Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod auf der Venus

Tod auf der Venus

Titel: Tod auf der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. Wollheim
Vom Netzwerk:
war einigermaßen erstaunt. »Ganz wahr ist das aber nicht«, wandte er ein.
    »Ganz im Gegenteil«, entgegnete Bradley ruhig, »das kann sogar absolut wahr sein. Wahrscheinlich ist, daß unsere Leute höchstens noch fünfzig Meilen von ihnen entfernt sind, und es gibt keinen Grund dafür, daß wir ihnen keine solche Anweisung schicken sollten oder könnten. Natürlich«, gab er zu, »ist es möglich, daß sie diese Anweisung nicht empfangen, aber wir können jedenfalls sagen, daß wir sie abgeschickt haben. Ich möchte nämlich gerne erreichen, daß die Russen auf unsere Männer warten, daß sie nicht durchdrehen und sich auf den Rückweg zur Erde machen, ehe Chet mit Carter und Quincy dort sein kann. Ich denke außerdem, es sei vielleicht am besten, wenn die Russen von ihrer eigenen Bodenstation aus Befehl erhielten, dort zu warten.«
    »Das ist gut«, pflichtete ihm Curtis bei, und er kritzelte etwas auf den vor ihm liegenden Block. Er war überrascht, daß der kleine, mausige, intellektuelle Theoretiker mit einem harten, praktischen Plan kam. Und doch hatte Bradley nur seine sonstige Linie verfolgt – erst das gewünschte Ende überlegen und dann die Mittel finden, die zu diesem Ziel führen konnten.
    »Sag mir doch wenigstens, Pat«, bat Curtis, »wie erklärst du dir den enormen Unterschied zwischen dem russischen Bericht und den Bedingungen, die unser Team vorgefunden hat?«
    »Nun ja, meine Abteilung ist das ja nicht«, wehrte Bradley ab, doch die anderen machten ihm klar, daß sie keine wissenschaftlichen Definitionen, sondern seine persönliche Meinung hören wollten. Er erklärte also ziemlich ausführlich, wie man ja auch auf der Erde die unterschiedlichsten Bedingungen unmittelbar nebeneinander erleben konnte; oder eine Expedition, die in der Arktis, eine zweite, die in der Sahara landete, würden auch die konträrsten Berichte nach Hause schicken. Der Mount Everest hatte natürlich eine ganz andere Atmosphäre, Temperatur, Vegetation und Topographie als ein kaum hundert Meilen entfernter Punkt in Seehöhe.
    »Auf der Venus«, führte Bradley aus, »sind die Bedingungen natürlich anders als auf der Erde, aber immerhin gibt es mehrere Ähnlichkeiten. Die Pole scheinen fünf oder mehr Meilen dicke Eiskappen zu haben. Die Venus rotiert sehr langsam, und so mischt sich die Atmosphäre nicht so durch wie bei einer schnelleren Rotation, so daß die Äquatorialhitze nicht sehr gut vom Äquator zu den Polen getragen wird. Deshalb sind extreme Hitzegrade am Äquator ebenso möglich wie extreme Kältegrade an den Polen.
    Hitze und Kälte sind also ziemlich stationär; das hat zur Folge, daß die Winde nicht horizontal, sondern vorwiegend vertikal wehen, wenn auch vielleicht nicht überall, sondern gebietsweise. An den Gletscherrändern schmilzt das Eis, und das Schmelzwasser fließt in die heißen Zonen. Da verdunstet es, so daß sich Wolken bilden. An den Polen wird Schnee daraus. Auf der Erde findet man zum Beispiel in Seehöhe viel mehr Sauerstoff als in großen Höhen. Auf der Venus kann genau das Gegenteil zutreffen.«
    Curtis und Borg hörten ihm aufmerksam zu. Schließlich stellte Curtis eine Frage: »Gibt es denn Gebirge auf der Venus?«
    »Meine Abteilung ist das ja nicht«, antwortete Bradley automatisch, und alle drei mußten nun lachen. »Wirklich, das meine ich«, erklärte er, als sie sich wieder gefaßt hatten. »Ich bin kein Astronom, sondern ein Computermensch, aber ich glaube, über die Bodenbeschaffenheit der Venus weiß kaum einer sehr viel. Ich habe nur versucht, euch darzulegen, wie ein Team Sauerstoff findet, das andere aber unter Kohlendioxyd leidet; wie ein tropisches Paradies und eine heiße Hölle praktisch nebeneinander auf einem Planeten bestehen können. Das sind meine Theorien. Es kann andere Umstände geben, welche die Unterschiede erklären. Ich kann nur mit euch hoffen, daß Chet und Carter und Quincy gut zurückkehren, um uns mit Tatsachen zu versorgen.«
    »Das kannst du gleich noch einmal sagen«, meinte Borg nachdrücklich.
    »Amen«, fügte Curtis hinzu.

 
10.
     
    Chet und Carter schwatzten ein wenig miteinander, während sie auf Quincy warteten. Chet sah, daß der junge Offizier noch immer unter einiger Spannung litt, aber das war ja verständlich. Er schien sich aber doch sehr erholt zu haben. Zusammen gingen sie am Fuß der riesigen Felsmauer entlang in die Richtung, in der sie Quincy treffen sollten. Sie beeilten sich einigermaßen auf den letzten hundert Metern, um

Weitere Kostenlose Bücher