Tod auf der Themse
gewickelt, an Land gebracht worden, und seine Seele war wahrscheinlich zur
Hölle gefahren. Den Matrosen schauderte es, als er sich der Dirne
zuwandte.
»Wir schlagen wohl
besser Alarm«, sagte er, »was immer das noch nützen mag.
Der Satan war auf diesem Schiff!«
Eins
»Ich beschuldige
Eleanor Raggleweed der Hexerei!«
Sir John Cranston, Coroner
der Stadt London, verlagerte seinen massigen Wanst hinter dem hohen
Eichenholztisch. In stummer Wut knirschte er mit den Zähnen, während
er die giftig dreinschauende Hausfrau aus der Rat-Tail Alley musterte, die
mit dramatischer Gebärde quer durch die kleine Kammer im Londoner
Rathaus deutete.
»Sie ist eine Hexe!«
wiederholte Alice Frogmore. »Und das da« - nicht minder
dramatisch wies sie auf eine große fette Kröte, die geduldig
auf dem Boden eines Eisenkäfigs hockte -, »das ist ihr
Familiaris!«
Cranston faltete die Hände
über dem gewaltigen Bauch. Er warf dem grinsenden Schreiber einen wütenden
Blick zu und lächelte Alice Frogmore dann mit unechter Honigsüße
an.
»Du hast deine Anklage
vorgetragen.« Er schaute zu der verängstigten Eleanor hinüber.
»Jetzt zeige uns deine Beweise.«
»Gesehen habe ich sie!«
trompetete Alice. »Nachts im Garten habe ich sie gesehen, wie sie
ihren scheußlichen Familiaris mit dem süßesten Brot und
ganz frischer Milch gefüttert hat. Ich habe gesehen, wie sie mit ihm
geredet hat, und mein Mann hat auch Beweise.«
»Tritt vor, Master
Frogmore!« dröhnte Cranston.
Der Mann schlurfte herbei und
blieb neben seiner Frau stehen. Cranston
fand, daß sie mehr Ähnlichkeit mit einer Kröte hatte als
die Kreatur, die da im Käfig hockte. Alice Frogmore hatte kleine
Schweinsäuglein, die beinahe ganz hinter dicken Fettpolstern
verschwanden, und ihre kurzen, gedrungenen Arme hingen entschlossen zu
beiden Seiten eines ziemlich aufgedunsenen Körpers herab. Cranston
betrachtete Master Frogmore. Er unterdrückte ein Lächeln, als er
sich fragte, wie die beiden wohl im Bett miteinander zurechtkamen, denn
Master Frogmore war dünn wie ein Eschenzweig; er hatte zerzaustes weißes
Haar, vorstehende Zähne und die ängstlichen Augen eines
gehetzten Hasen.
»Nun, Bursche?«
blaffte Cranston. »Hast du auch etwas gesehen?«
»Jawohl, Eure
Exzellenz.«
»Mylord Coroner genügt.«
»Jawohl, Eure Exzellenz
Mylord Coroner.«
Cranstons Blick schnellte zu
Osbert, dem Schreiber, dessen Schultern jetzt vor Lachen bebten.
»Nimm dich in acht,
Osbert!« flüsterte Cranston. »Nimm dich gut in acht.«
Er schaute Frogmore an. »Nun, was hast du gesehen?«
»Es war in der
Walpurgisnacht.« Frogmores dünne Stimme senkte sich höchst
dramatisch. »Zur Zeit des großen Hexensabbats. Da sah ich, wie
Mistress Raggleweed in den Garten ging, eine Kerze anzündete und
ihren scheußlichen Besucher aus der Hölle fütterte.«
»Wie kommt’s, daß
du über die Walpurgisnacht Bescheid weißt?« unterbrach
ihn Cranston mit einem gespielten Ausdruck der Unschuld. »Du
scheinst eine Menge über Hexen zu wissen, Master Frogmore.«
Der Mann zog nur die
Schultern hoch.
»Aber was noch
wichtiger ist: Wieso hast du Mistress Raggleweed überhaupt
bespitzelt?«
»Ich war auf dem
Dachboden meines Hauses, um einen Fensterladen zu reparieren.«
»Mitten in der Nacht?«
rief Cranston.
»Meine Frau hatte es
mir aufgetragen.«
Frogmore schob sich hinter
seine Frau, die jetzt den Kopf vorstreckte, die Lippen zusammenpreßte
und die Backen aufblies. Cranston fragte sich, ob sie ihn anspucken
wollte.
»Ich brauche schon mehr
Beweise als diese«, schnarrte er. Er kratzte sich den kahlen Schädel,
und der vergnügte Ausdruck verschwand auf dem heiteren Gesicht mit
den eisblauen Augen. Er funkelte Alice Frogmore an; bei sich nannte er sie
bereits »Mistress Kröte«.
»Manchmal«,
schrie die Frau zurück, »kommt diese Kröte in meinen
Garten, und dann kommt jedesmal ein Unglück über mich.«
»Zum Beispiel?«
Cranstons Tonfall klang warnend. Er tastete unter dem Tisch nach seinem
Weinschlauch.
Mistress Frogmore war jedoch
nicht mehr zu halten. Sie mißdeutete den harten Ausdruck im Gesicht
des Coroners, glaubte, es sei die Miene eines strengen Richters. Aber das
war es nicht - es war die Miene eines Coroners, der sich verzweifelt nach
einem Becher Wein oder einem Humpen Ale im »Heiligen Lamm
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