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Tod auf der Venus

Tod auf der Venus

Titel: Tod auf der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. Wollheim
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Doppelspange verleiht Ihnen den Titel und die Bezahlung eines Oberleutnants. Herzliche Glückwünsche zur Beförderung und viel Glück für den Venus-Flug.«

 
5.
     
    Mehr als die Hälfte des unterirdischen Komplexes der Raumbehörde in den Bergen von Santa Monica war ein Trainingslager. Es war so angelegt, daß nahezu jede Situation, die sich die Flugplaner nur ausdenken konnten, zu simulieren war. Die Kommandokapsel der bevorstehenden Mission, die Schwester jener Kapsel, die für den Flug verwendet wurde, war bereits eingebaut. Die Bordgeräte stimmten genau mit jenen überein, welche die Astronauten während der Flugmonate im Raum zu bedienen hatten. Die Fenster hatte man entfernt und durch raffinierte Bildschirme ersetzt. Alle Instrumente, Skalen und Meßgeräte hatte man schon in die Vielzahl der Servomechanismen und Computer eingebaut; man konnte alles so kombinieren, wie man es brauchte.
    Wenn die Astronauten an Bord und die Ausstiege versiegelt waren, hätten sie ebensogut auf dem Startgerüst oder in einer Erdumlaufbahn sein können, wenn nicht gar schon auf dem Weg durch den Weltraum. Jede nur denkbare Übung wurde unter allen eintretenden Bedingungen durchgespielt, und das Training im Simulator ging weiter, vierzehn Stunden täglich.
    Der Zeitfaktor war ungeheuer wichtig. Commander Bradley nannte ihn »Fahrplan«. Allmählich verstand Chet immer besser, was er gemeint hatte. Der Trainingschef gab dem Team immer neue Probleme auf. Jedes dieser Probleme hatte eine Lösung, eine ganze Reihe von Handlungen, mit denen die Astronauten jede Schwierigkeit bewältigen konnten – falls sie genug Zeit hatten. Konnten sie ihre Denkprozesse schneller ablaufen lassen und die entsprechenden Lösungen finden und anwenden, dann konnten sie in guter Form jeden Test durchstehen. Andernfalls »starben« sie theoretisch.
    Die drei Männer des Teams verbrachten soviel Zeit im Trainingsmodell, daß sie jede Kleinigkeit auswendig kannten. Das Innere der Kapsel sah nicht viel anders aus als das jener Raumfahrzeuge, die sie für ihre Mondfahrten benützt hatten. Sie war ein wenig größer und die Instrumentation komplizierter und umfassender, aber sie hatten alle jenen Punkt erreicht, an dem sie mit geschlossenen Augen die Hand auf jedes Instrument, jedes Ventil, jeden Knopf legen konnten.
    Neben der Kommandokapsel verlangte auch das planetare Landungsgerät ein sehr eingehendes Training. Mit diesem Vehikel sollten sie auf die Oberfläche der Venus niedergehen. Noch wichtiger als die Landung war aber das sichere Verlassen der Planetenoberfläche und die Wiedervereinigung mit der Kommandokapsel, die sie in einer Park-Kreisbahn lassen wollten. Das Andocken nach Abschluß der Mission sollte von den im Landefahrzeug eingebauten Kontrollen aus gesteuert werden. Wenn auch Chet schon auf Grund des ihm verliehenen Ranges die Hauptkontrollen eines jeden von ihnen benützten Fahrzeuges zu bedienen hatte, so mußten doch auch die beiden anderen dieses Training ebenso mitmachen, damit jeder im Notfall für jeden anderen und in jeder Lage einspringen konnte.
    Sie machten sich auch völlig vertraut mit allen Geräten, die sie sonst zu benützen hatten – es gab neue motorisierte Transportschlitten und lange Greifwerkzeuge, weil die schwerer gewordenen Druckanzüge das Bücken außerordentlich erschwerten. Selbst mit den neuen Pastennahrungsmitteln mußten sie üben, denn sie mußten im Raumanzug und Helm und Handschuhen eingenommen werden. Da die Astronauten den Moonwalker nicht mitnahmen, konnten sie sich, sobald sie auf der Venus waren, zum Essen nicht ausziehen.
    Navigation und Funkverständigung nahmen den größten Teil der noch verbleibenden Zeit in Anspruch. Fest in die Kommandokapsel oder im Landefahrzeug eingeschlossen, verbrachten sie viele Stunden damit, mit der »Erde« zu sprechen. Dabei traten Verzögerungen von vier bis sechs Minuten auf, damit sie sich an die Zeitabstände der Funkentfernung gewöhnten. Sie lernten auch den Fünf-Buchstaben-Kode, so daß sie jede benötigte Kombination herauspicken und die Nachrichten blitzschnell dekodieren konnten, die sie verschlüsselt von der Erde empfingen.
    Schließlich hatten sie noch eine Woche vor sich; Chet, Quincy und Carter waren überzeugt, daß sie nicht noch besser und umfassender trainiert werden konnten. Das hieß allerdings keineswegs, daß sie vom Erfolg der vor ihnen liegenden Mission restlos überzeugt gewesen wären. Die unvermeidlichen Lücken kannten sie nur allzu

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