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Tod Auf Dem Jakobsweg

Tod Auf Dem Jakobsweg

Titel: Tod Auf Dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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verstohlen die Übrigen.
    Bis auf zwei waren nun alle Stühle besetzt. Die beiden Müllers, ein Paar, an dem einzig der Altersunterschied von wohl anderthalb Jahrzehnten auffällig war, saßen nebeneinander und widmeten sich in stiller Harmonie ihrem Frühstück. Sie sahen aus wie ein Manager der mittleren Ebene und seine Assistentin, was sich aber von vielen Ehepaaren sagen lässt, jedenfalls nach dem ersten Blick.
    Die Damen Graumeliert und Rosa plauderten mit dem Reiseleiter. Jakob Seifert war ein Mann von kräftiger Statur, und man sah ihm an, dass er sich viel in frischer Luft bewegte. Er hatte seine Gruppe am Flughafen in Bilbao in Empfang genommen, und seither bewunderte Leo seinen unerschütterlichen Frohsinn, jetzt noch mehr die Eleganz, mit der er die Vollkornbrot-Klage überging und versicherte, zum Frühstück werde ab sofort immer auch Tee bereitstehen, selbstverständlich verfügten alle künftigen Hotels über Nichtraucherzimmer und — doch — er rechne mit tadellosem Wetter. Er habe es extra bestellt, der Apostel Jakobus, immerhin sein Namenspatron, habe von jeher einen guten Draht zu Petrus. Im Übrigen kenne er den Weg wie seine Westentasche, er sei ihn schon oft gegangen und habe Santiago jedes Mal unversehrt erreicht. Die Damen waren entzückt, und Graumeliert schickte einen Blick zu Rosa, der dem Stolz über den ersten Preis in angemessen war.
    Auch ihnen gegenüber saßen zwei Frauen. Carla und...? Sie beugten sich über den Streckenplan des ersten Tages und berechneten, wie lange es dauern könne, bis sie den höchsten Punkt, den Cisa-Pass, bewältigt haben würden. Sie waren Kolleginnen, beide etwa Mitte dreißig und semmelblond, beide trugen eine Brille ohne Rand und reisten, wenn Leo sich richtig erinnerte, zum ersten Mal gemeinsam. Ein mutiges Unternehmen. So eine Reise, besonders im Doppelzimmer, war ideal, um sich abgrundtief zu zerstreiten — gar keine gute Basis für eine künftige konstruktive Zusammenarbeit.
    Blieb noch das jüngere Paar am Ende des Tisches, Helene Vitus und Sven Bowald. Sie hatten sich in ihrer heimischen Wandergruppe kennengelernt, in irgendeiner hessischen Kleinstadt, und waren offensichtlich schwer verliebt.
    Helene musste sehr früh aufgestanden sein, ihr Haar, gut schulterlang und von natürlichem Burgunderrot, war frisch geföhnt und hätte auf jedem Sektempfang Ehre eingelegt. Svens Bürstenhaarschnitt sah vor allem praktisch aus. Bei der Vorstellungsrunde hatte er sich gestern Abend als erster Verkäufer im Autohaus ihrer Heimatstadt vorgestellt, was erklären mochte, warum die Brusttasche seines Hemdes ein Jaguar-Emblem zierte, das zu einer vor allem von den Männern bestrittenen Diskussion um die Vorzüge des Allradantriebs geführt hatte.
    Mit Svens Wanderlust war es trotz der Mitgliedschaft in seinem Wanderverein nicht allzu weit her. Eigentlich wäre er lieber im Herbst verreist, hatte er Leo später anvertraut, aber Helene habe auf diesem Termin bestanden. Aus beruflichen Gründen, das gehe natürlich vor. Überhaupt sei sie von ihnen die Wanderbegeisterte. Ihm reichten kurze Touren, ein Sonntag im Odenwald — das sei nett und erholsam. Diese Tour hätte er lieber im Auto absolviert. , hatte er sich sofort verteidigt, obwohl sich nicht ein Härchen ihrer Augenbrauen gehoben hatte. Dann gehe es zwar nicht über die einsamsten Pfade, aber entlang der Straßen sei auch Interessantes zu sehen, und sein neuer Landrover schaffe es spielend durch Schlammlöcher und über holperige Bergwege. Bei der anschließenden Lobpreisung diverser, für Leo absolut kryptischer technischer Details strahlte er wie ein Kind, dem das größte Päckchen unterm Weihnachtsbaum zugesprochen worden war. Seine Liebe zu Helene musste tief sein. Leo hoffte, sie werde diesen Härtetest überstehen.
    Nina war immer noch nicht da. Dafür ließ sich ein junger Mann auf den Stuhl gegenüber Leo fallen Er brummte Benedikt ein verschlafenes «Guten Morgen» zu und sah Leo stirnrunzelnd an.
    «Hannelore?», überlegte er. «Nein, nicht sagen. Ich hab’s gleich. Ich bin Felix, nur zur Erinnerung. Ach ja: Eleonore. Richtig? Hübscher Name. Aber ziemlich altmodisch, das passt gar nicht zu Ihnen. Nennen Ihre Freunde Sie Ella?»
    «Wer das tut», sagte Leo und lächelte süß, «gehört nicht mehr zu

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