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Tod auf der Venus

Tod auf der Venus

Titel: Tod auf der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. Wollheim
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erreichen versucht?« fragte er.
    »Nein, Quincy. Ist schon gut. Ich bin nur eben ... Moment mal, gleich melde ich mich wieder.« Chet hatte etwas entdeckt, das aussah wie ein großer Stein, der am Fuß der Klippe lag. Als er genauer hinschaute, stellte er fest, daß es Carter war, der auf dem Rücken lag. Und Carter rührte sich nicht. Chet eilte hin und musterte ihn durch die Sichtplatte des Helmes. Carters Augen waren geschlossen. Chet klopfte an den Helm und schrie seinen Namen. Die Augen des Astronauten öffneten sich blinzelnd, doch sie schauten blicklos geradeaus.
    »Quincy, ich habe ihn gefunden«, rief Chet.
    »Gut. Ist was nicht in Ordnung?«
    »Ich weiß nicht recht. Hast du meine Richtung?«
    »Natürlich. Ganz genau. Zwei Strich nach Backbord.«
    Chet machte eine überschlägige Rechnung. Er hatte etwa zwei Meilen zurückgelegt, und wenn er um zwei Grade aus der Richtung abgewichen war, in welche der Schlitten zeigte, dann mußte er etwa dreihundertzwanzig Meter von der Stelle entfernt sein, an welcher der Schlitten in der Geraden vorbeikäme.
    »Quincy, hör mal, das ist sehr wichtig. Bring den Schlitten in einer Geraden her, genau in die Richtung, in die er zeigt. Richte dich nach dem Gyrokompaß. Nach zwei Meilen kommst du zu einem Felsberg, der direkt aus dem Boden wächst wie eine gigantische Chinesische Mauer, nur ist die hier wesentlich höher. Wenn du dort bist, dann findest du uns entweder genau an dieser Stelle oder ein paar Meter links davon. Sind wir noch nicht da, dann rühr dich nicht von der Stelle, sondern rufe mich nur an. Okay?«
    »In Ordnung, Skip.«
    »Oh, und Quincy, über diese kurze Entfernung brauchen wir kein Relais. Wir können uns direkt erreichen. Melde dich, sobald du dich vom Schlittenrelais abgeschaltet hast.«
    Nach einer Pause von einigen Sekunden kam Quincy wieder durch. »Wie verstehst du mich?« fragte er.
    »Sehr gut. Dann setz dich in Bewegung. Wir treffen uns bald.«
    »Gut, Skip. Ich mache mich jetzt auf den Weg.«
    Chet wandte sich wieder Carter zu, der nun schnell blinzelte. Er kniete neben ihm nieder und stellte den Transmitter auf ganz kurze Entfernung ein. Damit konnten sie sich miteinander unterhalten, ohne daß diese Diskussion von Quincy mitgehört werden konnte. »Carter, kannst du mich hören?«
    Carter blinzelte heftig, schloß zweimal betont die Augen und schaute dann Chet voll an.
    »Hallo«, sagte er. »Mir scheint, ich bin umgekippt.«
    »Vermutlich. Geht es jetzt wieder?« erkundigte sich Chet besorgt.
    »Ja, es geht wieder, Skipper.« Er deutete nach oben. »Ist das nicht ein ganz unwahrscheinliches Ding?«
    »Stimmt. Aber sag mal, Carter, wie kamst du hierher? Ich meine, was hat dich veranlaßt, so einfach davonzulaufen?«
    »Weißt du, ich ...« Carter tastete nach Worten. Er sah sehr deprimiert drein und schien den Tränen nahe zu sein.
    »Quincy meinte, du seist vorangegangen, um das Gelände zu erkunden«, sagte Chet freundlich.
    Carters Miene hellte sich auf, und er lächelte andeutungsweise, als er diese Hilfe akzeptierte. »Ja, das ist es wohl ungefähr gewesen. Siehst du, da war ...«
    »Du hast wahrscheinlich nicht genau auf den Boden geschaut, sondern auf diese Felsen, und dann bist du wohl gestolpert und gefallen«, schlug ihm Chet vor. »Kannst du aufstehen?«
    »Klar, Skipper. Und vielen Dank.« Carter setzte sich erst auf und erhob sich langsam auf die Füße.
    »Quincy wird auch bald da sein. Wir treffen ihn hier gleich in der Nähe. Und jetzt schaltest du wohl besser deinen Transmitter wieder auf Weitempfang.«
    Carter besah sich den Transmitterknopf und warf Chet einen dankbaren Blick zu.
    »Quincy, wo steckst du?« rief Chet.
    »Ich komme gerannt wie ein Windhund«, antwortete Quincy fröhlich. »Ich schaffe mindestens eineinhalb Meilen pro Stunde.«

 
9.
     
    Creighton Curtis, Captain Borg und Commander Bradley kamen zu einem informativen Gespräch im Büro des Direktors zusammen – die drei Männer, die persönlich am tiefsten in der Operation Sofort steckten. Keiner von ihnen konnte sagen oder auch nur vorgeben, daß die Leben der drei Astronauten nicht zählten, weil größere Ziele auf dem Spiel standen. Sie kannten die drei Männer nicht als Commander Duncan, Lieutenants Parret und Smith, sondern als Chet, Carter und Quincy. Dieser kleine, subtile Unterschied machte eine ganze Welt aus. Commander Sowieso und Lieutenant XY konnten als entbehrlich abgeschrieben werden, aber Chet, Carter und Quincy waren Fleisch und Blut.

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