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Tod Auf Dem Jakobsweg

Tod Auf Dem Jakobsweg

Titel: Tod Auf Dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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an Hall und Echo geschrien. Doch Jakob kannte die Schlucht und ihre Täuschungsmanöver und eilte zurück.
    Nur ein geringes Stück des Weges zurück sah er zuerst Fritz, der auf dem felsigen Steg kniete. Dann erkannte Jakob die beiden Fäuste, die Fritz’ Unterarm umklammerten, Ennos Kopf und Schultern, die über die Kante ragten. Mit einem Satz war er neben Fritz, gemeinsam zogen sie Enno nach oben.
    Als alle drei schwer atmend gegen die Felswand gelehnt saßen, hatte Jakob gefragt, was passiert sei.
    Fritz hatte sich den Schweiß von der Stirn gewischt und gesagt, sie hätten nur zum Bach hinuntersehen wollen und wohl unterschätzt, dass der Weg ein bisschen abschüssig und durch die Feuchte glatt sei, jedenfalls sei Enno plötzlich abgerutscht.
    Jakob hatte nur müde genickt. Zum Glück fiel die Felswand an dieser Stelle nicht senkrecht oder nach innen geneigt zum Bach ab, sondern schräg. Nach dem ersten Schrecken hätte Enno es auch ohne Hilfe geschafft, wieder hinaufzuklettern.
    «Trotzdem», sagte Selma, als Edith schwieg, «wenn Fritz nicht gleich nach ihm gegriffen und so den Sturz abgeschwächt hätte, hätte er sich auf den schroffen Steinen den Schädel einschlagen können. Ich glaube nicht, dass er heute Appetit aufs Abendessen hat. Mir dreht sich schon der Magen um, wenn ich nur an diese Felsspalte denke.»
    «Ach was.» Edith sah ihre Freundin streng an. «Dir wird immer gleich mulmig, wenn es irgendwo eng wird oder direkt an einem Abhang langgeht. Du solltest besser auf Eiderstedt wandern, da ist meilenweit nur plattes Land. Ich fand den Weg spannend und habe mich keine Sekunde unsicher gefühlt. Na ja, ein- oder zweimal vielleicht, als der Fels so stark überhing, dass man sich zur Seite nahezu über den Bach beugen musste. Das war schon ungemütlich, aber deshalb ist die Yecla-Schlucht so berühmt, wenn’s ein schlichte Sonntagsspaziergang wäre, ginge kein Mensch hindurch. Leo? Ein Königreich für deine Gedanken.»
    «Das sind sie nicht wert. Ich habe nur überlegt ob es mit Ennos Erfahrungen als alpiner Bergwanderer vielleicht nicht ganz so weit her ist, wie er erzählt hat», log sie. «Jetzt sollten wir uns beeilen, sonst findet das Abendessen ohne uns statt.»
    «Woher wisst ihr so genau, was in der Schlucht passiert ist?», fragte sie, als sie weitergingen.
    «Den letzten Teil haben wir gesehen.»
    «Und gehört», ergänzte Selma.
    «Ja, das, was Fritz und Jakob gesagt haben. Wir sind natürlich nicht stehen geblieben. Wir haben Ennos Schrammen gleich mit unserer Wundersalbe versorgt, Ringelblumen und Beinwell, das hilft immer. Das Übrige hat Jakob erzählt, bevor wir am Ausgang der Schlucht die anderen einholten. Wir wollten es natürlich genau wissen, da konnte er machen, was er wollte. Die anderen haben nur eine Kurzfassung gehört: Enno ist gestolpert und abgerutscht, Fritz und Jakob haben ihm wieder auf den Steg geholfen. Punkt. Damit hätten wir uns nicht zufriedengegeben.»
    «Klar, ich auch nicht. Was hatte Enno dazu gesagt?»
    «Gar nichts», sagte Edith und sah Selma an. «Oder?»
    «Gar nichts», bestätigte Selma. «Der arme Mann war wohl zu erschreckt.»
    Leo nickte. «Sicher war er das. Wo war Rita, als es passierte?»
    «Ganz vorne.» Selma neigte sich ihr mit wissendem Lächeln zu. «Die beiden Müllers hatten nämlich in Sachen Harmonie einen schlechten Tag, das kommt in den besten Ehen vor.»
    An der Rezeption angekommen, ließen sie sich ihre Schlüssel geben, Leo folgte den beiden Freundinnen langsam die Treppe hinauf. Heute Mittag hatte sie eine Magenverstimmung simuliert, nun war ihr wirklich übel. Enno war zurückgeblieben, um seine Stiefel nachzuschnüren, Fritz hatten Edith, Jakob und Selma weiter voraus bei den anderen vermutet. Wieso war er plötzlich hinter ihnen bei Enno gewesen?
    Sosehr sie es versuchte, der Gedanke ließ sich nicht beiseiteschieben. Er zeigte ein Vexierbild. Von einer Seite betrachtet, zog Fritz als Retter in der Not Enno zurück auf den Steg. So, wie Jakob es gesehen hatte. Von der anderen Seite zeigte es, wie Enno sich an Fritz’ Arm klammerte, der versucht hatte, ihn hinunterzustoßen.
    In ihrem Zimmer rannte Leo schnurstracks zur Minibar und leerte eines dieser winzigen Brandy- Fläschchen in einem Zug. Der Alkohol brannte in ihrem Hals und ließ sie nach Luft schnappen. Schon wieder Fritz. Hatte er nicht von Burguete aus die Möglichkeit gehabt, auf den Pass zu steigen und Benedikt abzupassen? Und nun? Hatte Jakob womöglich nur

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