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Tod Auf Dem Jakobsweg

Tod Auf Dem Jakobsweg

Titel: Tod Auf Dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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meinen Freunden. Die nennen mich Leo.»
    «Wie bei mir!», rief Carola in fröhlicher Verschwesterung. «Mich darf auch keiner Carola nennen, der mein Freund bleiben will. Ich bin Caro.»
    «Klare Ansage.» Felix grinste und musterte Leos strubbeliges Haar. «Ab jetzt nur noch Caro. Und Leo. Der Name passt zu Ihrer Frisur. Bisschen dunkel für einen Löwen, aber sonst — perfekt.» Er prostete ihr mit seiner Kaffeetasse zu und sah sich um. «Schrecklich munter, die Leute. Es ist doch erst acht.»
    «Zwanzig nach», rief Enno, diesmal unterstützt von seinem erhobenen Messer, «Frühstück um acht. Das ist die Regel. Abfahrt Punkt neun Zum Wandern viel zu spät, aber in Gruppen muss man sich anpassen.»
    Felix murmelte etwas von unchristlicher Zeit und perfidem Gruppenzwang und köpfte ein Ei.
    Endlich kam auch Nina. Sie gab Benedikt einen raschen Kuss auf die Wange und setzte sich auf den letzten freien Stuhl am anderen Ende der langen Tafel.
    «Wo warst du?», rief er über den Tisch. «Hast du keinen Hunger?»
    Sie schüttelte den Kopf. «Ich möchte nur Milchkaffee. Ich war spazieren, das weißt du doch. Es ist so schön still draußen. Der Himmel über den Bergen war ganz rot. Sicher bleibt das Wetter schön.»
    «Morgenrot, Schlechtwetterbot’!», murmelte Hedda neben Leo in ihre Serviette. «Aber vielleicht ist hier alles ein bisschen anders. Hoffentlich.»
    Sie schien eine höfliche Person zu sein. Leo hatte die gleiche Bauernweisheit auf den Lippen gehabt, allerdings hätte sie sie sehr viel deutlicher verkündet. Es gelang ihr nicht immer, ihren Hang zur Besserwisserei zu unterdrücken. Sie füllte ihre fasse zum vierten Mal mit dem köstlich schwarz gebrannten spanischen Kaffee und nahm sich vor für die nächsten zwei Wochen still, höflich und geduldig zu sein, sich überhaupt aus allem herauszuhalten. Sie hatte Urlaub und nichts zu tun, als die Landschaft zu genießen, Kirchen und Klöster zu besichtigen und mit der Herde dem Reiseleiter nachzulaufen.
    Von irgendwo klang es, als lache jemand.
     
    Punkt fünf Minuten vor neun war die Reisegruppe vollzählig vor dem Bus im Hof des Hotels versammelt. Nachdem Ennos Vorschlag, einander zu duzen, wie es bei Wanderern üblich sei, mehr oder weniger zögerlich, doch letztlich einstimmig angenommen war, wurde auch der Busfahrer vertraulich als Ignacio begrüßt, und es konnte losgehen.
    Wanderer sind eine besondere Spezies, die sich in echte und reine Lustwanderer aufteilt. Das Wichtigste für beide Arten sind gute und gründlich erprobte Schuhe, wobei der kluge Lustwanderer um seine zarteren Füße weiß und niemals ohne einen Vorrat von Pflastern verschiedener Größe auf Wanderschaft geht. Der echte Wanderer hat das nicht nötig. Dessen Schuhwerk ist so gut eingelaufen, dass nichts drücken oder reiben kann. Er hat trotzdem eine ordentliche Auswahl an Pflastern im Rucksack, für alle Fälle und weil er weiß, dass es unter den Mitwanderern stets mangelhaft ausgerüstete Anfänger gibt. Wanderer sind enorm sozial.
    Gleich danach kommt das Wetter. Hier erkennt man den passionierten, also echten Wanderer besonders leicht: Er wird dessen Bedeutung niemals zugeben oder gar über ausgedehnte Tiefausläufer klagen, sondern einzig auf die Allgegenwart von regenfester Überkleidung in seinem Rucksack verweisen.
    Lautes Singen, das Nichtwanderer zu den Leidenschaften aller Fußreisenden rechnen, ist bei beiden Unterarten aus der Mode, was alle übrigen die freie Natur bevölkernden Lebewesen enorm entlastet.
    Trotz fließender Grenzen unterscheiden sich die beiden Fraktionen am deutlichsten durch die Ernsthaftigkeit ihres Tuns. Darum kann auch die Frage der Kopfbedeckung bei der Unterscheidung helfen. Der echte Wanderer kennt die Tücken der Sonne, er zollt ihr Respekt und geht selbst bei verhangenem Himmel niemals ohne Hut.
    Leo verabscheute Kopfbedeckungen jeder Art. Bis der Verkäufer in ihrem Sportgeschäft von Sonnenstichen, Brandblasen auf der Kopfhaut und hitzebedingten Migräneattacken gesprochen hatte. Ihr Hut zeigte die Farbe schmutzigen Sandes, seine Krempe beschattete die Augen und den Nacken, ein winziges Täschchen an der linken Seite zierte ein ebenso winziger giftgrüner Druckknopf — kurz gesagt: Dieser Hut war vor allem praktisch. Zu dumm, dass sie ihn im Hotel vergessen hatte und erst an ihn denken würde, wenn zuerst der Schweiß, dann eiskalter Regen ihren Nacken hinabrann.
    Ignacio brachte die Gruppe über die Grenze in das französische

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