracht werden konnten?«
Carmen zuckte mit den Achseln. »Wie sind vor allem die, die sie
hergebracht haben, wieder verschwunden und wohin?«
Unten leuchteten matt die Baulampen. Den Kollegen der Guardia Civil war es gelungen, das Notstromaggregat zu
finden und anzuwerfen, das die Höhlen mit Strom versorgte. Zwar waren sie durch
das Licht etwas übersichtlicher geworden, es reichte aber noch lange nicht, um
sich hier heimisch zu fühlen. García Vidal erschauderte bei dem Gedanken, hier
unten tagelang in einem der Verliese zusammengepfercht aushalten zu müssen. Als
er in den Raum geführt wurde, in dem die Menschen sich aufgehalten hatten,
überkam ihn eine regelrechte Wut. »Für dieses Loch haben die armen Teufel
bestimmt mehr bezahlt als so manche Touristen für zwei Wochen im Fünf-Sterne-Hotel
all inclusive«.
Ein junger Polizist salutierte neben ihnen. »Comisario, würden Sie
bitte einmal kommen, wir haben dahinten etwas gefunden.«
García Vidal nickte und folgte dem Kollegen mit Carmen in die große
Höhle mit dem breiten Wasserbecken. Auf grob gehauenen Steinstufen, die ins
Wasser führten, waren weitere Polizisten dabei, zwei Tauchern die schweren
Sauerstoffflaschen abzunehmen.
»Meine Herren, was haben Sie für Neuigkeiten?«
Einer der Taucher wischte sich mit beiden Händen das Wasser aus den
Haaren. »Keine drei Meter unter der Wasseroberfläche führt ein breiter, circa
zwanzig Meter langer Tunnel ins Freie. Mit einem kleinen U-Boot kann man da
problemlos durchfahren. Irgendjemand muss hier manchmal so ein Ding parken,
denn dort hinten in der Ecke lagern Ersatzteile dafür. Auch eine Kuppel aus
Plexiglas liegt da rum.«
»Aha, dann hatte Julián Álvarez also recht. Der Heimathafen dieses
Bootes ist vermutlich Colonia Sant Jordi oder zumindest die nähere Umgebung«,
komplettierte der Comisario den Bericht. »Es wurde dort früher schon gesehen.«
Der Taucher schaute enttäuscht drein. »Schade, ich hatte gehofft,
Ihnen eine dicke Überraschung zu servieren.«
»Das macht gar nichts. Ich bin Ihnen trotzdem dankbar. Das war ein
weiteres wichtiges Teil in meinem Puzzle.« Er klärte Carmen über die Aussage
des Hafenmeisters auf.
Der junge Polizist neben García Vidal wurde unruhig. »Würden Sie mir
bitte folgen? Dort hinten haben wir noch etwas Wichtiges entdeckt.«
Sie folgten dem jungen Mann, der vor einem schlaff aufgeblasenen
Schlauchboot stehen blieb, das achtlos in der Ecke dieser Hafenhöhle lag.
»Wird so ein Schlauchboot nicht von der Tauchschule in der Cala
Santanyí vermisst?«
Der Comisario zückte sein Handy und begann, ein paar Fotos von dem
Boot zu machen, vor allem vom Kennzeichen. »Bitte sorgen Sie dafür, dass das
Boot so schnell wie möglich von der Spurensicherung gecheckt wird. Vielleicht
gibt es ein paar brauchbare Fingerabdrücke, die die Mörder der drei Taucher
hinterlassen haben.«
» Sí , Señor Comisario. Kommen Sie bitte.
Dahinten geht es weiter.«
Gespannt folgten Carmen und García Vidal ihm in einen schmalen Gang,
der offensichtlich in dieselbe Richtung ging, in die auch der Unterwassertunnel
führte.
»Ich könnte wetten, das ist der Weg zur Haustür dieses Anwesens«,
scherzte Carmen. »Der Besuch kann sich ja nicht ständig nasse Füße holen,
oder?«
Der Gang machte einen scharfen Rechtsknick, dann ging es nach links
und erneut nach rechts. Kurz darauf standen sie in einer etwa fünf mal fünf
Meter großen und circa drei Meter hohen Höhle, die von grün schimmerndem Licht
durchflutet wurde. Sie zwängten sich durch einen Felsspalt und befanden sich
plötzlich auf einem Felsplateau, das durch eine herabhängende Pinie verdeckt
wurde. Carmen griff nach einem Ast und befühlte die Nadeln.
»Hat man denn so etwas schon gesehen?«, rief sie erstaunt. »Die
haben hier doch glatt eine falsche Pinie hingestellt. Kein Wunder, dass die so
schön grün ist.«
García Vidal trat ins Freie und schaute sich um. »Ein eigenes Grundstück,
sogar mit Wasserzugang. Nun ist mir klar, wie die Leute hergekommen sind und
wie sie wieder fortgebracht wurden.«
» No , Señor«, wehrte der Polizist ab. »Es
gibt kaum eine Wasserstraße in Europa, die so genau durch das modernste SIVE -Radarsystem überwacht wird, wie die Meerenge
zwischen Cabrera und Mallorca. Auch im Süden der Insel entgeht uns absolut
nichts.
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