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Tod Auf Dem Jakobsweg

Tod Auf Dem Jakobsweg

Titel: Tod Auf Dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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tüchtige Marisa die Würstchen wendete und den Kindern die Nasen putzte? Der brave Fritz, der so treu wirkte wie ein Bernhardiner — ein schnöder Ehebrecher unterwegs mit seinem Seitensprung. Ausgerechnet auf einem Pilgerweg. Sünde, Ablassreise inbegriffen. Wie praktisch und rationell.
    Kurz entschlossen klickte Leo auch diese Seite weg. Im ersten Moment hatte ihre Entdeckung sie amüsiert, im zweiten das schale Gefühl schmuddeliger Indiskretion ausgelöst. Für moralische Urteile fühlte sie sich nicht zuständig, sie würde das Geheimnis hüten. Auch wenn sie schrecklich gern gewusst hätte, wie Fritz seine Abwesenheit zu Hause begründet hatte. Rita und er waren nicht mit dem Flugzeug nach Bilbao gekommen, sondern mit dem Auto. Das verlängerte die Reise um mindestens vier Tage. Sogar um einige mehr, denn Rita hatte erzählt, sie seien auf dem Herweg . Egal, es ging sie nichts an.
    Sie gab den letzten Namen ein, Janina Instein, und fügte automatisch Hamburg hinzu. Sie hatte gedacht, Nina lebe dort, wie Benedikt, auf der Liste stand hinter ihrem Namen als Ortsangabe jedoch Aumühle. Die Hamburger betrachteten die kleine Stadt als einen ihrer noblen Vororte, tatsächlich lag sie schon in Schleswig-Holstein. Also «Janina Instein Aumuehle». Nichts. Sie löschte «Aumuehle» und landete einen mageren Treffer. Besser als nichts. Es war eine Veröffentlichung Ninas über eine Ausstellung nordamerikanischer bildender Künstler im Guggenheim-Museum Bilbao in einer Kunstzeitschrift, die Leo nicht kannte. Sie hätte den Artikel gerne gelesen, doch dazu war nun keine Zeit.
    Und jetzt?
    Instein. Irgendetwas sagte ihr der Name. Was? Sie hatte ein schlechtes Namensgedächtnis, wenn er ihr bekannt vorkam, musste er etwas bedeuten. Also Instein, ohne Vornamen, ohne Ortsangabe — die Zahl der Meldungen stieg auf weit über tausend. Als sie es doch mit dem Zusatz Hamburg versuchte, lieferte das Netz immer noch etliche Seiten. Beim Überfliegen der Titel begriff sie, woher sie den Namen kannte. Instein & Pfleger stand für eine Hamburger Pharma-Firma, jedenfalls befanden sich die Zentrale und die Forschungsabteilung noch dort. Für den eigentlichen Betrieb war das alte Firmengrundstück zu klein geworden, um die Auslagerung der Produktion hatte es Ärger gegeben. An mehr erinnerte sie sich nicht, es war etliche Jahre her.
    Irgendwo in dieser Flut der Meldungen musste die Geschichte stecken. Es war für ihre Suche nicht wirklich wichtig, doch nun wollte sie es wissen. Gut möglich, sogar wahrscheinlich, dass Nina zu dieser Familie gehörte. Dann war sie eine ausnehmend gute Partie, und es sprach für Ruth Siemsens Charakter, wenn sie Nina trotzdem nicht als Freundin ihres Sohnes schätzte. Womöglich fürchtete sie, er könne in der reichen Gesellschaft missachtet oder als Mitgiftjäger verdächtigt werden. Auf der Rückfahrt vom Hospital hatte Jakob erzählt, Benedikt sei in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen. Ruth Siemsen hatte ihren Sohn alleine aufgezogen, sie arbeitete in einem Hotel als Gästebetreuerin, irgendwas Leitendes und in einem der ersten Häuser der Stadt, aber es klang keinesfalls nach Villa mit Pool und schwarzer Limousine. Danach sah sie auch nicht aus, und wäre sie wohlhabend, würde sie kaum in demselben Drei-Sterne-Hotel wohnen wie die Wandergruppe. Es war ein schönes und gemütliches Hotel, aber nicht gerade als luxuriös zu bezeichnen.
    Da tauchte eine andere Frage auf. Wenn Nina so wohlhabend war, warum hatte sie sich dann gerade für diese Reise entschieden? Auch auf dem Jakobsweg gab es Gruppenreisen in echter Luxusvariante. Andererseits musste sie nicht selbst wohlhabend sein, arme Verwandte gab es auch in solchen Familien.
    «Entschuldigung, brauchen Sie noch lange?» Hinter Leo stand ein Mann und machte ein höflich fragendes Gesicht. «Ich will Sie nicht drängen», sagte er, «aber ich glaube, Sie haben das Zeitlimit schon überzogen, und ich muss ein paar sehr wichtige Mails schreiben.»
    «Klar.» Leo klickte die Meldungen weg, nahm Notizheft und Bleistift und stand auf. Von einem Zeitlimit wusste sie nichts, vielleicht hatte er sich das ausgedacht, um sie auf höfliche Art zu vertreiben. Es war ihr recht, sie hatte genug gegründelt, es war höchste Zeit, durch die Stadt zu schlendern und sich einer großen Portion Eiscreme und den Sehenswürdigkeiten zu widmen Genau in dieser Reihenfolge.
    Als sie sich noch einmal nach dem Mann am Computer umsah,

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