Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
sich zusammen. Das größte Stück Arbeit lag noch
vor ihnen. Irgendwie mussten sie es schaffen, Fatma inklusive ihres ganzen
Stützapparates und mitsamt dem zappelnden Schwein in das Rettungsfloß zu
bekommen.
Die Gräfin und Mira bildeten ein so gutes Team, dass es keiner großen
Absprache bedurfte. Sie verstanden sich wortlos. Mira griff sich das Halteseil,
schwamm mit Fatma im Schlepptau zum Eingang des Floßes und erklomm die kleine
Leiter. Dann zog sie das Brett langsam in das Floß hinein. Gräfin Rosa hielt sich
währenddessen mit einer Hand am Halteseil des Rettungsfloßes fest und schob mit
der anderen das Brett so kräftig, wie sie konnte, hinein. Die Fracht wog
mindestens eine gefühlte Tonne, und zwischen kurzen Verschnaufpausen ging es
immer nur zentimeterweise voran. Irgendwann hatten sie ihre verletzte Gefährtin
aber in einigermaßen trockener Sicherheit und kletterten selbst an Bord des Rettungsfloßes.
Filou versteckte sich nach diesem Abenteuer, kaum dass er wieder festen Boden
unter den kurzen Beinchen hatte, am entferntesten Punkt des Gummirondells und
war tödlich beleidigt.
Die beiden Damen benötigten eine Weile, um wieder zu Atem zu kommen.
»Kann mir mal jemand sagen, was uns da gerammt hat?«, japste die Gräfin. »Ich
habe kein Boot und kein gar nichts gesehen. Was in Gottes Namen war das?«
Mira wischte sich das Wasser aus dem Gesicht. »Wenn ich es nicht
besser wüsste, würde ich sagen, dass meine eigenen Leute uns mit dem U-Boot,
das uns abholen sollte, gerammt haben. Es kann natürlich auch ein anderes U-Boot
gewesen sein, das da ungesehen unseren Kiel aufgerissen hat. Das hieße aber,
dass die Leute, die es dem Funkspruch zufolge auf Fatma und mich abgesehen haben,
ebenfalls mit einem unterwegs sein müssen. Dann haben sie uns gefunden und
wissen nun vermutlich auch, dass wir hier auf der Rettungsinsel sind.«
Die Gräfin sah besorgt um sich. »Ich habe gehört, dass die modernen
U-Boote so empfindliche Fühler haben, dass ihnen nicht das kleinste Fitzelchen
um sie herum entgeht.«
Mira nickte. »Das stimmt. Demnach war es kein Problem für die, unser
Gummifloß zu rammen.«
Rosa schnaubte beleidigt. »Und warum, wenn ich fragen darf? Wir
haben doch keiner Fliege etwas zuleide getan.«
»Ganz so ist es nicht«, stoppte Mira den heiligen Zorn der Gräfin.
»Ich habe Ihnen doch erzählt, dass wir zwei Kampfschwimmer unschädlich machen
mussten. Vielleicht waren das ihre Brüder oder Schwestern.«
Bevor Rosa etwas entgegnen konnte, blubberte etwas in unmittelbarer
Nähe der Rettungsinsel. Zischend und schnaubend erhob sich keine fünfzig Meter
entfernt ein U-Boot aus den Wellen. Am Turm trug es die israelischen
Hoheitsabzeichen. Als es ganz aufgetaucht war, ging eine große Luke auf, und
zwei Seeleute mit langen Enterhaken stellten sich bereit. Das Boot nahm
langsame Fahrt auf und kam ganz behutsam längsseits. Einer der Männer, den
Ärmelabzeichen nach war es ein junger Arzt, sprang zu ihnen ins Rettungsfloß.
Ihm folgten zwei Marinesoldaten. Die drei Herren kümmerten sich um Fatma, ohne
Mira oder der Gräfin weitere Beachtung zu schenken. Ein weiterer Mann, den
Schulterstücken nach zu urteilen ein Offizier, kam an Bord und sprach sie an.
»Mira Katzev?«
Mira nickte und begann, in schnellem Hebräisch auf den Mann
einzureden. Er antwortete ebenso wortreich. So ging es eine ganze Weile
zwischen den beiden hin und her, bis Mira aufsprang und an Deck des U-Bootes
kletterte, um, offensichtlich stinksauer, im Innern zu verschwinden. Fatma
wurde von den Sanitätern vorsichtig an Bord gehoben und unter Deck
transportiert. Wenig später war auch der Offizier wieder verschwunden.
Minutenlang geschah nichts, dann schloss sich die Luke. Rosa war etwas
irritiert, dass sich niemand um sie kümmerte. Sie schien für die israelische
Marine Luft zu sein.
An Bug und Achtern schossen plötzlich Fontänen von Pressluft und
Wasser in die Höhe, und das U-Boot begann, ganz langsam abzutauchen.
»Na, was halten wir denn davon?«, murmelte die frierende Gräfin
brüskiert. »Wenigstens bedanken hätten die sich können und einen warmen Tee
dalassen. Sich so einfach verpissen geht gar nicht.«
Leise Alarmhupen ertönten, und das Schiff erhob sich wieder aus dem
Wasser. Die Seitenluke öffnete sich erneut, eine wild gestikulierende Mira kam
heraus und sprang mit einem eleganten Hechtsprung ins Wasser. Mit ein paar
Schwimmzügen war sie an dem Rettungsfloß.
Rosa zog sie zu sich an Bord. »Was
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