Tod auf der Themse
John?«
»Ja. Aber jetzt sag
mir, Bruder: Wie kann jemand in einen Keller kommen, einem Mann den Schädel
einschlagen und wieder verschwinden, wenn die Tür von innen
verriegelt ist? Es gibt keinen Hinweis auf gewaltsames Eindringen. Niemand
wurde auch nur in der Nähe der Tür gesehen.«
Athelstan kratzte sich am
Kinn. »Das ist unmöglich, Sir John.«
»Ist es auch.«
Der Coroner wollte sich ausschütten vor Lachen. »Ich habe es
mir ausgedacht.«
Athelstan gab ihm einen
heftigen Rippenstoß. Der Coroner legte den Kopf in den Nacken und
lachte noch lauter.
»Nein, nein, Bruder,
wir hatten jetzt genug Morde. Das einzige, was mich noch beschäftigt,
ist der Umstand, daß Alice Frogmore schon wieder Anzeige gegen
Thomas, die Kröte, wegen unbefugten Betretens ihres Grundstücks
erstattet hat. Habe ich dir schon mal von Thomas, der Kröte, erzählt?«
Athelstan stand seufzend auf.
»Nein, Sir John, noch nicht. Aber ich habe das furchtbare Gefühl,
daß Ihr es jetzt tun werdet.«
»Ganz recht, Mönch.
Wir gehen auf der Stelle zu diesem einarmigen Piraten in die Schenke
»Zum Geschecktem. Da gibt es einen Krug Rotwein, einen Teller
gebratene Zwiebeln, zwei Rindfleischpasteten und ein bißchen Weißbrot,
und dann kommen wir wieder her und proben ein für allemal dieses
verdammte Stück. Und wenn es noch mehr Streit zwischen Gott Vater und
dem Heiligen Geist gibt, dann schlage ich den beiden die Köpfe
zusammen!« Cranston kam schwerfällig auf die Beine und nahm die
Dämonenmaske auf. »Findest du, sie steht mir, Bruder?«
»Ja, aber zeigt Euch
damit nicht den Kerlchen, denn die werden sonst schreien.«
»Oh, das habe ich schon
getan. Sie fanden es komisch, aber die Hunde sind unter den Tisch
geflohen. Und diesem faulen Gauner Leif habe ich einen Heidenschreck
eingejagt.« Cranston setzte die Maske wieder auf. »Komm,
erschrecken wir den alten Watkin noch einmal.« Er stapfte zur Tür.
»Sir John!« rief
Athelstan. »Vielleicht tut Ihr das lieber nicht!«
»Was soll das heißen,
Mönch?«
»Ich bin ein
Ordensbruder, Sir John, und der arme alte Watkin ist genug erschreckt
worden.«
»Ah, wahrscheinlich
hast du recht.« Cranstons Stimme klang gedämpft hinter der
Maske. Er zog an den Hörnern, aber die Maske saß fest.
»Ach, verflucht und
zugenäht!« knurrte Cranston. »Bruder, das Mistding geht
nicht mehr ab!«
Athelstan zog ebenfalls an
der Maske, aber sie ließ sich nicht bewegen. Athelstan schüttelte
sich vor Lachen.
»Sir John, Ihr müßt
Euch hinknien.«
Cranston gehorchte, aber so
sehr Athelstan auch zerrte - alles, was er bekam, war eine Flut
schmutziger Flüche von Cranston, der jetzt behauptete, die Ohren würden
ihm abgerissen.
»Man kann nichts machen«,
stellte Athelstan schließlich fest. »Wir müssen zu Basil,
dem Schmied, und sehen, was er tun kann.«
Behutsam nahm der
Ordensbruder Sir John bei der Hand und führte ihn zur Kirche hinaus.
Seine Pfarrkinder stoben auseinander, und Athelstan wußte, daß
er in die Legenden von Southwark eingehen würde: Der Ordensbruder,
der einen Dämon gefangen und zum Schmied gebracht hatte, um ihn
wieder zur Hölle fahren zu lassen.
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