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Tod auf der Venus

Tod auf der Venus

Titel: Tod auf der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. Wollheim
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genau am Treffpunkt zu sein, wenn Quincy ankam. Kaum waren sie dort, als sie ihn mit hoppelndem Schlitten heranlaufen sahen. Quincy keuchte vor Anstrengung.
    »Alles okay hier?« fragte er, als er wieder zu Atem gekommen war.
    »Jawohl, alles okay hier«, erwiderte Carter.
    »Was machen wir jetzt? Klettern wir da jetzt geradeaus hinauf, direkt in der Fallinie, oder umrunden wir das Ding?« fragte er und deutete in die Höhe.
    Chet trat ein paar Schritte zurück und studierte den Fels.
    »Offen gesagt, darüber habe ich noch nicht nachgedacht, aber heute treffen wir sowieso keine Entscheidung mehr. Ich erkläre den Rest des Tages zum Ferientag, selbstverständlich bezahlt. Wir schlagen ein Lager auf und rasten. Haben wir ausgeschlafen, fällt es uns leichter, an die neuen Probleme heranzugehen.«
    Niemand hatte etwas dagegen, und sogar Quincy schien froh darüber zu sein. Chet wußte, daß diese Mauer vielleicht ihr Todesurteil war, auch wenn die anderen noch nicht soweit gedacht hatten. Diese Steilwand zu erklettern, war natürlich ausgeschlossen. Die Energiereserven, von denen ihr Leben abhing, wurden allmählich knapp. Der Berg konnte endlos lang sein, und wo war der nächste Punkt, an dem man ihn übersteigen konnte? Ein paar Meilen rechts oder links? Oder Hunderte von Meilen in beiden Richtungen?
    Nur eines war klar: Sie waren alle zu erschöpft, um sich mit diesem Dilemma auseinandersetzen zu können.
    »Wir werden das Lager aber nicht allzu nahe an den Felsen aufschlagen«, meinte er. »Es könnte Steinschlag geben, und wir sind nun einmal nicht so stabil ... Und da draußen auf der Ebene scheint es auch kaum ein Dach über unseren Köpfen zu geben.«
    »Warum gehen wir nicht in die Höhle, Skip?« schlug Quincy vor. »Die sieht doch ganz gemütlich aus.«
    »Welche Höhle?«
    »Die dort drüben.« Quincy deutete ungefähr fünfzig Meter nach rechts. Chet sah eine Falte an der Stelle, wo der Fels auf den Boden traf, aber eine Öffnung entdeckte er nicht.
    »Wieso bist du so sicher, daß es eine Höhle ist?« fragte er.
    »Ich habe sie gesehen, als ich kam«, antwortete Quincy. »Natürlich habe ich keine Ahnung, wie tief sie ist; aber eine Höhle ist es. Ich habe ganz vergessen, daß ihr nicht auf dem gleichen Weg gekommen seid, sondern habe angenommen, daß ihr sie auch gesehen habt.«
    Chet führte die beiden dorthin, und sie lugten hinein. Die Falte, welche die Höhle schuf, war sehr eindrucksvoll. Sie sah fast aus, als sei sie von Menschenhand behauen. Links und rechts stiegen die Felsen mindestens zwanzig Fuß hoch senkrecht hinauf und bildeten dann einen Bogen. Das war sicher ein sehr guter Lagerplatz; sie kehrten gemeinsam zum Schlitten zurück, um all das zu holen, was sie brauchten, einschließlich Helmlampen, für die sie keinen Strom benötigten.
    Quincy wollte natürlich sofort die Höhle erforschen, aber Chet bestand darauf, daß sie erst essen müßten. Er brannte ebenso darauf wie die anderen, den Umfang und die Beschaffenheit der Höhle kennenzulernen, aber sie hatten einen harten Tag hinter sich, und er mußte dafür sorgen, daß alle in möglichst guter Verfassung blieben. Sie setzten sich also, quetschten ein paar Tuben mit Nahrung in ihre Münder und ließen je eine Tube Wasser folgen.
    Die Mahlzeit war absolut kein Fest, aber sie fühlten sich erfrischt und gekräftigt. Chet spürte deutlich, wie die Spannung in ihm allmählich nachließ.
    »Jetzt fühlen wir uns alle wieder wohler, und da wollen wir doch mal sehen, ob wir dieses Gefühl nicht kleinkriegen. Ich fürchte nämlich, wir haben wieder mal ein Problem«, sagte er.
    »Ach nein!« meinte Carter sarkastisch, und darüber war Chet froh, denn Sarkasmus war viel positiver als dumpfe Verzweiflung.
    »Erst wollen wir einmal feststellen, was wir erreicht haben«, fuhr Chet fort. »Ich meine, wir sollten uns darüber klar sein, daß wir vor drei Tagen von jenem Unheil betroffen worden waren, das Astronauten am meisten fürchten. Niemand spricht gern darüber, denn es ist ungefähr so, wenn man mitten im Atlantik ist, kein Rettungsboot, keinen Rettungsring und kein Radio und keine Schwimmweste hat. Natürlich kann man schwimmen, aber wie lange? Seht ihr, deshalb spricht man nicht darüber.
    Trotz des erlittenen Schocks sind wir gut organisiert und schwimmen noch. Und wir haben ein großes Plus – wir haben zwanzig Meilen zurückgelegt. In Wirklichkeit ist die zurückgelegte Strecke fünfmal so lang, aber wir haben uns um zwanzig Meilen

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