Tod auf der Donau
Übersetzungen veröffentlicht wurden. Toll. Ich gratuliere.«
»Ich kann gar nicht glauben, dass ich diese Übersetzungen wirklich gemacht habe. Wenn ich an die Bücher denke, habe ich das Gefühl, dass sie jemand anderer übersetzt hat … Hör zu, Mona! Du musst weg. Sofort, sonst schmeißen sie mich raus.«
»Das würde dir nur guttun.«
»Wie bitte?«
»Schau dich doch an! Warum steigst du verdammt noch mal nicht aus und schaust dir die Welt an? Warum steckt ein Mann wie du in einem solchen Gefängnis? Wenn du dich sehen würdest … Ich habe gehört, wie dich der Typ beschimpft hat. Eine Frechheit!«
»Das darfst du nicht ernst nehmen.«
»Er behandelt dich wie den letzten Verlierer.«
»Er ist mir scheißegal. Dieser Mensch weiß doch gar nichts über mich.«
»Aber er zerstört dein Leben. Er beleidigt dich. Du ähnelst schon deinen Passagieren. Du könntest irgendwo an der Uni unterrichten oder übersetzen … Wo liegt das Problem? Du kannst doch – um Gottes willen – nicht dein ganzes Leben die Donau auf und ab fahren wie ein Matrose! Es reicht, die Stufen bis zum Ausgang hochzugehen, ein paar Schritte, nicht mehr. Wir könnten zusammen weggehen …«
Sie sprach leise, doch ihre Worte hallten wie Schreie.
»Du bist also gekommen, um mich zu belehren?! Das ist ja unglaublich. Weißt du was? Lass mich in Ruhe. Ich gehe mich duschen. Schau dich doch selbst im Spiegel an, und überlege mal, wem du ähnlich siehst. Und dann scher dich zum Teufel! Nie etwas ausprobiert, aber alles am besten wissen. Du bist wie diese ADC-Typen. Wenn ich aus dem Bad raus bin, bist du weg.«
Monas Unterlippe zitterte, sie hatte Tränen in den Augen. Ihr Entsetzen bereitete ihm diebische Freude. Er wollte, dass sie büßte. Er drehte sich um, fest entschlossen, sie zu ignorieren.
»Warte!«, rief sie. »Ich kann nicht weggehen.«
Er wandte sich um. Mona drückte ihre Zigarette im Aschenbecher aus. Mit ihren Fingerspitzen fasste sie an den Rand ihres Kleids und zog es langsam nach oben. Ihre Knie zeigten sich und ein dunkles Dreieck im Schritt. Für einen Augenblick erstarrte sie, den Mund halb geöffnet. Sie ließ sich auf den Rücken fallen, streckte sich auf dem Bett aus und zog die Beine langsam auseinander. Zwischen den Schenkeln erschien eine schwarze Furche. Sie knöpfte ihren BH auf.
»Zieh dich an«, befahl er ihr. »Sofort!«
Mona hob beide Arme zum Kopf. Als ob sie all ihre Energie mobilisieren müsste, um jetzt nicht zusammenzubrechen. Eine Sekunde später zitterte sie und schaute sich verängstigt um. Er wusste, dass sie ihn hassen würde, weil sie ihn das erste Mal brauchte, und er hasste sie, weil … weil er wollte, dass sie ihn um Verzeihung bat, dass sie ihm ihre lange Abwesenheit erklärte, dass sie die Vergangenheit rückgängig machte – und gleichzeitig wusste er auch, dass es nicht möglich war. Er setzte ein unbeteiligtes Gesicht auf.
»Mach keinen Blödsinn, Mona. Zieh dir etwas an, und reiß dich zusammen. Wir treffen uns am Festland, wenn ich mal Urlaub habe, in Bratislava oder woanders. Was denkst du dir überhaupt? Du kommst hier vorbei und benimmst dich gleich wie zu Hause.«
Sie wollte ihn umarmen.
»Fass mich nicht an!«, sagte er und warf ihr ein Leintuch über die Schulter. »Ich bitte dich darum.«
»Was ist mit dir?«
»Mona, warum tust du mir das an?«
»Weil ich dich liebe, du Dummkopf. Und keine Ahnung habe, was ich tun soll, weil ich weiß, dass du mich nicht mehr liebst. Ich weiß es, ich bin nicht blind, Martin.«
»Mein Gott, hör auf, hier irgendwelche Sachen zu erfinden. Das glaubst du doch selbst nicht.«
Ihre Pupillen weiteten sich wie bei einer Katze. Es schien, als hätte Lippenstift einen roten Streifen auf ihrer Wange hinterlassen. Sie legte sich quer übers Bett und tat so, als ob sie jeden Augenblick einschlafen würde. Er stand über ihr und wusste nicht, was er tun sollte. Mit einer verblüffend gelassenen Stimme erklärte sie:
»Martin, du hast eine Chance, dein Leben zu ändern. Ich werde dir dabei helfen. Aber jetzt muss ich erst mal etwas schlafen. Morgen wirst du alles erfahren. Es wird keine schöne Geschichte sein. Entschuldige. Jetzt kann ich aber echt nicht mehr. Wenn du wüsstest, was ich hinter mir habe!«
Es war so absurd, dass er nicht imstande war, etwas darauf zu erwidern. Er deckte sie mit einer Steppdecke zu, und ein paar Sekunden später schlief sie bereits wie ein Stein. Er war sich nicht sicher, ob sie nicht nur so tat. Er wartete
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