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Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi

Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi

Titel: Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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war denn das?«
    »Es tut mir unendlich leid, Durchlaucht, ich kann mich für meine
Landsleute nur tausendmal entschuldigen.«
    Die Gräfin schaute ungläubig dem nun endgültig abtauchenden U-Boot
nach. »Lassen die uns jetzt einfach hier? Das verstößt gegen sämtliche
Gepflogenheiten und alle Paragrafen des internationalen Seerechts.«
    Mira nickte. »Da kann ich Ihnen nur recht geben. Die sagten, dass
auf dem Radar bereits ein sich nähernder Rettungskreuzer der spanischen
Küstenwache zu sehen sei.«
    »Das ist doch noch lange kein Grund, uns über den Haufen zu fahren.«
    »Die waren das nicht. Im Gegenteil, die Ankunft meiner Landsleute
hat Schlimmeres verhindert. Der Kapitän sagte, dass sie ein unbekanntes U-Boot
nur dadurch daran hindern konnten, uns völlig fertigzumachen, indem sie auf
Konfrontationskurs gingen. Dem Typ nach handelte es sich um ein uraltes
russisches U-Boot, eines von der Projektklasse 641. Weder die noch wir hätten
jedoch hier sein dürfen.«
    »Und jetzt werden wir einfach unserem Schicksal überlassen, damit es
nicht zu irgendwelchen diplomatischen Verwicklungen kommt?«
    »Genauso ist das leider mit der hohen Politik.«
    Rosa schaute Mira ungläubig an. »Was wollen Sie überhaupt wieder
hier? Sie könnten jetzt in eine schöne Wolldecke gemummelt an einer leckeren
Falafel knabbern.«
    »Wenn knabbern, dann nur zu zweit. Ich werde doch nicht die Person
in der Scheiße sitzen lassen, die uns aus selbiger herausgezogen hat. Außerdem
habe ich gerade eben gekündigt.«
    »Gekündigt? Beim Mossad? Kann man das einfach so?«
    »Keine Ahnung«, kam es kleinlaut von Mira, »aber versuchen kann man
es ja mal.«
    ***
    Obwohl ihn die Sorge um die Gräfin etwas ablenkte, begann Berger mit
seiner Arbeit. García Vidal war wieder nach Cabrera gefahren, weil Carmen
angerufen und um seine Hilfe gebeten hatte. Der Bischof ging ebenfalls seinem
Job nach und erteilte Großvater Pepe die Sterbesakramente, während Berger sich
aufmerksam im Haus umsah. Alles hier fühlte sich alt an und roch auch irgendwie
so. Es duftete nach altem Mann. Nicht dass alte Menschen stinken würden, aber
sie strömen einen für sie typischen Geruch aus, der sich mit der Zeit in all
ihren Habseligkeiten und ihren Möbeln festsetzt. Und der gute Pepe war, dem
Geruch seiner Wohnung nach zu urteilen, sehr alt gewesen.
    Im Geheimfach des Schreibtisches hatte Pepe nichts weiter gelagert
als die Kontoauszüge, um die sich der Kollege Bastos kümmerte. Was sonst war im
Arbeitszimmer zu finden? An der Wand hingen Bilder. Pepe als Jüngling mit zwei
ebenfalls sehr jungen Damen, Pepe als junger Falangist und Pepe als stolzer U-Boot-Fahrer. »Lobo de Mar« , Seewolf, stand sauber mit weißer Tinte
geschrieben als Untertitel auf dem Bild.
    »Das passt ja schon mal zu dem alten Herrn«, murmelte Berger,
während er die Wände der Wohnung nach weiteren Fotos absuchte. Im Wohnzimmer
schien sich die Ahnengalerie des alten Mannes zu befinden. Da waren Uraltfotos
aus dem 19. Jahrhundert. Die Herren, die da in den unterschiedlichsten
Kleidungen und Epochen abgelichtet worden waren, hatten alle irgendwie
Ähnlichkeit mit Pepe. Es konnte sich aber bei keinem der Jünglinge um Pepe
selbst handeln, denn dann hätte er mindestens hundertfünfzig Jahre auf dem
Tacho gehabt, und das war unwahrscheinlich. Bergers Blick blieb an einem Foto
hängen, das zwei Säuglinge zeigte. Offensichtlich Zwillinge. Er nahm es von der
Wand und suchte auf der Rückseite nach dem Entstehungsdatum des Fotos. »1924«
stand da. »Das kann schon eher hinkommen«, murmelte er. »Wenn er das ist,
scheint Pepe einen Zwillingsbruder oder eine Zwillingsschwester gehabt zu
haben.«
    Es hingen noch weitere Fotos von dem Geschwisterpaar an der Wand,
nur waren die beiden darauf älter und konnten einwandfrei als männlich
identifiziert werden. Auf einem weiteren Foto war nur einer der beiden Brüder
abgebildet. Berger ging näher heran und nahm es ungläubig vom Haken. Der junge
Mann war offensichtlich tot. Man hatte seinen Körper, von Blumen umkränzt, auf
einer Art Platte aufgebahrt. Berger wunderte sich über das seltsame Format, bis
ihm klar wurde, dass das nur die rechte Hälfte eines Bildes war. Er hastete in
Pepes Arbeitszimmer, nahm sich eine Lupe vom Schreibtisch, hielt das Foto ins
Licht und betrachtete die Kanten. Tatsächlich. Das Foto war in der Mitte
hochkant geteilt worden. Als Berger genauer hinsah, entdeckte er an der
Schnittstelle, dass der tote Junge eine Hand

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