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Tod Auf Der Warteliste

Tod Auf Der Warteliste

Titel: Tod Auf Der Warteliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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und vor nichts und niemandem haltmachten.
    »Aber wissen willst du trotzdem, was da geredet wird. Ganz schön arrogant.«
    »Deswegen gehst ja auch du hin. Und ich geh jetzt nach Hause.« Es war noch nicht einmal siebzehn Uhr. So früh kam er selten aus dem Büro.
     
    *
     
     
    »Iß ein bißchen Salat, Proteo!« sagte Laura. »Kannst du mit einer Motorsäge umgehen?«
    »Warum?« Er hörte nur mit einem Ohr zu und schnitt das zweite Steak an.
    »Man muß fast alle Bäume zurückschneiden, noch bevor das Frühjahr beginnt. Sie stehen zu dicht und zu hoch. Darunter wächst nichts mehr, und in spätestens zwei Jahren ist die ganze Aussicht weg. Galvano hat das Zeug einfach nach oben schießen lassen.«
    »Ja... natürlich. Wir haben aber keine Motorsäge.«
    »Dann kaufen wir eine. Dir wird ein bißchen Bewegung nicht schaden.«
    »Glaub bitte nicht, daß ich bei dem Dreckwetter im Garten arbeite. Ist denn niemand zu finden, der das macht?«
    »Gartenarbeit ist schön, Proteo. Frische Luft, und man sieht, was man geschafft hat. Der Mann, der oberhalb der Straße wohnt, hat einen Gärtner. Wir nicht. Und elf Euro die Stunde sind mir zuviel, das kann sich nur dieser Schweizer leisten.«
    »Das Fleisch war gut. Wo hast du es gekauft?« Proteo Laurenti schob den Teller weg und goß Rotwein nach.
    »Fohlenfilet. In Aurisina. Die Frau, die oben an der Eisenbahn wohnt, hat mir die Adresse gegeben. Der Preis war auch okay, und beim Pferd weiß man immerhin, was man ißt.«
    »Irgendwann wachsen mir Hufe! Warum fragst du nicht die Nachbarin nach einem billigeren Gärtner? Es laufen doch Unmengen an Rentnern herum, die eine Beschäftigung suchen. Bei diesem Nebel geh ich bestimmt nicht raus und säge Bäume um.«
    »Ich habe Kräutersamen bestellt. Biologischen. In Triest kaum zu bekommen. Die Adresse hab ich in einer Zeitschrift gefunden.«
    »Mhm.« Auch er blätterte manchmal in den Gartenzeitschriften, die Laura ab jenem magischen Tag zu kaufen begonnen hatte, mit dem sich der Umzug abzeichnete. Doch viel anfangen konnte er nicht damit. Andererseits war auch er dafür, den freien Blick aufs Meer von der Natur zurückzuerobern.
    »Aber bevor wir Beete anlegen können, muß dieser Dschungel gelichtet werden. Ich glaube, Galvano hat die letzten zwanzig Jahre nichts in diesem Garten gemacht. Je früher wir damit beginnen, desto besser. Jetzt ist noch Zeit.«
    Laura stellte die Teller in die Spülmaschine und räumte den Tisch ab. »Laß uns nach unten gehen«, sagte sie. »Ich habe Feuer im Kamin gemacht. Wir könnten die Bibliothek weiter einräumen. Zusammen macht es mehr Spaß.«
    In fast jedem Zimmer standen noch ein paar unausgeräumte Kartons herum. Der Umzug lag keine zwei Monate zurück. Es roch noch nach frischer Farbe, und die meisten Bilder lehnten an den Wänden und warteten darauf, daß sich Laura und Proteo Laurenti entschieden, wo sie hängen sollten. Von Gemütlichkeit keine Spur. Doch der große Salon, in den sie von einem begnadeten Schreiner vom Karst die Bibliothek maßschneidern ließen, machte von Tag zu Tag Fortschritte.
     
    Sie hatten mit Galvano das Haus gegen die Wohnung in der Stadt getauscht. Es war sein Vorschlag gewesen. Galvano war inzwischen zweiundachtzig Jahre alt und war mehrfach auf der steilen Treppe zur Straße gefallen.
    »Jetzt habe ich fast vierzig Jahre aufs Meer geschaut«, sagte er eines Abends, als sie ihn zum Essen eingeladen hatten, »das reicht. Ich kann es nicht mehr sehen. Ich will in die Stadt.« Dabei schaute er sie feixend an.
    Sie nahmen diese Worte zunächst nicht ernst, doch der alte Zyniker blieb beim Thema.
    »Warum tauschen wir nicht einfach?« fragte er. »Ich bin mit einem Notar befreundet, der die Sache erledigt. Wir setzen nur einen symbolischen Preis ein, so zahlen wir kaum Steuern. Mein Haus ist vielleicht ein bißchen mehr wert als eure Wohnung. Dafür übernehmt ihr meinen Umzug und die Renovierungsarbeiten. Damit sind wir quitt.«
    Laura warf Proteo einen ungläubigen Blick zu. Meinte der Alte es wirklich ernst?
    »Je früher, desto besser«, sagte er. »Ich baue körperlich immer mehr ab, obwohl ich es noch mit jedem Assistenten aufnehmen kann. Aber eure Wohnung hat einen Aufzug. Und wenn die Kinder oder Enkel mich besuchen kommen, ist auch dort Platz genug.« Es klang wie ein Befehl.
    Nachdem Galvano sich verabschiedet hatte, versuchten die Laurentis bis tief in die Nacht, sich mit dem Vorschlag anzufreunden. Praktische Fragen vermischten sich mit schönen

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