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Tod auf der Piste

Tod auf der Piste

Titel: Tod auf der Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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waberte nass über die Auen. Noch war nicht Sommer. Noch lange nicht. Irmi fröstelte.
    Martina Jochum gab ihr die Hand. »Viel Glück«, sagte sie. »Machen Sie es gut. Falls ich doch mal einen Kriminalroman schreiben sollte, darf ich Sie dann anrufen?«
    »Natürlich.«
    »Gut, das würde dann aber ein altmodisches Buch werden. Zu Simenons Zeiten lag die Sympathie immer aufseiten des Mörders, heute lieben alle nur ihre Serienkommissare. Seltsam, nicht wahr? Die Vita des Kommissars steht im Fokus, nicht der Fall.«
    Darüber hatte Irmi nie nachgedacht, aber es stimmte. »Viel Glück in Island«, antwortete sie und sah der Frau hinterher, die mit energischen Schritten davonging. Schon bald wurde sie von der Dunkelheit verschluckt.
    Die Lichter der Straßenlaternen gingen an und brachen sich im Nebel. Irmi lächelte. Die Nebel von Avalon, die Nebel von Eschenlohe – es musste gut sein, schreiben zu können. Sicher half es, den Schmerz zu verarbeiten, so ließ sich der Druck einfach in die Laptoptasten klopfen. Zumindest stellte sich Irmi das so vor. Wahrscheinlich war das ein Klischee.
    Martina Jochum hatte ganz beiläufig so viele kluge Dinge gesagt, dabei war sie bestimmt zehn Jahre jünger als Irmi. Sie selbst konnte nur noch auf die Altersweisheit hoffen.

15
    Zu Hause angekommen, protokollierte sie das Gespräch mit Martina Jochum. Maria Buchwieser und Hubert Deubel waren also tatsächlich ein Paar! Morgen würde sie sich die beiden erneut vorknöpfen müssen.
    Aber zuerst – und es kam ihr so furchtbar profan vor, dass ihr das gerade jetzt einfiel – musste sie sich ein Dirndl kaufen. Es führte kein Weg daran vorbei, denn sie war am Sonntag auf eine Hochzeit eingeladen. Die Tochter ihrer Cousine heiratete und hatte sich gewünscht, dass die Gäste in Tracht kamen.
    Irmi hasste Einkaufen, das stand außer Frage. Wäre es um eine normale Jeans gegangen, na gut – aber sie hatte wirklich gar keine Lust, in einen dieser schicken und teuren Trachtenläden vorzudringen und von einer frenetischen Verkäuferin eins nach dem andern angereicht zu bekommen. Heute hatte ein entsprechender Prospekt der Tageszeitung beigelegen: schöne Edeldirndl aus schönen Stoffen, schöne Frauen in maximal Größe sechsunddreißig – da war der Frust doch vorprogrammiert.
    Es gab nur ein Geschäft, in das sie sich zu diesem Zweck hineinwagte: den Second-Hand-Laden in der Burgstraße. Den würde sie als Erstes aufsuchen und dann Maria und Hubert, das Paar, von dem halb Garmisch gewusst hatte. Sie hätte nicht sagen können, was ihr unangenehmer war.
    Sie war schon einige Zeit nicht mehr dortgewesen, verändert hatte sich wenig. Die Theke, die überquoll von Ware, der Raum rechts mit den Jankern, die beiden verwinkelten Hinterzimmer mit Blusen und Dirndln. Die Inhaberin erzählte gerade einer Kundin von ihrer wetterfühligen Katze, die besser war als jedes Barometer: Sie ging nämlich immer schon zwei Tage, bevor Sauwetter drohte, auf Tauchstation. Die Geschichte wurde nur kurz unterbrochen, als sich die Ladenbesitzerin an einen jungen Mann wandte und mit kernigem Werdenfelser Charme seine Hosenwahl kommentierte: »Host deine Wadln da-hoam vergessn?«
    Irmi verschwand im hintersten Raum und zupfte lustlos an den Dirndln in Größe vierundvierzig. Würde das überhaupt genügen? Sie war eben keine Elfe wie Maria und dann auch noch fast einen Meter achtzig groß. Im Blusenzimmer waren zwei Frauen damit beschäftigt, sämtliche Teilnehmerinnen ihres Samstagvormittags-VHS-Kurses »Englisch für den Urlaub« durchzuhecheln. Offenbar waren sie gerade bei der Kursleiterin angelangt.
    »Mei, die Maria schaugt aber schlecht aus. Jetzt is se eh scho so boanig und nimmt oiwei no mehr ab.«
    »Kein Wunder, oder?«
    »Na, kimm. Die hot ean doch scho lang nimmer megn. Und er sie a ned. Der hot doch an jedem Finger oane, und dann hockt er doch oiwei bei der Schriftstellerin, sogn d’ Leit.«
    »Dabei ist das so eine Hübsche. Aber so einem wie dem Buchwieser hat noch nie eine gelangt.«
    Das Dirndlgwand, das Irmi gerade vom Ständer gezogen hatte, entglitt ihr und fiel samt Bügel zu Boden. Rasch hob sie es wieder auf. Von drüben hörte man ein Lachen.
    »Sicher ned. Alles kimmt wieder zruck. Jeder hat sei Packerl zu tragen. Des ko ma sich gar ned vorstellen, dass oaner den Buchwieser Ernstl übern Haufen schiaßt. Mir san doch ned in Amerika oder sonstwo bei die Kanaken.«
    »Und dann noch auf der Abfahrt.«
    Es war ein Weilchen still. Irmi

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