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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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schwankte trunken und einigermaßen gefährlich in
     dem Boot.
    »Komm schon«,
     lallte er. »Rauf mit dir! Und wenn du mir gefällig warst,
     kannst du auch die anderen haben. Jeder wird dir eine Münze bezahlen.«
    Das Mädchen spähte
     an der halsbrecherischen Strickleiter hinauf und schluckte heftig. Der
     Matrose hatte sich bereits großzügig gezeigt und ihr einen
     ganzen Silbergroschen gezahlt. Jetzt hatte er sie hergebracht, damit sie
     hier mit ihm und den armen Unglücksraben, die als Schiffswache zurückgeblieben
     waren, weiterschmuste. Sie sah, wie er eine Silbermünze zwischen den
     Fingern drehte.
    »Heirate und zur Hölle
     mit dir!« Es war ihr Lieblingsfluch, den sie da hervorstieß.
     Sie packte die Strickleiter, und während der Seemann hinter ihr seine
     Hände unter ihre Röcke schob, um sie anzutreiben, kletterte sie
     über die Reling an Deck. Der Seemann folgte und purzelte neben ihr
     auf die Planken, schwer atmend, mit einer Mischung aus Flüchen und
     unterdrücktem Kichern. Das Mädchen stand auf.
    »Na los doch!«
     zischelte sie. »Beim Geschäft kommt’s auf die Zeit an,
     und Zeit ist Geld. Wo sollen wir es machen?«
    Sie schlang die dünnen
     Arme um den Leib des Matrosen, preßte sich an ihn und fing an, sich
     zu bewegen. Grinsend packte der Seemann die gefärbten Haare des Mädchens
     und zog ihren Kopf an seine Brust. Er war hin- und hergerissen zwischen
     der Erregung in seinen Lenden und dem bohrenden Argwohn in seinem
     biervernebelten Verstand, daß hier etwas nicht stimmte.
    »Das Schiff ist zu
     ruhig«, knurrte er. »Bracklebury!« rief er dann. »Bracklebury,
     wo steckst du?«
    Das Mädchen wand sich.
     »Bist du einer von denen, die es gern haben, wenn jemand zuschaut?«
     flüsterte sie.
    Der Matrose schlug ihr
     klatschend auf den Hintern und spähte in die dunstige Finsternis.
    »Verdammt, hier stimmt
     was nicht«, murmelte er.
    »Ach, komm!«
    »Verpiß dich, du
     kleine Nutte!« Grob stieß er das Mädchen von sich, packte
     haltsuchend die Reling und taumelte über das Deck.
    »Christus erbarme sich«,
     hauchte er. »Wo sind die nur alle?« Er schaute an der
     Schiffswand hinunter, ohne die Hure zu beachten, die leise maulend am Fuße
     des Mastes saß. Dann spähte er über den vernebelten Fluß.
     Gleich würde der Morgen dämmern; auf dem Wasser konnte er andere
     Schiffe erkennen, und er sah auch ein paar Gestalten, die sich auf den
     Decks hin und her bewegten. Die kalte Morgenluft pustete ihm den Bierdunst
     aus dem Schädel.
    »Sie sind weg«,
     flüsterte er bei sich.
    Er starrte hinunter auf das
     dunkle, rauhe Wasser der Themse und blickte dann erneut übers Deck.
     Das Beiboot lag noch vertäut auf den Planken. Ohne auf das Flehen der
     immer noch am Mast kauernden Dirne zu achten, rannte er zum Achterkastell
     und stieß die Tür zur Kajüte auf. Die Öllampe an
     ihrem schweren Haken leuchtete ganz friedlich. Drinnen war alles unberührt,
     sauber und in bester Ordnung. Der Matrose stand stocksteif und breitbeinig
     da und wiegte sich mit den sanft rollenden Bewegungen des Schiffes; er
     lauschte dem Knarren von Spanten und Planken und dachte an die
     unheimlichen Geschichten, die er und seine Kameraden sich auf mitternächtlichen
     Wachen erzählt hatten. War hier Magie am Werk gewesen? Waren
     Bracklebury und die anderen beiden Besatzungsmitglieder weggezaubert
     worden? Auf natürlichem Wege hatten sie das Schiff jedenfalls nicht
     verlassen - das Boot war noch da, und das eiskalte Wasser dürfte
     selbst den verzweifeltsten Matrosen kaum dazu verlocken, die Freuden der
     Stadt schwimmend zu erreichen.
    »Bracklebury!«
     schrie er, als er aus der Kajüte kam. Aber zur Antwort knarrte und
     ächzte nur das Schiff. Der Matrose schaute zum Mast hinauf und sah
     die Nebelschleier, die ihn umwehten.
    »Was ist denn los?«
     heulte die Dirne.
    »Halt’s Maul, du
     Luder!«
    Der Seemann trat zur Reling.
     Er wünschte, er wäre nie zurückgekommen.
    »God’s Bright
     Light« höhnte er bei sich. »›Das helle Licht
     Gottes‹. Aber dieses Schiff ist verflucht!«
    Kapitän Roffel war ein
     leibhaftiger Teufel gewesen. Jahre der blutigsten Kämpfe auf See
     hatten den Matrosen abgehärtet, doch selbst in ihm war Mitleid
     aufgeflackert, als er gesehen hatte, wie skrupellos Roffel mit den französischen
     Gefangenen umgesprungen war. Doch jetzt war Roffel tot, hingerafft von
     einer plötzlichen Krankheit. Sein Leichnam war, in Ölhäute
    

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