Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
oder
Enkel geht. Dann ist das Beste gerade gut genug.«
Berger grübelte vor sich hin. »Ist in den Kirchenbüchern eigentlich
auch verzeichnet, wer den Tod festgestellt hat?«
Crasaghi schüttelte den Kopf. »Nein, nur wenn ein Arzt ein Kind auf
die Welt brachte, wurde er namentlich erwähnt. Vergessen Sie diesen Weg. Selbst
wenn der Arzt jung war, der den Tod von Ruiz Álvarez festgestellt hat, muss er
zu der Zeit Mitte dreißig gewesen sein. Würde er noch leben, wäre er heute
hundertfünf und würde seine Tage auf einem Dauerbecken verdösen.«
Bergers Handy klingelte. Er klappte es auf, sah aufs Display und meldete
sich. » Hola , Comisario. Ich hoffe, Sie stören mit
guten Nachrichten.«
»Das müssen Sie entscheiden, Miguel. Ich kann Ihnen nur sagen, dass
die Gräfin, das Schwein und eine israelische Tierärztin wohlbehalten an Bord
einer spanischen Fregatte sind. Mehr wurde mir nicht mitgeteilt.«
»Das ist immerhin das Wichtigste. Aber wo hat sie mein Boot gelassen?«
»Dazu gab es keinen Kommentar.«
»Und was ist mit dem U-Boot und dem ganzen wirren Zeug, das Sie mir
erzählt haben?«
»Dazu gab es auch keinen Kommentar.«
Berger zog die Stirn kraus. »Das ist ein bisschen wenig, oder?«
»Dazu gibt es von meiner Seite ebenfalls keinen Kommentar, jedenfalls
nicht am Diensthandy. Wir sehen uns nachher in der Bar, da können wir alles
besprechen. Man bringt die Gräfin jetzt erst mal zu mir nach Cabrera, und dann
werden wir alle aufs Festland geflogen.«
»Gut. Also bis nachher.« Berger klappte sein Handy wieder zu.
»Seltsam. Haben Sie mitgehört?«
Crasaghi machte eine bedauernde Geste. »Es war so laut, dass es sich
nicht vermeiden ließ.«
»Und was sagen Sie dazu?«
»Der Comisario klang, als würde er glauben, dass da etwas vertuscht
werden soll.«
»Aber was? Sagen Sie es mir. Sie wissen doch sonst immer alles
früher als wir.«
Der Bischof grinste verschmitzt. »War das eine inoffizielle Kritik
oder ein offizielles Hilfeersuchen?«
»Gehören Sie zum Team oder nicht?«
»Ich hoffe doch ja.« Er grinste erneut.
»Dann war es eine offizielle Anweisung.«
***
Mit dem nächsten Helikopter kam auch Marga Santo nach Cabrera. Die
eigentlich erfahrene Beamtin wirkte völlig verstört. Schnurstracks ging sie,
den Tränen nahe, auf García Vidal zu und zog ihn beiseite. »Cristóbal, ich muss
Sie dringend sprechen, Carmen auch.«
García Vidal gab Carmen ein Zeichen. Die erkannte an dem Ausdruck in
seinem Gesicht, dass es eine ernste Unterredung werden würde, und drückte
Esmeralda wieder der Sanitäterin in den Arm. Da das Mädchen die Frau schon
kannte, war das Gebrüll diesmal nicht ganz so groß.
Die drei gingen ein Stück zur Seite.
»Was ist denn los, Marga?«, fragte García Vidal leicht besorgt. »So
seltsam waren Sie ja noch nie drauf. Haben Sie Gespenster gesehen?«
»Sie werden es nicht glauben, Chef, aber genau die sind mir
begegnet.«
»Und in welcher Form, wenn ich fragen darf?«
»Ich wollte die Freigabe für die drei Wasserleichen ausfertigen.«
»In Ordnung. Wo ist das Problem?«
»Sie sind weg.« Marga Santo begann, am ganzen Leibe zu zittern.
Nervös steckte sie sich eine Zigarette an.
»Wie, weg?«
»Einfach weg. Das heißt, sie sind nicht nur weg, es gab sie auch
nie.«
Der Comisario nahm Marga die Zigarette aus der Hand. »Hören Sie mal,
was für ein mieses Zeug rauchen Sie da eigentlich?«
»Gar keines. Ich bin clean«, beteuerte Marga Santo. »Es gibt keine
Leichen, und es gab sie auch nie. Alle Dateien sind gelöscht, alle Gewebeproben
vernichtet, es ist, als wären diese Menschen nie auf der Welt gewesen.
Sämtliche Suchanfragen, auch die nach Deutschland und Polen, sind plötzlich
ohne Ergebnis. Anscheinend war jemand vom Auswärtigen Amt im Santanyíer Büro und
hat bei der Kollegin Burguera alle Akten und handschriftlichen Notizen
eingesammelt und sämtliche Dateien in den Dienstcomputern gelöscht. Um
wenigstens ein paar Zeugenaussagen zu sichern, habe ich noch mal bei den Hotels
angerufen, in denen sie abgestiegen waren. Menschen, die mir gestern noch
Zugang zu den Sachen der Toten verschafft haben, bestreiten heute die Existenz
dieser Leute. Ich komme mir vor wie in einem ganz bösen Film.«
»Das können die doch nicht mit uns machen«, protestierte Carmen
zornig.
»Du siehst, dass sie es können«, hielt García Vidal dagegen. »Uns
bleibt absolut nichts anderes übrig, als es zu akzeptieren.«
»Aber Chef«, flehte Marga Santo. »Das
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