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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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John?«
    Cranston winkte den Büttel
     zu sich. »Wie lange stehen die schon hier?«
    »Seit vier Stunden.«
    »Laßt sie frei.«
    Lobpreisungen ertönten
     vom Pranger, und Segnungen wurden herabgerufen über Sir John und
     seine Nachkommenschaft bis ins fünfundvierzigste Glied.
    »Das dürft Ihr
     nicht machen«, stammelte der Büttel.
    »Darf ich nicht?«
     Cranston zwinkerte dem Untersheriff zu, der seinem steinharten Äußeren
     zum Trotz ein Mann mit Mitgefühl war. »Habt Ihr das gehört,
     Master Shawditch? Man verwendet das Wort ›darf nicht‹ gegen
     den Coroner der Stadt London und seinen Untersheriff.«
    Shawditch stieß dem Büttel
     mit dem Finger vor die Brust, wühlte in seinem Geldbeutel und drückte
     dem Mann ein Geldstück in die Hand.
    »Du wirst sie nicht nur
     freilassen, mein fetter Freund«, schnarrte er, »sondern du
     wirst ihnen um der Liebe Christi willen
     dazu noch etwas Warmes zum Essen kaufen.« Er deutete mit dem Kopf zu
     den Sängern hinüber. »Bald ist Advent, Jultid, und wir
     feiern die Geburt Christi. Zeig ein wenig Erbarmen, um seinetwillen.«
    Der Büttel nahm seinen
     schweren Schlüsselbund und machte sich daran, die Gefangenen
     freizulassen. Diese rieben sich Hände und Gesichter. Der Franziskaner
     kam lächelnd herangewatschelt.
    »Der Herr segne Euch,
     Master Shawditch.«
    »Aye«, murmelte
     der Untersheriff. »Möge der Herr mich segnen. Aber jetzt,
     Pater, sorgt dafür, daß der Büttel mein Geld gut
     verwendet. Kommt, Sir John.«
    Der Untersheriff ging weiter,
     und Cranston hastete ihm nach.
    »Es heißt, Ihr
     seid ein Mistkerl«, sagte Cranston. »Aber ein gerechter
     Mistkerl.«
    »Aye, Sir John, und von
     Euch habe ich das gleiche gehört.« Shawditch sah sich nach dem
     Pranger um. »Das habe ich mir gedacht.«
    »Was?«
    »Der verdammte
     Taschendieb hat dem Büttel soeben meine Münze geklaut.«
    Cranston grinste und drückte
     eine behandschuhte Hand ans Ohr, das in der beißenden Kälte
     allmählich zu schmerzen begann.
    »Zu kalt für alles«,
     knurrte er, als sie in die Bread Street einbogen.
    »Nicht für die
     Einbrecher«, antwortete Shawditch.
    Er blieb vor einem hohen
     Fachwerkhaus stehen; es war gut gepflegt und frisch gestrichen. Beifällig
     betrachtete Cranston die buntgemalten Wappenschilder über der Tür.
    »Selpot muß viele
     Felle verkaufen«, meinte er.
    »Aye«, bestätigte
     Shawditch. »Darunter manch eines, das er einem Kunden über die
     Ohren gezogen hat.«
    Sie klopften an die Tür.
     Der Verwalter geleitete sie mit banger Miene in eine kleine behagliche
     Stube und schob ein paar Schemel vor ein tosendes Kaminfeuer.
    »Möchtet Ihr Wein?«
     Er sah Shawditch an.
    »Dies ist der Coroner
     der Stadt, Sir John Cranston«, sagte der Untersheriff zu ihm.
     »Und du? Ich habe deinen Namen vergessen.«
    »Latchkey, der
     Verwalter.«
    »Ach ja, Master
     Latchkey.«
    »Wir nehmen einen
     Schluck Wein«, trompetete Cranston. »Schweren, roten Wein.«
    Er sah sich in dem kleinen
     Zimmer um und bewunderte die schimmernde Täfelung, die schweren
     Wandbehänge und ein kleines Triptychon über dem Kamin. Bronzenes
     Küchengeschirr stand in der Kaminecke, und der Steinboden war von
     dicken Wollteppichen bedeckt.
    »Sicher hat Master
     Selpot einen guten Burgunder«, fuhr er drohend fort.
    Latchkey hastete zu einem
     Schrank in der Fensternische und kam mit zwei randvollen Bechern zurück.
    »So, dann erzähle
     uns mal, was passiert ist.« Cranston leerte den Becher in einem Zug
     und streckte die Hand aus, um sich nachschenken zu lassen. »Komm
     schon, Mann, bring den Krug herüber! Du hast nicht zufällig eine
     Hühnerkeule übrig?«
    Der Mann schüttelte betrübt
     den Kopf und füllte Sir Johns Becher noch einmal, bevor er seine
     traurige Geschichte erzählte. Sein Herr sei nicht in der Stadt, und
     in der vergangenen Nacht sei ein Gauner in das Haus eingedrungen und habe
     Kleider, kostbare Becher und Juwelen aus den oberen Stockwerken gestohlen.
    »Und wo warst du? Und
     die Dienerschaft?« fragte Cranston.
    »Oh, im Erdgeschoß,
     Sir John.« Der Mann nagte an der Unterlippe. »Die
     Gesindestuben sind hier unten, müßt Ihr wissen. Niemand schläft
     auf dem Dachboden. Master Selpot besteht darauf. Ich habe eine kleine
     Kammer an der Rückseite des Hauses, und der Koch und die Küchenjungen
     schlafen in der Küche oder auf der Diele.«
    »Und du hast nichts gehört?«
    »Nein, Sir John. Kommt,
     ich zeige es

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