Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
Rachegefühle?«
Die Großherzogin kaute auf ihrer Unterlippe. »Ich fürchte, ja. Das
Schlimme dabei ist, dass ich sie so gut verstehen kann.«
Sie verstummten, denn soeben betrat Mira die Terrasse. Sie schien
aus der Schockstarre wieder erwacht zu sein, aber ihr sonst so gewinnendes
Lächeln war komplett aus ihrem Gesicht verschwunden. Sie hatte wieder den
schwarzen Kampfanzug an, in dem sie die Gräfin aus dem Wasser gezogen hatte.
»Gräfin, Sie wollten heute noch mit der Großherzogin nach Cabrera
fahren. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich mitnehmen würden.«
Rosa versuchte, in ihrem Gesicht zu lesen, was sich hinter Miras
Stirn abspielte. »Mir scheint, als ließe diese Bitte auf nichts Gutes
schließen. Was wollen Sie da?«
Miras Fassade blieb undurchdringlich. »Auf der Insel befinden sich
noch persönliche Dinge von Fatma, die nicht in falsche Hände gelangen sollen.«
»Wenn ich Sie so ansehe, Kindchen, dann sind diese Dinge bei Ihnen
auch nicht unbedingt in richtigen Händen«, sagte Tante Auguste besorgt.
»Richtig«, stimmte Rosa zu. »Wenn es sich nur um eine angebrochene
Packung Tampons handeln würde, hätten Sie andere Klamotten an.«
Mira schossen die Tränen in die Augen. »Ich will, dass diese Schweine
nicht einfach so davonkommen.«
»Ich denke, Sie haben die Herrschaften schon im Wasser abserviert?«
»Nicht die vom U-Boot.«
»Mira, wie stellen Sie sich das vor? Wollen Sie sich am Strand auf
die Lauer legen und warten?«
»Nein. Ich habe mit unserer Vertretung telefoniert und über den
Konsul Kontakt zu meinen ehemaligen Vorgesetzten aufgenommen. Um meinen Abgang
vom Mossad einigermaßen verträglich zu gestalten, habe ich mich bereit erklärt,
diese ganze U-Boot-Geschichte noch mit aufzuklären. In meiner Zentrale wissen
sie inzwischen, wer der Kopf dieser Schieberbande ist und wo er sich aufhält.
Sie wissen auch, wie die U-Boot-Besatzung neue Instruktionen bekommt.«
»Heißt das, Sie wissen, wann die wieder hier vorbeikommen?«
»In der kommenden Nacht. Der israelische Geheimdienst hat durch
einen fingierten Funkspruch neue Fracht angefordert. Soweit ich herausgehört
habe, ist das alles mit dem spanischen Außenministerium abgesprochen. Der
Übergabepunkt ist diesmal auf hoher See.«
Gräfin Rosa war völlig verdattert. »Es werden Flüchtlinge übergeben?«
»Insgesamt vierzehn, darunter auch Kollegen vom Mossad.«
»Das hört sich für mich so an, als hätten sie erneut die Firma
gewechselt«, sagte die Großherzogin scharf. »Ich denke, wir hatten eine
Abmachung. Haben Sie das schon vergessen?«
»Nein, Königliche Hoheit, aber zuvor habe ich für ein paar Tage eine
kleine Nebenbeschäftigung. Erst danach stehe ich Ihnen komplett zur Verfügung.«
»Wenn Sie dann noch leben.«
»Davon gehe ich aus.«
»Ist das alles mit dem Comisario abgesprochen?«
»Nein«, antwortete Mira genervt. »Aber mit allen an der Aktion
beteiligten staatlichen Diensten. Die werden es ihm schon irgendwie beibringen.
Darf ich nun mit Ihnen mitfahren? Sie müssen mich nur vor der Insel absetzen,
den Rest mache ich ganz allein.«
Die Großherzogin erhob sich. »Rosa, mein Kind, ich denke, wir
sollten in See stechen.«
»Du wirst diesen Irrsinn doch nicht etwa mitmachen?«
»Nein, aber wir können das Schlimmste vielleicht noch verhindern,
wenn wir auch dort sind. Unsere liebe Mira fährt sowieso, wenn nicht mit uns,
dann irgendwie anders, und wenn sie schwimmt. So können wir die Hinfahrt
nutzen, um ihr diesen Furz im Hirn irgendwie auszutreiben.«
***
Die Hoffnung, dass sie irgendwelche Papierunterlagen oder sonstige
Aufzeichnungen an Bord von Bauzás Boot finden würden, trog. Anders als in
seinem Haus war der gute Angel hier nämlich nicht annähernd so ordentlich gewesen.
Zuerst gingen Berger und Crasaghi Stück für Stück die Bordelektronik durch.
Aber da war nichts zu finden, was von der normalen Ausrüstung eines kleinen
Fischerbootes abweichen würde. Das einzige Extra war der Glasboden – und
überhaupt die Rumpfform, wie Berger jetzt erst feststellte. Eigentlich war das
Boot ein klassischer Katamaran, nur wurde dieser Vorteil bei der Verdrängung
dadurch wieder aufgehoben, dass der Rahmen des Glasbodens bis in die
Wasseroberfläche hineinragte und somit Widerstand bot. Was Berger ebenfalls
jetzt erst auffiel, waren die beiden mächtigen Gasdruck-Federarme, die an der
hinteren Kante des Glasbodens angebracht waren.
»Was meinen Sie, Daniele, das sieht aus, als könnte
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