Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
Kästchen, »unten in unserem Wagen deponieren.« Eine
Kollegin nahm es ihm aus der Hand, um es wegzubringen. »Trotzdem möchte ich Sie
bitten, mir bei der Suche nach Ihren Chips zu helfen. Was hatten Sie bei den
letzten Besprechungen immer bei sich?«
Señora Bauzá war sich sofort sicher. »Mein Hörgerät. Den Schmuck,
meine Brille und auch die Kleidung habe ich jedes Mal gewechselt.« Sie nahm das
Hörgerät aus dem Ohr und gab es dem Techniker.
»Bei mir kann es eigentlich nur die Brille sein«, bemerkte Señora
Álvarez. »Aber ob man da so einen Chip unterbringen kann? Das halte ich für
schwierig.«
Mit einem geübten Handgriff hatte der Techniker das Hörgerät geöffnet.
Der Übeltäter war unter den Batterien versteckt. Er wurde mittels so eines
kleinen Kästchens gesichert. Bei der Brille war der Chip hinter einer kleinen
Verzierung am äußeren Ende des Bügels installiert. Auch für diesen Chip gab es
das passende Behältnis.
»Señoras, zur Sache. Sie können davon ausgehen, dass wir in diesem
Büro eine Menge Material finden werden, das Ihnen mit Sicherheit zu einer
ziemlich extremen Altersarmut verhelfen könnte. Es wäre also ratsam, wenn Sie
ihren Kodex mal vergessen und mir meine Fragen beantworten würden.«
Nun war es Señora Bauzá, die einen Vorstoß unternahm. »Im Fernsehen
heißt es in so einem Augenblick immer: ›Können wir einen Deal machen?‹ Gibt es
so etwas auch in der Realität?«
García Vidal lächelte sie an. »Das kommt ganz darauf an, was Sie zu
bieten haben.«
»Nichts weiter als unsere Mithilfe.«
»Hm.« Er überlegte. »Woraus bestehen Ihre Geschäfte?«
»Wir schaffen Plagiatsware von Afrika nach Mallorca. All den Quatsch,
den man auf Wochenmärkten Touristen andreht.«
»Ist das alles?«
»Außerdem ein bisschen Gold, das wir ohne Mehrwertsteuer extrem
billig einkaufen.«
»Und mit viel Gewinn wieder verkaufen«, vervollständigte García
Vidal ihren Satz. »Ich habe noch immer Ihr Ehrenwort, dass Sie mit Cabrera und
all dem, was sich in letzter Zeit auf der Insel getan hat, nichts zu schaffen
haben?«
»Dessen können Sie sicher sein.«
»Es gibt ein Geheimarchiv, in dem alles über Sie und Ihr Unternehmen
gelagert ist. Wir haben es noch nicht durchsucht und fangen damit auch erst in
zwei Tagen an. Wenn Sie mir mit Ihren Verbindungen den entscheidenden Tipp
geben, sodass wir diese andere Bande stellen können, werden Sie dieses Archiv
eine Stunde vor uns finden – unbeaufsichtigt, versteht sich. Aber ich sage
Ihnen eines: Die Gelder auf Pepes Konten bei der Banca March sind dennoch
futsch, das ist Ihnen doch klar?«
Die beiden Damen nickten betreten.
García Vidal lächelte sie an. »Ich nehme an, dass Sie, wenn Sie Ihre
Unterlagen zurückerhalten, dennoch nicht der Armut anheimfallen werden, oder?«
» Sí , Señor. Wir danken Ihnen und
versichern, dass wir noch im Laufe des Tages erste Ergebnisse liefern werden.«
García Vidal erhob und verbeugte sich. »Sie wissen, wo ich zu finden
bin.«
***
Crasaghi war wie verabredet um zehn Uhr in der Bar Sa Plaça eingetroffen
und wartete seitdem auf den Residente. Mittlerweile ging es auf zwei zu, doch
endlich, neun Cortados später, war es so weit. Berger erschien auf der
Bildfläche. Er hatte den Termin wegen der beiden Toten verschoben, leider aber
vergessen, den Bischof davon zu unterrichten. Vorsichtig schlichen er und der
Comisario durch den Hintereingang in die Bar. Bernardo dankte dem Himmel, dass
sie endlich da waren.
»Señor Residente, ich habe inzwischen alle Familiensünden seit dem
frühen Mittelalter gebeichtet, aber so richtig unterhalten konnte ich Seine
Exzellenz damit nicht. Hätten Sie nicht anrufen können?«
»Sorry, war meine Schuld.« García Vidal hob die Hände. »Ich habe ihn
gebraucht.«
Mit dieser Geste gingen sie auch in den Schankraum, in dem Crasaghi
nervös auf den Tisch trommelte. »Señor Residente, können Sie sich ungefähr vorstellen,
wie sauer ich bin?«
»Es tut mir furchtbar leid«, Berger lächelte ihn voll übertriebener
Demut an, »aber ich komme gerade aus Canossa. Da bin ich nämlich hingegangen,
um mich bei Ihnen zu entschuldigen.«
»Reden Sie keinen Unsinn«, widersprach García Vidal, »ich bin
schuld.«
Berger zeigte auf den Comisario. »Er ist schuld.«
»In diesem Fall bin ich es wirklich«, beteuerte García Vidal. »Da ich
den Residente dringend brauchte, bat er mich, Ihnen Bescheid zu geben. Habe ich
im Stress vergessen.«
»Gott gebe mir
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