Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod Auf Dem Jakobsweg

Tod Auf Dem Jakobsweg

Titel: Tod Auf Dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
Vom Netzwerk:
ein sehr würdiger und tiefgläubiger Mensch, das merkte man gleich. Davor habe ich Respekt.»
    «Macht ja nichts.» Caro tätschelte ihr großmütig die Schulter. «Ich fand ihn auch ziemlich sexy.»
    «Sexy?» Edith hatte nur den letzten Satz gehört. «Wer?»
    «Die Mönche in der Klosterkirche, die uns die gregorianischen Gesänge geboten haben», antwortete Caro mit todernstem Gesicht.
    «Findest du? Ich weiß nicht, die meisten waren doch recht graue Kerle. Sie singen wunderbar, wirklich wunderbar, aber sonst? Bei sexy denke ich eher an den jungen Bruder, der uns den Kreuzgang erläutert hat.»
    Caro lachte schallend und zog die kichernde, wieder errötende Eva mit sich davon.
    Edith blickte den beiden irritiert nach. «Was haben sie denn? Habe ich was Dummes gesagt? Nur weil ich selbst schon grau bin, bin ich nicht blind.»
    «Überhaupt nicht», grinste Leo, «die beiden sind absolut deiner Meinung. Was ist mit Enno passiert? Humpelt er?»
    Enno überquerte einige Schritte voraus die Calle Paloma und verschwand in einer Apotheke, aber deren Tür ein grünes Neonkreuz hektisch blinkte. Er humpelte tatsächlich leicht, über seinen linken Arm zog sich eine tiefrote Schramme, eine zweite, breitere, über die linke Wade bis unter das Hosenbein seiner knielangen Shorts.
    «Frag ihn besser nicht.» Obwohl Enno sie nicht mehr hören konnte, dämpfte Edith ihre Stimme. «Er ist in der Yecla-Schlucht abgerutscht. Ich glaube, es ist ihm peinlich, Männer sind in diesen Dingen oft komisch. Als wir am Ende der Schlucht den Pfad zurück zur Straße hinaufkletterten, hat Sven dazu eine Bemerkung gemacht, nicht sehr geschmackvoll oder komisch.»
    «Er hat es nicht böse gemeint», behauptete Selma.
    «Wohl nicht», stimmte Edith halbherzig zu. «Enno war anderer Meinung. Er hat wütend gekontert, Sven solle doch sein blödes Maul halten Hättest du das von ihm erwartet, Leo?»
    Wieder auf der Landstraße bei den wuchtigen über die Schlucht aufragenden grauweißen Felsen angekommen, hatte Sven zum Himmel hinaufgezeigt, erzählte Edith. Hoch über ihnen hatten ein Dutzend oder gar zwanzig große Vögel gekreist.
    , hatte er gerufen,
    Leo schluckte. Nachdem schon ein Mitglied der Gruppe schwerverletzt auf der Intensivstation lag, empfand sie Svens Humor als makaber. Schlagartig fühlte sie sich an den steilen Abhang beim nebligen Pass zurückversetzt, meinte sie wieder Benedikts kaum wahrnehmbaren Hilferuf zu hören. Sie hatte gelesen, diese Raubvögel seien die größten Geier Europas, die Spannweite ihrer Flügel betrug fast drei Meter. Bis zum Verbot während der BSE-Krise hatten die nordspanischen Bauern verendetes Vieh auf ihren Wiesen diesen Geiern zur Entsorgung überlassen, auch in der Hoffnung, die fliegenden Aasfresser ignorierten dann noch lebendes Vieh. Ein so preisgünstiger wie praktischer Beitrag zum ewigen Kreislauf der Natur.
    «Erzähl», sagte Leo. «Was ist in der Schlucht passiert?»
    Edith sah zögernd dem Rest der Gruppe nach, der gerade um eine Hausecke verschwand, sie sehnte sich nach einer ausgiebigen Dusche. Doch sie setzte sich mit einem Ächzer auf eine Bank unter einer jungen Platane. Selma nahm neben ihr Platz und klopfte auffordernd auf das grüngestrichene Metall. Jakob hatte um Eile gebeten, sie seien spät dran, die Kellner warteten sicher schon mit dem Abendessen. Sollten sie warten, dachte Leo, setzte sich und hörte zu.
    Der Weg durch die Schlucht sei relativ kurz, begann Edith, trotzdem hatte sich die Gruppe wieder schnell auseinandergezogen. Enno ging als Letzter in die Schlucht, weil er am Eingang seine Stiefel nachschnüren musste. Normalerweise ging Jakob immer als Letzter, doch Selma hatte den schmalen, nur von einem Draht gesicherten feuchten Steg entlang der Felswand und die in den Pfad ragenden schroffen Felsbeulen gesehen und um seine Hilfe gebeten. , hatte Enno gerufen, Enno konnte hier nicht verlorengehen und war zudem ein erfahrener Bergwanderer, so war Jakob mit Selma und Edith den anderen gefolgt.
    Die engen Felswände verstärkten das Rauschen des in einigen Metern Tiefe durch sein felsiges Bett strömenden Baches zum Tosen. Als sie den in der täuschenden Akustik der Felsspalte seltsam verzerrten Schrei hörten, klang es, als habe jemand aus Vergnügen

Weitere Kostenlose Bücher