Tod Auf Der Warteliste
keine andere Wahl. Wenn sie uns ohne Genehmigung erwischt hätten, wären wir dran gewesen. Schutz der einheimischen Kulturgüter. Stell dir vor, was sonst alles aus Italien heraus verkauft würde und auf welchen dunklen Wegen. Lies weiter!«
»›Vielleicht eine Kopie‹, gab der Händler zu bedenken, woraufhin der Staatsanwalt eingriff. Doch dieses Bild, das zu den acht wichtigsten Werken Caravaggios gezählt wird, kann in der Tat das Original aus der Hand des Meisters sein. Auf der Rückseite steht die Signatur ›S. Angelo Michele da Caravaggio, Pittore‹. ›Und die Kopie‹, so ein Kunsthistoriker von der Universität La Sapienza in Rom, ›hängt dann im Museum zu Potsdam in der Ex-DDR.‹ Das Echte überm Sofa, die Kopie im Museum.«
»Das ist wieder ein waschechter Piccolo-Satz«, kommentierte Laura. »Nach dem Motto: Zwei Männer und ein Albaner festgenommen. Was macht übrigens dein schwarzer Teufel?«
»Wer? Ach so.« Laurenti klemmte den Telefonhörer unters Kinn und streichelte den Hund, der neben seinem Stuhl lag und dankbar den Blick hob. »Dem geht’s gut. Ich glaube, es gefällt ihm bei mir. Marietta war leider sowenig erfreut wie du!«
»Nur bist du mit ihr nicht verheiratet – auch wenn du in den letzten fünfundzwanzig Jahren mehr Zeit mit ihr als mit deiner Familie verbracht hast. Ich will sie übrigens nicht bei unserer Party sehen.«
Laurenti griff rasch nach dem Hörer, bevor er ihm vom Ohr fiel. Hatte sie ihn etwa wieder einmal mit ihrer besten Freundin durchgekaut? »Sag mal, Laura, was ist denn auf einmal los? Ihr habt euch doch bis heute gut verstanden. Bist du etwa...«
»Beruhige dich!« Laura war schneller, aber ihre Stimme klang böse. »So eigenartig, wie du dich seit geraumer Zeit verhältst, scheint dir auch noch jeder Sinn für Humor abhanden gekommen zu sein. Frag doch Marietta, ob sie den Köter übernimmt. Einen Mann findet sie ja doch keinen mehr! Heute abend ist übrigens die Ausstellungseröffnung bei LipanjePuntin. Cristina hat uns eingeladen. Wenn du Marietta alleine lassen kannst, könnten wir zusammen hingehen. Sonst gehe ich alleine.«
Die Galeristen waren alte Freunde, und Proteo Laurenti atmete auf, als er den Vorschlag hörte. Zu zweit alleine zu Hause würde ganz bestimmt keinen harmonischen Abend ergeben, wenn Laura in dieser Stimmung war.
»Was gibt’s denn«, fragte Laurenti. »Wen stellen sie aus?«
»Ein holländischer Starfotograf. Keine Ahnung, wie man den Namen ausspricht.«
»Und wann?«
»Wie immer.«
»Na gut.« Er war erleichtert über den Vorschlag, doch ließ er es sich nicht anmerken. »Wenn du willst, dann machen wir das.«
»Du mußt nicht, ich kann auch alleine gehen.«
»Ist ja gut. Aber ich komm vorher nach Hause und zieh mich um.«
*
In »La Salvia«, der Privatklinik auf dem Karst, war die Stimmung gedrückt. Anwalt Romani hatte alle Termine abgesagt und war gleich aus der Stadt heraufgefahren, nachdem er von dem Angriff auf Leo Lestizza verständigt worden war. Die Polizei war allerdings schon vor ihm dagewesen. Der Streifenwagen kam ihm an der Einfahrt entgegen und bog in Richtung Stadt ab. Er mußte jetzt alles tun, um die Untersuchungen von der Klinik fernzuhalten.
Adalgisa lehnte an ihrem Schreibtisch, Romani saß, wie ihr Mann Ottaviano Severino, in einem Besuchersessel, während der Arzt Urs Benteli unruhig im Zimmer auf und ab ging.
»Was wißt ihr von Leos Privatleben?« fragte Romani.
Adalgisa schien völlig ungerührt und machte eine gleichgültige Handbewegung. »Nichts. Leo erzählte nie etwas von sich. Sein Geburtstag in Cortina war das erste Mal seit langem, daß er sich in Gesellschaft begab. Zumindest jene, die wir kennen. Kann es der Journalist gewesen sein?«
»Nein«, sagte Romani. »Wir haben ihn unter ständiger Beobachtung. Er nahm gestern nachmittag die Dreizehn-Uhr-Maschine nach München, durchgecheckt für den Weiterflug nach Paris. Sein Auto steht immer noch in Ronchi auf dem bewachten Parkplatz. Er kommt morgen schon zurück, Ankunft zwölf Uhr dreißig.«
»Ein bißchen kurz für Paris«, knurrte Severino.
»Was wißt ihr über Leos Sexualleben?«
»Rein gar nichts«, sagte Adalgisa. »Er redete nie darüber.«
»Affären, Frauen, Mädchen, Jungs, Kinder?«
»Worauf willst du hinaus? In Cortina hatte er eine Begleiterin, nur erinnere ich mich nicht mehr an ihren Namen. Auf jeden Fall kein Kind.«
»Angelika oder Angela, so ähnlich zumindest«, sagte Severino. »Hübsch
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