Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod auf der Piste

Tod auf der Piste

Titel: Tod auf der Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
Vom Netzwerk:
die längste Zeit Oberarzt gewesen. Ernst Buchwieser selbst wäre natürlich auch am Ende gewesen, aber nach allem, was Irmi bisher über ihn erfahren hatte, hatte er das einkalkuliert. Er hätte ein Schlupfloch gefunden, oder aber er hätte sich eine Suspendierung vom Schuldienst sogar gewünscht.
    Hatte Martina Jochum nicht erwähnt, dass Ernst nach Island hatte mitkommen wollen? Er hatte seinen Rückzug vorbereitet, das war es! Aber nach Buchwieser-Art – mit Donnerhall und nicht ohne die alten Freunde mit in den Abgrund zu ziehen! Das würde sie zu beweisen haben!
    In Irmis Kopf spielten die Gedanken Pingpong – und das in rasender Geschwindigkeit. Bilder zogen an ihr vorbei, Köpfe, Gesichter. Der Cellerar, Lutz und Robin, Rasthofer und Dr. Jochum, Maria und Martina, der alte Rieger. Es war wie bei diesen Einarmigen Banditen, wenn die Bildchen vorbeirasten. Irgendwann blieben sie stehen. Drei Gesichter sahen Irmi an: Hubert Deubel, Quirin Grasegger, Sepp Ostler.
    Irmi ging ins Büro und suchte im Archiv nach Akten. Lange suchte sie, bis sie fündig wurde. Florian Eitzenberger, geboren am 5. Mai 1953, gestorben am 5. April 1978. Einen Monat später wäre er fünfundzwanzig geworden.
    Je mehr Irmi las, desto desaströser präsentierte sich der Fall. Die Ermittlungen waren schlampig gelaufen, wegen des starken Schneefalls hatte man auf jede intensivere Spurensicherung verzichtet. Man hatte sich viel zu schnell auf die Unfallversion konzentriert, befand Irmi. Über eine etwaige Fremdbeteiligung wurde nie gesprochen. Die Befragungsprotokolle der jungen Leute glichen sich wie ein Ei dem anderen:
    Wo sind Sie nach dem Besuch im Evergreen hingegangen?
    Nach Hause.
    Und wo war Florian Eitzenberger zu dem Zeitpunkt?
    Er ist in sein Auto gestiegen und weggefahren.
    Wann haben Sie von seinem Verschwinden erfahren?
    Am nächsten Tag gegen Mittag. Wir waren erst zum Frühstücken im Drugstore. Gegen Mittag war ich zu Hause, und da hat Florians Mutter angerufen.
    Hätten Sie Florian Eitzenberger nicht davon abhalten müssen, so eine nächtliche Skifahrt zu unternehmen?
    Das haben wir doch nicht ernst genommen. Der Flori war gern mal ein Sprücheklopfer.
    Er hätte auch gar nicht mehr Auto fahren dürfen!
    Ja, aber er war stur. Ernst wollte ihm sogar den Schlüssel abnehmen. Aber er blieb stur.
    Nur das Protokoll von Ernst las sich etwas anders:
    Wo sind Sie nach dem Besuch im Evergreen hingegangen?
    Auf dem direkten Wege nach Hause.
    Und wo war Florian Eitzenberger zu dem Zeitpunkt?
    Er hat auf dem Parkplatz noch einige Volksreden gehalten, ist dann aber in sein Auto gestiegen und mit Kavaliersstart weggefahren.
    Wann haben Sie von seinem Verschwinden erfahren?
    Ich wurde am Nachmittag von Maria informiert. Wir hatten uns zu einem kleinen Brunch im Drugstore verabredet. Irgendwann sind die anderen nach Hause. Ich bin sitzen geblieben, um mich in einige internationale Zeitungen zu vertiefen. Gegen vier Uhr kam Maria und berichtete, dass Florians Mutter ihn suchte.
    Hätten Sie Florian Eitzenberger nicht davon abhalten müssen, so eine nächtliche Skifahrt zu unternehmen?
    Bin ich der Hüter meiner Freunde? Solche verbalen Eskapaden kann man doch nicht ernst nehmen.
    Er hätte auch gar nicht mehr Auto fahren dürfen!
    Werte Gesetzeshüter, ich wollte ihm den Schlüssel abnehmen, aber er hat mich wüst beschimpft. Ich steige doch wegen eines Autoschlüssels nicht in eine Schlägerei ein.
    Irmi schüttelte den Kopf. Diese Arroganz. Er hatte die Polizei vorgeführt, sein Kumpel war verunglückt, und er hatte auch noch die Chuzpe gehabt, solche Reden zu schwingen. Der Sonnengott. Der nun ebenso tot war wie Florian und Kurt.
    Sie studierte weiter die Unterlagen und stieß darauf, dass zwar seine Mutter den Sohn als vermisst gemeldet hatte, dass Florian aber zu dem Zeitpunkt bereits verheiratet gewesen war und einen kleinen Jungen gehabt hatte. Auch Maria Buchwieser hatte diese Frau nicht erwähnt, aber sie schien ja ohnehin nur scheibchenweise Informationen herauszurücken. Sie hasste diese Werdenfelser, hasste siein dem Moment abgrundtief. Sie war auch eine davon: stur, eigensinnig, verbohrt, die hohen Berge im Nacken, die einen herunterdrückten.
    Irmi überlegte, dann tätigte sie einige Anrufe, bis sie schließlich Michaela, eine alte Schulfreundin, erwischte. Sie entschuldigte sich für die samstägliche Störung und erläuterte dann ihr Anliegen. Michaela, die beim Einwohnermeldeamt arbeitete, versprach ihr, sofort ins Büro

Weitere Kostenlose Bücher