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Tod auf der Piste

Tod auf der Piste

Titel: Tod auf der Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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überprüft?«
    »Noch nicht, aber das steht dringend an.«
    Kathi überlegte eine Weile. »Stell dir vor, der Grasegger war auch nicht beim Joggen, sondern ebenfalls am Berg? Dann hätten wir Rasthofer, den Pater und Grasegger. Ein Trio Infernale: zwei verärgerte Väter und eine Art Ikone dieser Schule, die alle Ernst Buchwieser gehasst haben.«
    Irmi ließ diese Rede auf sich wirken. »Du meinst also, das Motiv liegt eher in seiner Lehrertätigkeit begründet? Die Väter waren verärgert, weil er die Kinder verleitet hat und wie ein Sektenführer aufgetreten ist. Du meinst, Quirin Grasegger hatte Angst um seine Tochter, Rasthofer um seinen Sohn und der Cellerar um den Ruf der Schule? Es ging weder um die WM noch um diese kriechende Krötenbrut?«
    »Wegen ihrer Kinder machen Menschen die unglaublichsten Dinge. Jeder schützt, was er liebt, und außer Kindern liebt kein Mensch einen anderen mit dieser Macht«, sagte Kathi.
    Sie wirkte in dem Moment so viel erwachsener, als Irmi sie sonst erlebte. Ein Kind zu haben war sicher schwer bei diesem Job. Irmi vergaß gerne mal, dass auch die toughe Kathi nicht immer auf der Sonnenseite wandelte. Es blieben Wunden, wenn man mit zwanzig mit einem Baby sitzen gelassen wurde.
    Kathi reizte sie oftmals bis aufs Blut mit ihrer Selbstverliebtheit und ihrer unter der Oberfläche schlummernden Aggression. Irmi war sich nicht mal sicher, ob Kathi jemals eine gute Polizistin werden würde. Dafür hatte Kathi etwas, was ihr versagt geblieben war: ein Kind, egal wie belastend das sein mochte. Kathi hatte einen Grund, jeden Morgen aufzustehen.
    Irmi hatte nie diesen intensiven Kinderwunsch verspürt, sie war auch angesichts von Babys nie in Entzückensschreie ausgebrochen. Kleine Katzen, Hundewelpen und Kälbchen fand sie eigentlich viel niedlicher. Die Zeit war vergangen, die Erde hatte sich gedreht, viele Menschen hatten ihr Leben verlassen, und mit jedem Jahr waren es mehr Verluste und weniger Zugewinne geworden.
    Vor fünf Jahren dann war ein Mann in ihr Leben getreten, der alles auf den Kopf gestellt hatte. Mit ihm hätte sie ein Kind haben wollen, weil sie diesem Wesen mit ihm gemeinsam zwei Dinge hätte mitgeben können, das es später mal hätte brauchen können: Kraft und Liebe. Aber damals war sie fünfundvierzig gewesen und er gebunden… Er , immer wieder er …
    Sie verbot sich, weiter nachzudenken, sie hatte einen Mordfall aufzuklären. Gemeinsam mit Kathi, die wahrscheinlich weniger übers Sein reflektierte und dennoch ihre Tochter liebte.

11
    »Beatrice Grasegger können wir aber nur mit Zustimmung der Eltern befragen«, sagte Irmi.
    »Ja, oder einfach mal by the way. Beatrice Grasegger ist heute Abend sicher in der Gruft.«
    »Wo?«
    »In der Gruft, das ist ein Steinbruch, genau genommen eine Partyhütte in einem aufgelassenen Steinbruch. Da gehen alle hin, das ist Kult, und da gibt’s immer wieder Feste. Heute auch, es ist nämlich Donnerstag, und es gibt jetzt an allen vier Donnerstagen vor Ostern solche Partys. Das haben ein paar vom Burschenverein mal vor Jahren angefangen. Ich dachte, wir könnten uns mal unters Volk mischen.« Kathi grinste.
    Irmi hatte völlig vergessen, dass Ostern vor der Tür stand. Das bedeutete nämlich auch, dass in einer Woche die Osterferien beginnen und in Ettal alle ausgeflogen sein würden. Die Zeit brannte.
    »Ich dachte, Ostern hat was mit Auferstehung zu tun. Was macht man denn in der Gruft?«
    »Saufen, blöd daherreden und Typen angraben.« Kathi zuckte mit den Schultern.
    »Schön, und du sagst dann, du hättest deine Mutter mitgebracht?« Das sollte witzig klingen, aber Irmi hörte den bitteren Unterton in ihrer eigenen Stimme.
    Kathi, der feine Nuancen fremd waren, merkte nichts. »Unsinn, da gehen alle hin, auch die Alten.« Sie stockte nicht mal, machte kein betretenes Gesicht.
    »Na dann«, Irmi schluckte einen großen Klumpen Ärger hinunter, wie sie das so oft tat. Irgendwo in der Magengegend war wohl die Lagerstätte für all diese unverdaulichen Klumpen, und irgendwann würden sie ihren Magen zum Bersten bringen.
    Die sogenannte Gruft lag oberhalb von Kaltenbrunn. Irmi und Kathi folgten einem Pfad, der abwärts führte, hinter dem Wald waren Stimmen zu hören, Licht flackerte durch die Bäume.
    Nach etwa fünf Minuten waren sie da. Ein Steinbruch wie ein Amphitheater, in der Mitte loderte ein Feuer, in das ein paar Jungs gerade einen alten Pressspanschrank wuchteten, der sofort Feuer fing und ungesunde grünliche

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