Tod auf der Venus
hinein, daß der Tod wünschenswert sei, weil er den Sieg noch erhöhe.
Am dritten Tag bemerkten sie während des Mittagessens, daß der Wind, der bisher aus allen Seiten gleichzeitig geweht hatte, die Staubwolken nun mehr in die Höhe trieb, den tiefhängenden Wolken entgegen. Er schraubte sich nicht in Spiralen, sondern stieg in einer geraden Säule in die Höhe. Gleichzeitig stieg der Boden leicht an. Der Dunst hatte sich zum Nebel verdichtet und verwischte die Trennungslinie zwischen den Wolken und dem Horizont. Die unmittelbare Umgebung konnten sie jedoch noch klar erkennen. Ihre Sicht reichte etwa eine Meile.
Schweigend aßen sie. Chet fühlte instinktiv, daß es eine gewisse Ruhe vor dem Sturm war, doch er war auch wieder dankbar dafür, daß die Mahlzeit ohne Streit verlief, was nun selten genug geschah. Er beendete seine Mahlzeit schnell, machte die üblichen Eintragungen und streckte sich dann in voller Länge auf dem harten Boden aus. Er war müde und schloß die Augen. Als er sie ein paar Minuten später wieder öffnete, hingen die Wolkenkissen viel tiefer als vorher. Er setzte sich auf und schaute sich um. Quincy lehnte an einer Schlittenseite und starrte ziemlich grüblerisch auf den Boden. Chet sah auf die Uhr. Sie hatten noch zehn Minuten Zeit. Die wollte er benützen, um den Gyrokompaß nachzusehen, ehe sie sich wieder auf den Weg machten. Da bemerkte er, daß Carter nicht in der Nähe war.
»Wo ist Carter?« fragte er Quincy.
»Oh, er ist weggegangen«, antwortete er gleichgültig.
»Was meinst du damit? Wohin denn?«
»Geradeaus. Warum regst du dich darüber auf?«
»Hör mal, wir mußten ihn doch sonst immer zum Aufbruch drängen. Hat er denn nichts gesagt?«
»Nein, er stand nur auf und setzte sich in Bewegung, nachdem du dich hingelegt hattest. Er ist ja jetzt mit dem Denken dran, und da dachte ich, daß er vielleicht ein Stückchen vorausgehen wollte, um das Gelände zu erkunden. Man sieht ja nicht mehr weit.«
Das stimmte. Die Sicht hatte auf etwa eine halbe Meile abgenommen. Carter war nirgends zu erblicken.
»Du bleibst hier«, befahl er Quincy. »Und du rührst auch nichts an, vor allem nicht den Schlitten.« Er bückte sich und schaltete das Relaisradio ein. »Schließ dich hier an und halt die Ohren offen. Ich gehe und suche Carter. Du bleibst hier und gibst genau acht.«
»Klar, Skip«, antwortete Quincy, schien aber gekränkt und besorgt zu sein. »Ich hätte ihn ja aufgehalten, wenn ich gedacht hätte, daß du dich darüber aufregst, aber ich war der Meinung, daß er vielleicht doch endlich erfaßt, worum es geht. Du glaubst doch hoffentlich nicht, daß er ...«
»Ich glaube jetzt noch gar nichts«, knurrte Chet. »Paß du jetzt lieber genau auf.«
Chet lief in den Nebel hinein. Als er Quincy und den Schlitten nicht mehr sehen konnte, rief er den Kameraden an. »Kannst du mich hören, Quincy?«
»Laut und deutlich, Skip«, kam die beruhigende Antwort.
»Ich rufe jetzt nach Carter. Stell das Richtungsgerät auf mich ein und halte meine Spur fest. Aber den Schlitten darfst du um Himmels willen nicht bewegen.«
»Verstanden, Skip.«
Chet rief immer wieder Carters Namen und ging dabei auf volle Lautstärke. Er bekam keine Antwort. Nur Quincy meldete sich, daß er Chets Spur leicht verfolgen könne. Chet erschrak darüber, und er befahl Quincy, sich erst dann wieder zu melden, wenn er etwas sehr Wichtiges mitzuteilen habe.
Der Grund stieg nun steiler an, und er mußte sich ein wenig vorbeugen, um das Gleichgewicht besser halten zu können. Er schaute auf die Uhr. Nun war er schon fünfundsiebzig Minuten vom Schlitten entfernt. Der Wind wehte ihm in den Rücken und nach oben, so daß er manchmal das Gefühl hatte, in die Luft gehoben zu werden. Er war darüber froh, weil er schneller vorwärts kam.
Dann erkannte er plötzlich durch den Nebel eine dunkle Wand vor sich. Zuerst hielt er sie für einen dichten Staubvorhang, aber dann wurde ihm bald klar, daß die Wand solide war.
Es war auch keine Wand, sondern eine riesige Klippe, die wie eine gigantische Befestigung aus dem Boden ragte. Ehrfürchtig bestaunte er sie; ihre Höhe konnte er deshalb nicht schätzen, weil sie sich in den Wolken verlor. Die Wolkenbank hing in einer Höhe von schätzungsweise fünfzehnhundert Fuß, und dieser Berg mußte wesentlich höher sein.
Auch seitlich verlor sich die Klippe in den Wolken. Er mußte direkt in das Mikrophon gestöhnt haben, denn Quincy meldete sich.
»Hast du mich zu
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