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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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Euch.«
    Latchkey führte sie
     durch das luxuriöse Haus und zeigte ihnen, wie die Fenster mit Läden
     gesichert wurden, die von innen mit Vorhängeschlössern versehen
     waren.
    »Bist du sicher, daß
     kein Fenster offen geblieben war?«
    »Gewiß, Sir John.«
    »Und die Türen
     unten waren ebenfalls verschlossen.«
    »Ja, Sir John. Wir
     haben außerdem Hunde, aber die haben auch nichts gehört.«
    »Es gibt keinen
     geheimen Eingang?«
    »Überhaupt keinen,
     Sir John.«
    »Und das Dach?«
    Latchkey zuckte die Achseln
     und führte sie hinauf auf den kalten Dachboden, der als Speicher
     diente. Cranston spähte in die Höhe, aber er sah kein Loch im
     Dach.
    »Wieviel ist
     verschwunden?« fragte er, als sie wieder hinuntergingen.     
    »Fünf
     Silberbecher, zwei davon mit Juwelen besetzt.
    Sechs Messer - zwei goldene,
     drei silberne, eins aus Kupier. Eine Statuette der Jungfrau Maria aus
     Marmor. Zwei Suppenlöffel, ebenfalls Gold. Fünf Silberteller,
     einer mit Edelsteinen am Rand.«
    Shawditch stöhnte, als
     er die lange Liste hörte.
    Unten angekommen, setzte
     Cranston seinen Biberhut auf und zog sich den Mantel an.
    »Könnten es die
     Diener gewesen sein?« fragte er.
    Latchkeys betrübte Miene
     wurde noch düsterer.
    »Sir John, ich war es,
     der den Diebstahl entdeckt hat. Ich habe auf der Stelle jeden einzelnen
     durchsucht. Nichts wurde gefunden.«    
    Cranston verdrehte die Augen
     zum Himmel, dankte dem Verwalter und ging auf die eisige Straße
     hinaus, gefolgt von einem nicht minder ratlosen Untersheriff.
    »Wie viele, sagt Ihr?«
     fragte Cranston. »Sechs seit St. Michael?«
    Shawditch nickte verdrossen.
    »Und wo ist
     Trumpington?«
    Shawditch deutete die Straße
     hinunter. »Wo er um diese Zeit immer ist - im ›Munteren
     Schwein‹.«
    Vorsichtig umschifften sie
     die Müllhaufen und wanderten die Straße entlang; dann bogen sie
     in eine Gasse, wo ein leuchtend gelbes Schild mit einem roten Schwein, das
     Dudelsack spielte, ächzend und knarrend an einer Eisenkette baumelte.
     Im Schankraum fanden sie Trumpington, den Bezirksbüttel, der sich
     eben eine Fischpastete einverleibte und mit noch vollem Mund gleich einen
     Humpen schäumendes Bier hinterherkippte. Er rührte sich kaum,
     als Cranston und Shawditch sich bemerkbar machten, rülpste nur laut
     und fing an, sich mit dem Daumennagel geschäftig zwischen den Zähnen
     herumzustochern. Cranston bemühte sich,
     seine Abneigung gegen den Mann zu verbergen. Insgeheim stellte er sich
     Trumpington als Schwein vor: gedrungener Körper, rotes Fettgesicht,
     zitternde Hängebacken, behaarte Nasenlöcher und flinke, hin und
     her huschende Äuglein unter einer niedrigen Stirn mit schmutzigen,
     blonden Haarfransen.
    »Es hat ein Raub
     stattgefunden«, verkündete Trumpington.
    »Ja, der sechste in
     diesem Bezirk«, blaffte Shawditch.
    Trumpington fuhr sich mit der
     Zunge im Mund herum, und Sir John lehnte es zum ersten Mal seit Wochen ab,
     etwas zu trinken oder einen Happen zu essen.
    »Das ist nicht meine
     Schuld«, blökte Trumpington. »Ich gehe jede Nacht durch
     die Straßen. Naja, zumindest, wenn ich Dienst habe. Mir ist nichts
     Ordnungswidriges aufgefallen, und diese Diebstähle sind für mich
     ebenso rätselhaft wie für Euch, meine prächtigen Freunde.«
    Mit honigsüßem Lächeln
     legte Cranston seine Hände auf die des Büttels und drückte
     fest zu, bis er sah, wie der Mann das Gesicht verzog.
    »Nichts
     Ordnungswidriges, sagst du? Nie?«
    »Nein«, keuchte
     der Mann, und der Druck auf seinen Händen färbte sein Gesicht
     hellviolett.
    »Gut.« Cranston
     schob den Schemel zurück und nahm die Hände weg. »Halte
     die Augen offen.« Er zupfte Shawditch am Ärmel, und die beiden
     verließen die Schenke.
    »Ein regelrechtes
     Geheimnis«, stellte Shawditch fest. Er warf Cranston einen wachsamen
     Blick zu. »Euch ist klar, daß deshalb die Hölle los sein
     wird?«
    Cranston wartete, bis eine
     Gruppe von Ladenjungen, die lärmend eine aufgeblasene Schweinsblase
     die Straße hinuntertrieben, johlend und jauchzend vorbeigestürmt
     war. Dann dachte er laut nach. »Sechs Häuser. Alle in diesem
     Bezirk. Alle gehören mächtigen Kaufleuten, aber zur Zeit des
     Einbruchs sind ihre Eigentümer fort und nur die Dienstboten anwesend.
     Keine Spur eines gewaltsamen Eindringens, weder durch die Tür noch
     durch ein Fenster. Ein Diebstahl von innen?« Er schüttelte den
     Kopf. »Eine Absprache zwischen

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