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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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gewickelt, an Land gebracht worden, und seine Seele war wahrscheinlich zur
     Hölle gefahren. Den Matrosen schauderte es, als er sich der Dirne
     zuwandte.
    »Wir schlagen wohl
     besser Alarm«, sagte er, »was immer das noch nützen mag.
     Der Satan war auf diesem Schiff!«

 
    Eins
    »Ich beschuldige
     Eleanor Raggleweed der Hexerei!«
    Sir John Cranston, Coroner
     der Stadt London, verlagerte seinen massigen Wanst hinter dem hohen
     Eichenholztisch. In stummer Wut knirschte er mit den Zähnen, während
     er die giftig dreinschauende Hausfrau aus der Rat-Tail Alley musterte, die
     mit dramatischer Gebärde quer durch die kleine Kammer im Londoner
     Rathaus deutete.
    »Sie ist eine Hexe!«
     wiederholte Alice Frogmore. »Und das da« - nicht minder
     dramatisch wies sie auf eine große fette Kröte, die geduldig
     auf dem Boden eines Eisenkäfigs hockte -, »das ist ihr
     Familiaris!«
    Cranston faltete die Hände
     über dem gewaltigen Bauch. Er warf dem grinsenden Schreiber einen wütenden
     Blick zu und lächelte Alice Frogmore dann mit unechter Honigsüße
     an.
    »Du hast deine Anklage
     vorgetragen.« Er schaute zu der verängstigten Eleanor hinüber.
     »Jetzt zeige uns deine Beweise.«
    »Gesehen habe ich sie!«
     trompetete Alice. »Nachts im Garten habe ich sie gesehen, wie sie
     ihren scheußlichen Familiaris mit dem süßesten Brot und
     ganz frischer Milch gefüttert hat. Ich habe gesehen, wie sie mit ihm
     geredet hat, und mein Mann hat auch Beweise.«
    »Tritt vor, Master
     Frogmore!« dröhnte Cranston.     
    Der Mann schlurfte herbei und
     blieb neben seiner Frau stehen. Cranston
     fand, daß sie mehr Ähnlichkeit mit einer Kröte hatte als
     die Kreatur, die da im Käfig hockte. Alice Frogmore hatte kleine
     Schweinsäuglein, die beinahe ganz hinter dicken Fettpolstern
     verschwanden, und ihre kurzen, gedrungenen Arme hingen entschlossen zu
     beiden Seiten eines ziemlich aufgedunsenen Körpers herab. Cranston
     betrachtete Master Frogmore. Er unterdrückte ein Lächeln, als er
     sich fragte, wie die beiden wohl im Bett miteinander zurechtkamen, denn
     Master Frogmore war dünn wie ein Eschenzweig; er hatte zerzaustes weißes
     Haar, vorstehende Zähne und die ängstlichen Augen eines
     gehetzten Hasen.    
    »Nun, Bursche?«
     blaffte Cranston. »Hast du auch etwas gesehen?«
    »Jawohl, Eure
     Exzellenz.«
    »Mylord Coroner genügt.«
    »Jawohl, Eure Exzellenz
     Mylord Coroner.«
    Cranstons Blick schnellte zu
     Osbert, dem Schreiber, dessen Schultern jetzt vor Lachen bebten.
    »Nimm dich in acht,
     Osbert!« flüsterte Cranston. »Nimm dich gut in acht.«
     Er schaute Frogmore an. »Nun, was hast du gesehen?«
    »Es war in der
     Walpurgisnacht.« Frogmores dünne Stimme senkte sich höchst
     dramatisch. »Zur Zeit des großen Hexensabbats. Da sah ich, wie
     Mistress Raggleweed in den Garten ging, eine Kerze anzündete und
     ihren scheußlichen Besucher aus der Hölle fütterte.«
    »Wie kommt’s, daß
     du über die Walpurgisnacht Bescheid weißt?« unterbrach
     ihn Cranston mit einem gespielten Ausdruck der Unschuld. »Du
     scheinst eine Menge über Hexen zu wissen, Master Frogmore.«
    Der Mann zog nur die
     Schultern hoch.
    »Aber was noch
     wichtiger ist: Wieso hast du Mistress Raggleweed überhaupt
     bespitzelt?«
    »Ich war auf dem
     Dachboden meines Hauses, um einen Fensterladen zu reparieren.«
    »Mitten in der Nacht?«
     rief Cranston.
    »Meine Frau hatte es
     mir aufgetragen.«
    Frogmore schob sich hinter
     seine Frau, die jetzt den Kopf vorstreckte, die Lippen zusammenpreßte
     und die Backen aufblies. Cranston fragte sich, ob sie ihn anspucken
     wollte.
    »Ich brauche schon mehr
     Beweise als diese«, schnarrte er. Er kratzte sich den kahlen Schädel,
     und der vergnügte Ausdruck verschwand auf dem heiteren Gesicht mit
     den eisblauen Augen. Er funkelte Alice Frogmore an; bei sich nannte er sie
     bereits »Mistress Kröte«.
    »Manchmal«,
     schrie die Frau zurück, »kommt diese Kröte in meinen
     Garten, und dann kommt jedesmal ein Unglück über mich.« 
    »Zum Beispiel?«
     Cranstons Tonfall klang warnend. Er tastete unter dem Tisch nach seinem
     Weinschlauch.
    Mistress Frogmore war jedoch
     nicht mehr zu halten. Sie mißdeutete den harten Ausdruck im Gesicht
     des Coroners, glaubte, es sei die Miene eines strengen Richters. Aber das
     war es nicht - es war die Miene eines Coroners, der sich verzweifelt nach
     einem Becher Wein oder einem Humpen Ale im »Heiligen Lamm

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