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Tod auf der Venus

Tod auf der Venus

Titel: Tod auf der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. Wollheim
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Ausrüstung aufzählte und Instruktionen gab für jeden nur denkbaren Zwischenfall.
    Endlich waren sie fertig angekleidet und mit dem tragbaren Versorgungssystem ausgestattet. Dann kletterten sie in einen weißen Spezialbus, der nur dazu diente, die Astronauten über endlose, leere Betonflächen zum Versorgungsgerüst zu fahren. Aus Gründen, über die kein Wort verloren wurde, hatte die Raumbehörde eine Publikation des Abschusses untersagt.
    Nur die Kameraleute der Behörde zeichneten alle Vorgänge lückenlos auf. Sie hielten sich im Hintergrund, so daß die Astronauten ohne jeden Aufenthalt vom Bus zum Gerüstaufzug gelangten. Sie lächelten durch die dicke Plastiksichtplatte ihrer Helme und winkten den Arbeitern zu, die ihnen gute Wünsche zuriefen, aber selbst dabei verhielten sie den Schritt nicht. Alles lief mit mechanischer Präzision ab, die von langen Jahren härtesten Trainings sprach.
    Vom Lift zur Einstiegluke wurde eine kleine Plattform ausgefahren. Chet, dann Carter und schließlich Quincy kletterten an Bord. Von dem Moment an, da sie die Kapsel betraten, konnte keiner mehr einen Gedanken an das dramatische Ereignis verschwenden, das ihnen selbst bevorstand.
    Als alle angeschnallt waren, hatten sie einige hundert Handgriffe zu tun, Skalen abzulesen und die Zahlen zu notieren, über die Kopfhörer Instruktionen entgegenzunehmen, Ventile einzustellen und Nadeln auszurichten. Und bei allem ging der Countdown weiter, bis nur noch eine Minute blieb und alles fertig war.
    Dann tickten die Sekunden dieser letzten Minute davon, und es hieß zehn ... neun ... acht ... Das war so oft geprobt worden, daß es keine Aufregung mehr verursachte; reinste Routine war das, und auf routinemäßige Art erhielten sie auch die Bestätigung, daß die Zündung erfolgt war. Die Kabine zitterte und schüttelte sich, und als sie das Signal, daß der Abschuß erfolgt war, bestätigten, zitterten auch ihre Stimmen.
    Nur die Ärzte bei Malibu, die Puls und Herzschlag des abfliegenden Teams überwachten, wußten, wie erregt die Besatzung an Bord der schnell den Blicken entschwindenden N-1 war.

 
6.
     
    Sie waren im Orbit, einhundertsiebzig Meilen über der Erde. Hier machten sie zwei vollständige Umrundungen, um sich zu überzeugen, daß alles ordnungsgemäß funktionierte. Sie regelten ihre Anzugtemperaturen, maßen nach, ob die Kabine den richtigen Luftdruck hatte und beantworteten eine Unzahl Fragen, mit denen sie von der Bodenkontrolle aus bombardiert wurden. Zeigte sich irgendwo auch nur eine winzige Funktionsstörung, so konnte immer noch die Rückkehr zur Erde befohlen werden. Parret hielt eifrig Ausschau nach Dingen, die Ärger bereiten konnten, fand aber nichts. Dann lehnten sie sich entspannt zurück, als die Erde die mächtige Nuklearmaschine aktivierte und sie aus der Kreisbahn hinausschoß auf den Weg zu ihrem Ziel.
    Als die Rakete wieder abgestellt wurde, lasen die Telemeter Raumort, Geschwindigkeit und Richtung ab; sie lagen auf richtigem Kurs. Eine Stunde später hatten sie sich bis auf die Unterwäsche ausgezogen und waren in lockersitzende Coveralls geschlüpft. Dann nahmen sie ihre erste Mahlzeit ein. Sie nannten sie Mittagessen, da die letzte Frühstück geheißen hatte, aber von jetzt an war es egal, welchen Namen sie ihren Mahlzeiten gaben, weil sie alle gleich langweilig waren.
    Langeweile würde von jetzt an ihr ständiger Gefährte und Feind sein. Nur zehn Minuten pro Stunde waren nötig für die regelmäßigen vorgeschriebenen Tests. Mehr als acht Stunden täglich konnte man nicht gut verschlafen. Man spielte Halma, Dame, Schach, verschiedene Kartenspiele und anderes, und es gab auch einen winzigen Winkel, den sie »Gymnastiksaal« nannten und ein paar Übungen gestattete, denn der Muskeltonus wurde sehr wichtig, wenn sie ihre schwere Ausrüstung am Landeplatz eigenhändig schleppen mußten.
    In der Kommandokapsel gab es keine ruhige Sekunde. Einige elektronische Kanäle arbeiteten ununterbrochen, aber daran waren sie so sehr gewöhnt, daß sie es nur dann bemerkten, wenn irgendein ganz besonderer Ton ihre Aufmerksamkeit erregte. Eine Verbesserung gegenüber früheren Flügen war das eingebaute Tonbandgerät. Sie hatten sehr viele Stunden Spieldauer in klassischer, leichter und Popmusik, sie konnten zahlreiche Komödien und klassische Dramen hören. Aber sie beschlossen, ihre Bandunterhaltung zu rationieren, da sie ja ungleich mehr Stunden unterwegs waren, als sie auf Band hatten, und sie wollten nicht

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