Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
dass Sie mich jetzt sogar mit einem Hubschrauber abholen, ist mehr als nur
aufmerksam.«
García Vidal nickte freundlich in den Rolls-Royce. »Königliche Hoheit,
Gräfin Rosa, wir sind dann mal weg.«
In diesem Augenblick schwebte auch schon der Helikopter über ihren
Köpfen ein und setzte hinter der Finca auf einem freien Campo auf.
Rosa fühlte sich durch die Ereignisse etwas überrumpelt. Sie setzte
sich wieder in den Wagen und sah ihre Tante fragend an. »Und was machen wir
jetzt?«
»Aber Kindchen«, antwortete die Großherzogin. »Wir fahren natürlich
wie geplant nach Cabrera, wozu hast du sonst dein Kampfschwein scharfgemacht?«
Die Gräfin sah zuerst Filou an, der neben der Großherzogin saß, dann
wieder ihre Tante. »Also wenn ich es genau bedenke, bin ich mir nicht sicher,
liebes Tantchen, wen von euch beiden du meinst.«
»Och, Liebchen«, quengelte Auguste wie ein kleines Kind. »Auf
Cabrera ist bald was los, und hier ist der Hund begraben. Lass uns endlich
dorthin fahren, wo einer alten Dame etwas geboten wird.«
***
Auf der Flughafenwache der Polizei fand sich ein kleines Büro, in dem
Carmen sich in Ruhe mit Dr. Salech unterhalten konnte.
»Ich danke Ihnen, dass Sie sich die Zeit genommen haben, meine
Arbeit hier auf Mallorca zu unterstützen.«
»Wenn ich ehrlich bin, Señora, fühle ich mich eher, als hätten Sie
mich herzitiert.«
»Sie können davon ausgehen, dass ich das getan hätte, wenn Sie einer
Anreise nicht so prompt zugestimmt hätten. Aber nun sind Sie da, und wir können
unser Treffen als einen freundlichen Besuch Ihrerseits werten.« Sie schaute
kurz in ihre Unterlagen. »Señor Salech, mir ist klar, dass Sie Ihren Bruder,
der sich noch in Marokko befindet, in Gefahr bringen, wenn man Ihnen eine
Zusammenarbeit mit den Behörden nachweisen kann.«
»Das ist nicht ganz richtig, Señora«, korrigierte Salech. »Es reicht
schon der bloße Verdacht.«
»Genau das ist der Grund, warum wir uns hier am Flughafen treffen.
Ich habe auf meinem Laptop Bilder von diversen Personen, die wir verdächtigen,
sich mit kommerziellem Menschenhandel zu befassen. Wir wären Ihnen dankbar,
wenn Sie sich diese Bilder einmal ansehen würden.«
»Warum soll ich das machen? Sie verlangen von mir, dass ich Menschen
verpfeife, die mir entscheidend dabei geholfen haben, in Spanien mein Glück zu
finden.«
»Diese Herrschaften hätten Sie aber auch ohne Bedenken über Bord
geschmissen, wenn Ihnen im Zuge Ihrer Einreise ein Polizeiboot begegnet wäre.
In diesem Job ist sich jeder selbst der Nächste.«
»Worin liegt mein Vorteil, wenn ich Ihnen helfe?«
»Ich könnte mich zum Beispiel um Asyl für Ihre gesamte Familie
bemühen.«
Der Arzt überlegte kurz. »Gut, Sie scheinen ein Mensch zu sein, auf
den man sich verlassen kann. Machen wir den Deal. Ich werde Ihnen helfen,
soweit ich kann, ohne meine Leute zu gefährden.«
Als Carmen den Bildschirm ihres Computers gerade zu Dr. Salech
drehen wollte, klingelte ihr Handy. Der Comisario war dran und berichtete ihr
von Bergers Entdeckung. »Ich fasse es nicht«, war ihr Kommentar. »Da wäre ich
im Lebtag nicht draufgekommen. Ich frage hier gleich mal meinen
Gesprächspartner.« Sie klappte ihr Handy wieder zu.
Dr. Salech nickte ihr wohlwollend zu. »Ich danke Ihnen, dass
Sie es mit der von Ihnen zugesicherten Anonymität ernst meinen. Was soll ich
Ihnen bestätigen?«
»Ich bitte Sie, sich folgende Geschichte anzuhören und mir zu sagen,
ob Sie sie so oder anders erzählen würden.«
Er nickte. »Gern.«
»Der Fluchtweg geht von Casablanca per Flugzeug nach Tunesien und zu
Fuß weiter durch die Wüste nach Libyen. In einer Hafenstadt werden die
Flüchtlinge mit verbundenen Augen auf Schiffe verfrachtet, wobei es sich auch
um U-Boote handeln könnte. Die Fahrt dauert etwa drei Tage, dann geht es,
wieder mit verbundenen Augen, in eine Höhle. Einige Zeit später werden die
Flüchtlinge wie Schnorcheltouristen verkleidet und von einem Fischerboot auf
die andere Seite der Insel Cabrera gebracht. Dort steigen Sie durch ein Loch im
Boot ins Wasser, um gleich darauf neben einem Touristenboot wieder aufzutauchen
und nach Colonia Sant Jordi oder in eine andere Hafenstadt im Süden Mallorcas
gebracht zu werden.«
Wieder nickte Salech. »Wenn ich ein Drehbuch schreiben würde, wäre
das die Handlung.«
»Wunderbar. Kommen wir zum Casting. Wie würden Sie die Rollen
besetzen?« Sie drehte den Computer zu ihm hin, und der junge Arzt betrachtete
eine Menge
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