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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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den Dieben und der Dienerschaft in
     sechs verschiedenen Haushalten halte ich für ausgeschlossen.«
     Er blies die Wangen auf und stapfte vor Kälte mit den Füßen.
     »Zuerst wird es Protestgemurr aus dem Stadtrat geben. Dann wird es
     sich zu einem Gebrüll des Mißfallens auswachsen, und
     irgendjemandes Kopf wird rollen. Was, Shawditch?«
    »Aye, Sir John, und es
     könnte der meine sein. Oder der Eure«, fügte er nüchtern
     hinzu. »Brechen irgendwo Recht und Ordnung zusammen, glaubt man
     immer, es würde die Sache besser machen, wenn man einen Beamten
     bestraft, weiß der Himmel, warum.«
    Cranston schlug ihm auf die
     Schulter. »Ihr kennt Bruder Athelstan?«
    »Euren Sekretär?
     Den Pfarrer von St. Erconwald in Southwark?« Shawditch nickte.
     »Natürlich. Er ist höchst einprägsam, Sir John, denn
     zwischen ihm und Euch ist ein Unterschied wie Tag und Nacht.«
    Shawditch lächelte bei
     der Erinnerung an den schmalen, olivhäutigen Dominikanermönch
     mit seinen rabenschwarzen Haaren und den lächelnden Augen, die eine
     scharfe Intelligenz und einen wachen Verstand verrieten. Anfangs hatte
     Shawditch ihn für verschlossen gehalten,
     aber dann hatte er erkannt, daß der Dominikaner nur schüchtern
     war und eine ziemliche Ehrfurcht vor dem übermächtigen Sir John
     mit seinem gefräßigen Appetit und seiner ständigen Gier
     nach Erfrischungen hatte.
    »Worüber lächelt
     Ihr?« fragte Cranston grob.
    »Oh, über gar
     nichts, Sir John. Ich dachte nur…« Shawditch ließ den
     Satz unvollendet.
    »Wie dem auch sei«,
     dröhnte Cranston und wandte sich ab, um weiterzugehen, »Athelstan
     sagt immer, wo es ein Problem gibt, muß es auch eine Lösung
     geben; es ist alles nur eine Frage von Beobachtung, Betrachtung und Schlußfolgerung.«
    Mit einer Behendigkeit, die
     sogar Thomas, die Kröte, bewundert hätte, machte er einen Satz
     zur Seite, als über ihm ein Fenster aufging und der Inhalt eines
     Nachttopfs auf die Straße geschüttet wurde. Shawditch hatte
     weniger Glück, und sein Mantel bekam ein paar Spritzer ab. Er blieb
     stehen und drohte mit der Faust zu dem Fenster hinauf; dann sprang er
     ebenso flink wie Cranston beiseite, als es wieder geöffnet wurde und
     ein zweiter Nachttopf erschien.
    »Das sollte gesetzlich
     verboten werden«, knurrte er. »Aber was sagtet Ihr gerade, Sir
     John?«
    Der Coroner zog sich den
     Biberhut fest über den mächtigen Schädel. »Die Frage
     ist, wie kommt der Dieb ins Haus? Zweitens, woher weiß er, daß
     niemand da ist?«
    »Was die zweite Frage
     angeht, das weiß ich nicht. Und die erste? Nun, das ist ebenfalls
     ein Geheimnis.«
    »Habt Ihr alle Dächer
     überprüft?« fragte Cranston.
    »Ja. Trumpington hat
     einen Dachdecker kommen lassen, der Mann hat die Dächer untersucht
     und nichts feststellen können.«
    Sie hatten die Bread Street
     erreicht. Cranston wollte abbiegen, aber Shawditch hielt ihn am Ärmel
     fest.
    »Ich sagte, ich hätte
     zwei Probleme für Euch, Sir John. Das zweite ist ernster.«
    Cranston seufzte. »Schön,
     aber nicht hier.«
    Er führte den
     Untersheriff die Cheapside hinauf und in die heimelige Wärme der
     Schenke »Zum Heiligen Lamm Gottes«. Dort rief er nach der
     Wirtin, verlangte seine Wachtelpastete und Rotwein für sich und
     seinen Freund. Als er den ersten Bissen genommen hatte, nickte er dem
     Untersheriff zu.
    »So. Erzählt.«
    »Ihr wißt, daß
     die Schiffe des Königs gegen die Franzosen gefahren sind?« 
    »Aye. Wer wüßte
     das nicht?« Cranston mampfte seine Pastete.
    Vom Parlament zum Handeln
     gedrängt, hatte John von Gaunt schließlich eine Flotille von fünfzehn
     bewaffneten Schiffen zusammengestellt, die Vergeltungsmaßnahmen
     gegen die französischen Kaperfahrer im Kanal und Überraschungsangriffe
     gegen die Städte und Dörfer an der Küste der Normandie ausführen
     sollten.
    »Ja«, fuhr
     Shawditch fort. »Ein paar dieser Schiffe liegen vor Queen’s
     Hithe auf der Themse, darunter auch die God’s Bright Light.«
     Shawditch nahm einen Schluck Wein. »Das Schiff stand unter dem
     Befehl von William Roffel. Es ist vor zwei Tagen in den Hafen eingelaufen,
     nachdem es eine ganze Anzahl französischer Schiffe erobert und
     versenkt hatte. Roffel jedoch wurde auf der Heimreise plötzlich krank
     und starb. Seinen Leichnam hat man an Land gebracht. Die Besatzung bekam
     ihre Heuer und sieben Tage Landurlaub. Letzte Nacht nun waren als Wache
     nur der Erste Maat und zwei

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