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Tod auf der Piste

Tod auf der Piste

Titel: Tod auf der Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Blasen warf. Am Rande stand ein kleiner Stadel, der zur Bar umfunktioniert war. Ein DJ gab sein Bestes: völlig hip-hopfrei, Musik aus Irmis Generation, das war doch ein Lichtblick.
    Wenn man eine Liste der zehn markantesten Unterschiede zwischen Landjugend und Stadtkids aufstellen würde, dann stünden die Stadelfeste ganz oben. Private Feste, Schwarzgastronomie, Alkohol, der an Dreizehnjährige ausgeschenkt wurde, Cola Rum bis zum Erbrechen – im echten Wortsinn. Geknutsche und mehr auf irgendwelchen Bänken, die für Wanderer vorgesehen waren. Jeder mit jeder, jede mit jedem. Die Auswahl war ja ziemlich begrenzt.
    Und untrennbar damit verbunden war, dass stets das verheizt wurde, was stank und zischte – natürlich verheizte keiner das gute Brennholz auf Stadelfesten.
    Irmi musste grinsen und blickte amüsiert in die Runde. Die Frisuren und Klamotten mochten sich geändert haben, nicht aber der ewige Tanz um Mr. Right. Die Mädels saßen kichernd auf Bierkästen, umgeben von ein paar linkischen Jungs. Es gab kleine Rangeleien und Geschubse. Wie alt waren die wohl? Dreizehn, vierzehn höchstens.
    Auf der anderen Seite des flackernden Haufens standen die Städter um die dreißig, die in München oder Innsbruck studierten oder arbeiteten und zu hohen Festtagen zu ihren Eltern heimkamen. Weihnachten oder Ostern versammelten sie sich an den Stätten ihres jugendlichen Wirkens.
    Kathi war zu der Gruppe hinübergeschlendert, ein paar Küsschen auf die Wange, Lachen, durch das Feuer wirkten die Gesichter milde und erinnerten doch an Fratzen.
    »Interessiert sich die Kripo neuerdings für Alkohol bei Jugendlichen?«, meinte plötzlich jemand hinter ihr.
    Irmi drehte sich langsam um. Hubert Deubel, keine Frage. Die Baueingabe lag etwa fünf Jahre zurück, aber er hatte sich überhaupt nicht verändert. Gut, seine Haare waren ziemlich weit zurückgewichen, und er war dünner, als sie ihn in Erinnerung gehabt hatte. Aber er strahlte etwas Positives aus. Seine leicht schräg gestellten braunen Augen waren voller Wärme.
    »Herr Deubel, grüß Sie.« Irmi lächelte ihn an, und so blöd das vielleicht war, sie freute sich, ihn zu sehen. Weil er mindestens so alt war wie sie. Noch einer aus der echten Gruft namens Ü 50.
    »Und was führt Sie hierher?«, fragte er.
    »Nichts Spezielles. Meine Kollegin wollte auf ein Bier gehen. Und Sie?«
    »Meine Tochter ist mit einer Freundin hier, und ich habe angeboten, die beiden Weiber vor zwölf heimzufahren.« Er sah auf die Uhr. »Aber ich bin eine Stunde zu früh da. Was trinken Sie, Frau Mangold? Cola Rum?«
    »Bewahre. Man halte sich fern von Getränken, in denen Cola enthalten ist.«
    »Bier?«
    »Die schenken hier Löwenbräu aus. Zweite Regel: Man halte sich fern von Bieren, bei denen es um Tiere geht. Also Löwenbräu, Hasenbräu…«
    Deubel lachte. »Was dann?«
    Irmi überlegte kurz. Aber sie war ja nicht offiziell im Dienst. »Ramazzotti?«
    »Geht klar.«
    Kurz darauf war er mit einem Plastikbecher zurück.
    »Das ist mindestens ein Dreifacher!«, meinte Irmi lachend.
    »Ja, ich wollte nicht so oft gehen.«
    »Na, so sauf ich auch wieder nicht.« Irmi hielt die Nase in den Becher.
    »Das wollte ich Ihnen auch gar nicht unterstellen.«
    Sie stießen an.
    »Wie alt ist Ihre Tochter?«, erkundigte sich Irmi.
    »Theresa ist vierzehn, die Mädels sind früh dran heute. Meine Tochter leider auch.« Er wies auf eine Bank am Feuer, auf der ein paar Gören saßen. »Da drüben sitzt sie, ganz links. Es ist ihr natürlich hochnotpeinlich, dass ihr Papa hier rumlungert.«
    Das Mädchen war zartgliedrig, blond und sehr hübsch. Sie flüsterte gerade mit einer Freundin. Die war brünett, etwas größer, für ihr Alter ziemlich entwickelt. Und sie war Quirin Grasegger wie aus dem Gesicht geschnitten.
    »Das neben ihr ist Beatrice, oder?«, fragte Irmi.
    »Ach, kennen Sie Beatrice?«
    »Nein, aber ihr Papa kann die Vaterschaft kaum leugnen.«
    Hubert Deubel lachte. »Allerdings. Sie waren bei Quirin, habe ich gehört.«
    »Na, die Buschtrommeln funktionieren ja gut, der Informationsfluss zwischen den Fünf Freunden sprudelt wie ein munterer Quell.«
    Deubel runzelte ganz kurz die Stirn. »Frau Mangold, wir führen alle durchaus spannende Leben, auch ausgefüllte, aber wenn ein sehr guter Freund ums Leben kommt, redet man natürlich darüber.«
    »Natürlich.«
    Eine etwa vierzigjährige Frau war nähergetreten. Sie nickte Irmi zu, dann herzte und küsste sie Hubert Deubel und

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