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Tod auf der Donau

Titel: Tod auf der Donau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michal Hvorecky
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genauso betrunken zu sein wie die anderen. Die Passagiere hingen schon über den Tischen und hoben bei den nachfolgenden Toasts nur noch ihre wässrigen Augen. Wer auf die Toilette musste, torkelte gerade noch zur richtigen Tür.
    Die Passagiere kamen nach und nach zu Martin und bedankten sich überschwänglich: »Exzellenter Ausflug! Wirklich exzellentes Essen!«
    Es fröstelte ihn manchmal, wenn er daran dachte, wie gut seine Gehirnwäsche funktionierte. Er würde sich bemühen, die Fahrt zu einem guten Ende zu bringen, ein hohes Rating und gutes Trinkgeld zu bekommen. Da fiel ihm plötzlich Venera ein, und er würde sich, wie alle anderen auch, so verhalten, als wäre gar nichts geschehen.
    »Ich schätze, du hast dich satt gegessen und getrunken. Solche wie du bekommen nicht jeden Tag eine solche Gelegenheit. Und du hast, hoffe ich, mitverfolgt, wie ein wirklicher Gentleman speist«, rief ihm unerwartet William Webster zu.
    Der Alte saß mit den anderen am Tisch, verhielt sich jedoch distanziert. Sein Ruf eilte ihm mittlerweile auf dem Schiff voraus, weswegen ihn die meisten mieden.
    »Danke für das Essen und Trinken, Sie waren alle großartig. Doch wie geruhte der Gentleman zu speisen?«, fragte Martin.
    Jeffrey Rose kicherte, doch als ihn Webster anblickte, verstummte er, als hätte er eine über den Mund bekommen.
    »Martin Roy hat in Bratislava die Stadtführung geschwänzt, hat uns der armen Reiseführerin ausgeliefert, die nicht gut genug Englisch konnte, und hat stattdessen mit seiner Freundin geschlafen!«, rief der beschwipste Webster.
    Martin saß wie versteinert da. Genug des ewigen Einlenkens!
    »Ich habe in Bratislava niemanden getroffen. Doch das ist egal. Wenn ich fragen darf, mein Herr – von all Ihren großartigen Urlauben, natürlich viel besseren als dem unsrigen, welcher hat Ihnen da am besten gefallen?«
    »Das weiß ich ganz genau. Die Fahrt mit dem Schiff
Adalia
, wo ich seinerzeit die Ehre hatte, als Erster Offizier zu dienen.«
    »Und das war wo?«
    »Das übersteigt deine gedanklichen Kapazitäten, deinen bedauernswerten Horizont! Da müsstest du bis ans Ziel kommen, um das zu begreifen.«
    »Was Sie nicht sagen. Für heute ist es aber genug mit diesem Theater, einverstanden? Die anderen fühlen sich – ganz im Gegensatz zuIhnen – hier wohl. Auch ich möchte einen Abend lang abschalten«, sagte Martin entschlossen, denn der Alkohol hatte ihm Mut gemacht.
    »Was denn? Schau mal einer an! Der Herr möchte abschalten! Ach, warum sollte der junge Mann nicht einen Tag frei bekommen. Er ist ja zu Tode erschöpft vom ganzen Nichtstun. Ein grauenhafter Abend … furchtbar… schenkt mir wenigstens nach!«
    Das Klirren der Gläser verstummte. Auch die Musik setzte aus. Alle Augen waren auf die Streitenden gerichtet.
    »Herr Webster, Sie haben schon wieder recht«, sagte Martin so gutmütig, wie es sein pochendes Herz erlaubte. »In mir haben Sie tatsächlich keinen guten Gesellschafter. Ich sehe ein, ich habe Ihnen heute die Laune verdorben. Ich hoffe, ein paar Tage halten Sie es noch mit mir aus. Es sind ja nur noch achteinhalb.«
    Webster brach in schallendes Gelächter aus. Er klatschte in die Hände, zufrieden mit sich selbst.
    »Hahaha! Achteinhalb! Auf den Tag genau hat er sich ausgerechnet, wann er uns los werden wird. Das hat er sich bestimmt rot im Kalender eingetragen: ein Feiertag, sie fahren wieder zurück in die USA! Von so einem Grünschnabel brauche ich keine Belehrungen, wann unsere Fahrt zu Ende ist! Pass auf, Junge, manchmal verrechnet man sich. Ha, achteinhalb. Halb. Halb!«
    Er lachte immer heftiger, wie von einem bösen Fieber geschüttelt. Der Eigentümer der Csarda läutete geistesgegenwärtig mit einem Horn die Schlussrunde ein. Trotz des Vorfalls regnete es Banknoten in den Hut des Kapellmeisters, man sah Fünfziger, aber auch Hunderter darunter.
    Martin war noch eingefallen, einen halben Liter Schnaps für Clark Collis mitzunehmen, um einen Vorwand zu haben, ihm ein paar Fragen zu stellen. Schnell kaufte er beim Eigentümer eine Flasche, trank mit ihm einen Schlaftrunk auf Kosten des Hauses, und nun musste er nur noch die Passagiere abzählen. Die ganze Csarda kam, um sich zu verabschieden. Danach Einstieg in die Busse, Winken und Abfahrt.
    Die Rückfahrt war schnell vorbei. Martin ließ eine selbstgebrannteCD mit ungarischen Volksliedern laufen, lehnte seinen Kopf nach hinten und verfolgte die Fahrt durch die nächtliche Landschaft. Er fühlte sich wie aufgesogen

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