Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
Konsulat und hätten gern eine
Frau Mira Katzev gesprochen.«
Anatol ließ sie herein und bat sie, kurz zu warten.
Gräfin Rosa, die Großherzogin und Mira waren auf der Terrasse gerade
dabei, einige Schiffsprospekte zu studieren, um sicherzugehen, dass ihnen nicht
eventuell doch noch eine Kleinigkeit auffiel, die dem Residente auf seinem
neuen Boot gefallen würde.
»Königliche Hoheit, Gräfin Rosa, draußen sind zwei Herren vom
israelischen Konsulat. Sie würden gern mit Frau Katzev sprechen.«
Mira schaute verschreckt hoch, dann nickte sie aber.
»Gehen Sie doch in mein Arbeitszimmer, dann sind Sie ungestört«,
sagte die Gräfin.
»Vielen Dank für das Angebot, aber ich habe keine Geheimnisse vor
Ihnen. Ich würde die Herren gern hier und in Ihrem Beisein empfangen.«
»Tu das, mein Kind«, machte ihr die Großherzogin Mut. »Zur Not
schlagen wir sie gemeinsam in die Flucht.«
Anatol führte den Besuch auf die Terrasse.
Die beiden hielten sich gar nicht erst mit irgendwelchen
Höflichkeitsfloskeln auf. Sie traten zielstrebig auf die junge Israelin zu.
»Major Mira Katzev?«
»Ja.«
»Wir sind hier, um Ihren Pass einzuziehen.«
Sie war wie vom Donner gerührt. »Und warum, wenn ich fragen darf?«
»Sie haben sich unerlaubt von der Truppe entfernt.«
»Ja, aber …« Völlig konsterniert drehte Mira sich hilfesuchend
zur Großherzogin um. »Was sagt man denn dazu?«
Tante Auguste war schlagartig in ihrem Element. »Meine Herren, Major
Katzev wird alles andere tun, als Ihnen ihren Pass auszuhändigen.«
Die beiden standen da wie die Ölgötzen. Der ältere von beiden fasste
sich zuerst wieder. »Mit wem haben wir bitte die Ehre?«
»Da Sie es nicht für nötig hielten, sich vorzustellen, erübrigt sich
Ihre Frage. Sie befinden sich auf exterritorialem Gebiet. Wenn Sie Ihre
Schulaufgaben gemacht hätten, wüssten Sie, dass Sie den Pass dieser Dame auf
spanischem Hoheitsgebiet nur nach einem vorherigen Antrag und von einem
spanischen Exekutivbeamten einziehen lassen können. So etwas lernt man im
ersten Lehrjahr an der Diplomatenschule. Außerdem haben Sie gegen ein Prinzip
verstoßen, das auf der ganzen Welt gültig ist. Sie beide haben sich mit
jemandem eingelassen, ohne sich vorher zu vergewissern, wer er ist. Ich, meine
Herren, habe nämlich schon mit einigen Ihrer Ministerpräsidenten gespeist, als
Sie noch mit einer Trommel vor dem Bauch um Ihre Buddelkiste herumrannten.«
»Ja, aber –«
»Nichts aber, meine Herren. Sie werden jetzt ganz artig dieses
Grundstück verlassen, in Ihr Konsulat fahren und dort auf einen Anruf warten,
in dem Ihnen mitgeteilt wird, in welchem Land Sie ab nächster Woche spielen
dürfen. Guten Tag.« Sie wandte sich an ihren Butler. »Anatol. Würden Sie den
Herren bitte den Weg hinaus zeigen, und danach verbinden Sie mich bitte mit Benjamin.«
Die beiden Männer trollten sich wie zwei geprügelte Hunde.
»Welchen Benjamin meinst du, Tantchen?«, fragte die Gräfin mit einem
breiten Grinsen.
»Na, welchen werde ich wohl meinen. Netanjahu natürlich«, brüllte
Auguste so laut, dass es die beiden noch hören konnten.
Als sie weit genug weg waren, schütteten sich die drei Frauen vor
Lachen aus.
»Kinder, nein.« Mira wischte sich die Tränen aus den Augen. »Meinen
Pass werden die ihr Lebtag nicht vergessen. Vielen Dank, Königliche Hoheit.«
»Keine Ursache, mein Kind.«
»Aber eines würde mich doch noch interessieren. Welchen Benjamin
meinten Sie wirklich?«
»Das mit Netanjahu war kein Quatsch! Sie wollen doch, dass das mit
Ihnen und Ihrer Dienststelle wieder in Ordnung kommt, oder?«
»Ja, sicher.« Jetzt war es Mira, die fassungslos war.
Anatol kehrte auf die Terrasse zurück. Er übergab Mira einen Brief.
»Entschuldigen Sie, meine Dame, aber diesen Brief vergaßen die Herren vor
lauter Schreck an Sie weiterzuleiten.«
Mira öffnete erstaunt den Umschlag und las. So herzlich, wie sie
eben noch hatte lachen können, so tieftraurig wurde ihr Gesichtsausdruck.«
»Kindchen«, fragte die Großherzogin besorgt. »Ist es was Ernstes?«
Mira nickte. Tränen rannen ihr über die Wangen. »Fatma hat es leider
nicht geschafft. Sie ist heute Morgen im Militärkrankenhaus von Haifa an einer
Infektion des Rückenmarks gestorben.«
12
Der junge Diakon, der Crasaghi als Adjutant zugeteilt war, hatte darum
gebeten, beim Bischof beichten zu dürfen. Dazu verzogen sich die beiden unter
Deck. Berger übernahm solange das Steuer der Llaut. Nach ein paar Minuten
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