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Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi

Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi

Titel: Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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eher
die rechte Ecke?«
    Berger nickte. »Sie haben recht, Daniele.« Er schaute sich um. »Hier
hängt wirklich kein weiteres Bild. Das deutet durchaus auf einen Bruch
innerhalb der Familie hin, und die politische Zugehörigkeit kann dabei eine
große Rolle spielen. Ich möchte die restlichen Bauzás nicht unbedingt als Kommunisten
hinstellen, aber um sich mit einem dunkelroten Dogmatiker, wie der Clan-Chef
Emilio einer war, in die Wolle zu bekommen, hätte für Bauzá schon eine moderate
konservative Grundeinstellung ausgereicht.«
    »Wir sollten uns nach einem Parteibuch umsehen.« Crasaghi drehte
sich auf dem Absatz einmal um die eigene Achse. »So etwas hat man doch
eigentlich in seinem Schreibtisch. Wenn man aktiv ist, in der obersten, wenn
man vom Alltag geläutert wurde, vermutlich in der untersten Schublade. Ich sehe
aber noch nicht einmal einen Schreibtisch.«
    Das gesamte Haus bestand aus einem einzigen Wohnraum und einer
kleinen Küche im Untergeschoss sowie einem Schlafraum mit Terrasse und einem
Bad in der oberen Etage. Sie benötigten nicht lange für ihren Rundgang.
    »Hier ist wirklich kein Schreibtisch. Auch sonst nichts, was nach
Büroarbeit aussieht. Der Mann muss irgendwo noch ein Haus haben. Als
Kleinunternehmer erstickt man normalerweise in Papierkram.«
    »Vielleicht hat er einen Buchhalter.«
    »Was zu ermitteln wäre.« Berger stutzte. »Oben im Schlafzimmer,
neben dem Bett, standen drei gepackte Seesäcke.«
    Crasaghi nickte. »Ja, da standen welche. Aber das ist doch für einen
Seemann nicht ungewöhnlich, oder?«
    »Der Seesack ist für einen Seemann sein Heiligtum. Da hat man nicht
mehrere von. Aber selbst wenn, Bauzá war Fischer, das ist eine ganz andere
Spezies. Warum hat der so viele Seesäcke, wo er doch jeden Abend hier direkt
vor seinem Haus anlegen kann?«
    »Vielleicht wollte er verreisen oder umziehen.«
    »Lassen Sie uns nachsehen, Daniele. Einen Blick wird es wohl wert
sein.«
    Vom Jagdfieber gepackt, nahm Berger immer zwei Treppenstufen auf
einmal. Die Seesäcke waren schnell geöffnet, und beide schauten sich verwundert
an. Berger hob einen und kippte den Inhalt auf den Fußboden. Vor ihnen lagen um
die dreißig originalverpackte Schnorchelsets. In den beiden anderen Seesäcken
waren Hüte, Mützen, Strandbekleidung und Luftmatratzen, schlichtweg alles, was
ein Tourist an einem Strandkiosk kaufen konnte.
    »Diesen ganzen Quatsch hat doch Carmen in der Höhle an der Südklippe
gefunden. Hat Bauzá hier einen Kiosk betrieben?«
    Crasaghi schüttelte den Kopf. »Nein, dann wären die Wände sicher
voll von dem Zeug.«
    Bergers Gesicht hellte sich auf. »Kinder, nee, wir reden die ganze
Zeit von den Rissen, die durch die Familien gehen, und sehen sie nicht. Bauzá
war zwar ein Bauzá, aber noch lange kein Bauzá.«
    Der Bischof schaute ihn prüfend an. »Schmerzen scheinen Sie bei so
einem Anfall aber nicht zu haben.«
    »Hören Sie doch hin.« Berger wurde ungeduldig. »Bauzá war zwar ein
Bauzá, aber noch lange kein Bauzá.«
    Man sah Crasaghi an, wie der Groschen pfennigweise fiel. »Und weil
er ein Bauzá war, aber kein Bauzá sein durfte, zahlte er es den Bauzás so heim,
wie es ein Bauzá eben tun würde.«
    »Genau, er zahlte es ihnen heim, wo es ihnen ehrlich wehtun würde,
nämlich auf ihrem eigenen Terrain.«
    »Sagen Sie, Miguel, was ist Ihrer Meinung nach der Schreibtisch
eines Fischers?«
    Berger klopfte Crasaghi anerkennend auf die Schulter. »Sein Boot.
Und ebendieses werden wir uns jetzt einmal ganz genau ansehen.«
    ***
    Es gab zwar niemanden auf dem gräflichen Anwesen, der Fatma gekannt
hatte, dennoch war es so etwas wie Trauerstimmung, was dort durch die
Räumlichkeiten waberte. Selbst Filou lag nicht wie sonst faul und träge in seinem
Körbchen, sondern saß betreten schauend auf seinem Platz und beobachtete genau,
was um ihn herum geschah. Man hatte das Gefühl, das Tier scanne die gesamte
Umgebung mit seinen sensiblen Antennen ab.
    »Ach, Kind«, sagte die Großherzogin seufzend. »Wie können wir dem
Mädel nur helfen?«
    »Ich fürchte, gar nicht«, antwortete Gräfin Rosa. »Wir können ihr
zehnmal sagen, dass sie für Fatmas Tod nicht verantwortlich ist, es wird nichts
nützen. Wir waren nicht dabei, als das alles passierte.«
    »Womit du recht hast. Was mir aber im Nachhinein richtig Angst
macht, ist ihr Gesicht. Mit jeder Minute, die nach der Todesnachricht
verstrich, wurde ihr Gesicht härter, ja fast schon brutal.«
    »Du meinst, sie hegt

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