Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
wir beide also die nächsten Tage suchen?«
»Erst, wenn der ganze Zinnober hier vorüber ist. Jetzt werden wir
wohl kaum Zeit dafür haben.«
Berger zweifelte. »Mehrere Hundertschaften von Polizisten haben die
Insel gerade eben erst auf links gedreht oder sind noch dabei, das zu tun. Und
die haben jede Menge Spezialgeräte, die ihnen dabei helfen. Da werden wir zwei
Deppen nicht unbedingt den großen Coup landen.«
»Glück, mein Lieber Residente, hat nur der, der nicht daran zweifelt.«
Crasaghi lächelte Berger an. »Aber dafür, dass Sie grundsätzlich an allem
zweifeln, hatten Sie eigentlich schon eine Menge davon.«
Beide betrachteten voller Bewunderung das Ziel ihrer kurzen
Überfahrt.
»Mein Gott, ist das ein wunderschönes Fleckchen Erde.«
Berger lachte auf. »Wenn es denn mal Erde wäre, dann würde hier eine
Menge mehr wachsen. Stattdessen finden Sie hier fast alles, was auf Fels
gedeiht. Und wie Sie ja schon lesen konnten, wachsen hier in Höhlen auf
wundersame Weise sogar Grale.«
***
Carmen hatte alles, was García Vidal angeordnet hatte, in die Wege
geleitet. Momentan war sie dabei, die Aussagen der Flüchtlinge zu
protokollieren. Sie gab den Namen des alten Mannes routinemäßig in den
»Schengencomputer« ein. Es wurde eine Überlagerung angezeigt. Ein
marokkanischer Asylberechtigter, der auf den Namen Melok Ibn Ahmed Salech
hörte, war darin verzeichnet. Diesen Namen hatte der alte Salech als einen
seiner Söhne genannt. Davon, dass der junge Mann Arzt in der Uniklinik von
Barcelona war, hatte er allerdings nichts gesagt.
»Interessant«, murmelte Carmen. »Den wollen wir doch mal kurz anrufen.
Vielleicht ist das wirklich Papas Sohnemann, und er kann uns helfen.«
Es dauerte nur drei Minuten, da hatte sie ihn schon am Hörer.
»Señor Salech, mein Name ist Carmen Lucas, ich bin Comisaria der Policía Nacional auf Mallorca. Ich bitte Sie um Ihre Mithilfe.«
»Gern.«
»Ihr Vater ist Ahmed Ibn Hussein Salech?«
» Sí , Señora. Ist etwas mit ihm?«
»Machen Sie sich bitte keine Sorgen. Er ist auf einem etwas abenteuerlichen
Weg nach Mallorca gekommen, zusammen mit Ihrer Mutter, Señor. Sie sind bei
bester Gesundheit. Leider steht ihre Einreise mit einer strafbaren Handlung in
Zusammenhang, was das Asylverfahren extrem belasten könnte.«
Der Arzt wusste sofort, worauf es Carmen ankam. »Und was verlangen
Sie von mir, damit dieser Zusammenhang nicht aktenkundig wird? Geld?«
Carmens Stimme wurde scharf. »Könnten Sie wohl akzeptieren, dass es
auch Polizisten gibt, die nicht auf ihr persönliches Wohl aus sind?«
»Entschuldigen Sie bitte, Señora. Aber mein Verdacht ist der Erfahrung
geschuldet, die ich mit der Polizei gemacht habe.«
»Ich hoffe, nicht mit den spanischen Kollegen. Wäre es Ihnen möglich,
noch heute nach Mallorca zu kommen? Es wäre doch nett, Ihren Vater
wiederzusehen und uns bei dieser Gelegenheit vielleicht einige Fragen zu
beantworten.«
»Gern, Señora. Es wird sich einrichten lassen«
***
Nachdem sie in der Hafenbucht von Cabrera angelegt hatten, wollte sich
Berger zuerst im Haus von Angel Bauzá umsehen. Er hoffte, dort Hinweise darauf
zu finden, woher der wirtschaftliche Reichtum des Fischers stammte. Ganz im Gegensatz
zum Äußeren des Mannes war sein kleines, direkt am Hafen gelegenes Häuschen
geradezu proper.
»Meine Herren«, entfuhr es Berger. »Der hat hier öfter den Boden
gewischt als sich die Zähne geputzt.«
Das wollte dem Bischof nicht einleuchten. »Macht ihn das nun
verdächtig?«
»Nicht unbedingt verdächtig, aber es schärft den Blick eines jeden
Betrachters. Ein derart offensichtlicher Bruch macht neugierig und lädt zur
Suche nach der Ursache ein.«
»Die Mallorquiner lieben es doch, Familienfotos aller Generationen
an den Wänden hängen zu haben.« Crasaghi zeigte im Raum herum. »Wenn ich mich
hier so umschaue, frage ich mich, ob Ángel das erklärte schwarze Schaf der
Familie war?«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Schauen Sie doch mal dahinten, da ist die ganze Ecke voll.«
Crasaghi ging auf die Stelle zu. »Das sieht aus wie eine intakte
Familiengalerie. Dann kommt dieses Wahlplakat. Ich nehme an, es handelt sich
dabei um den vom Comisario erwähnten Kommunistenführer Emilio Bauzá. Es würde
mich nicht wundern, wenn das sein Vater gewesen wäre. Danach ist bildlich
gesehen Ebbe. Es kommt nichts mehr. Da vorn hängt nur noch seine Konzession als
Fischer auf Cabrera. War Bauzá juniors politisches Zuhause vielleicht doch
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