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Tod Auf Der Warteliste

Tod Auf Der Warteliste

Titel: Tod Auf Der Warteliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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kläglicher Versuch, sich aufzubäumen.
    »Ihr habt keine Wahl. Der junge Mann, den ihr dazu braucht, trifft heute abend mit der Türkei-Fähre ein.«
    »Verdammt, dann bring ihn fürs erste irgendwo unter und füttere ihn halt drei Tage durch. Wir werden den Eingriff vornehmen, sobald das neue Personal hier ist.« Adalgisa Morena wußte, daß der Anwalt recht hatte. Sie schaute ihren Mann an. »Oder, Ottaviano?«
    »Meinetwegen. Danach sehen wir weiter. Petrovac soll bloß nicht glauben, daß er mit uns machen kann, was er will. Wenn der immunologische Test stimmt, dann ist der Mann übrigens auch für den Patienten aus Basel geeignet. Der hat nicht mehr viel Zeit. Sein Gesundheitszustand verschlechtert sich täglich, und die offizielle Warteliste ist verdammt lang«, sagte Severino.
    »Davon will ich nichts wissen. So wie ich euch kenne, kassiert ihr bei diesen Geschäften sowieso immer hintenrum. Aber haltet Petrovac nicht für dumm.« Romani stand auf und knöpfte sein Jackett zu. »Und seid verdammt vorsichtig. Ich will sofort Bescheid wissen, wenn die Polizei wieder auftaucht. Sagt, wenn ihr wieder operieren könnt. Es ist dringend.«
     
    Sie warteten schweigend, bis sich die Tür hinter Romani geschlossen hatte.
    »Und jetzt? Beeindruckt uns das wirklich so sehr?« Benteli hatte die ganze Zeit geschwiegen. Er war seit einem Jahr in der Klinik, ein erfahrener Spezialist, aber an dem Unternehmen nicht beteiligt, doch stand er geradezu auf der Schwelle, seine Position zu verbessern, nachdem sein aalglatter Charme die Chefin beeindruckt hatte.
    »Es wird hart. Wir müssen verhindern, daß die Polizei hier auftaucht. Das ist nicht gut fürs Geschäft, es irritiert die Gäste.« Adalgisa rückte ihren Sessel aus dem Sonnenstrahl. »Dieser Sgubin ist zwar ein Trottel, aber dennoch ist es besser, auf der Hut zu sein. Ich fahre nachher nach Gattinara und schaue nach Leo.«
    »Wie sehen unsere Termine aus?«
    »Die vier Brüste von heute nachmittag haben wir verschoben, das Peeling ebenfalls. Morgen wird es dafür ziemlich heftig. Mikro-Dermabrasio für die Dame aus Wien, aufwendig. Außerdem Botox, eine Sache von fünfzehn Minuten. Dann zum zweiten Mal die Nase des Fernsehsprechers, nebst Tränensäcken diesmal. Außerdem die Lippen der Mailänderin und die zweite Botox für die Frau des Stadtrats, ambulant.« Severino zählte alles auf und legte seine Stirn in Falten. »Keine Ahnung, wie wir das schaffen sollen.«
    »Dann arbeitest du eben mal etwas mehr, Ottaviano, so lange, bis wir Ersatz finden!« Und dann wurde Adalgisa plötzlich ungewohnt sanft. »Urs, laß uns bitte einen Moment alleine. Ich habe einiges mit meinem Mann zu besprechen. Wir sehen uns nachher.«
    »Stets zu Diensten, meine Beste.« Benteli setzte sein charmantestes Lächeln auf, als er hinausging.
    »Es sind übrigens weitere Anfragen gekommen, Frankfurt, Bologna, Mailand und Salzburg. Hier sind die Unterlagen. Schau sie bitte an und laß uns später darüber sprechen«, sagte Severino, als sie allein waren.
    »Wenn der junge Mann, der morgen abend ankommt, wirklich paßt, Ottaviano«, sagte Adalgisa Morena ernst, »dann benutzen wir ihn auch für den Mann aus Basel. Schaffst du das?«
    Severino kratzte sich am Hinterkopf und dachte eine Weile nach. »Er wird das nicht überleben. Du weißt es.«
    Adalgisa nickte. Es war nicht das erste Mal. Aber die zusätzlichen Einnahmen waren überzeugend. Sie nannte ihrem Mann die Summe.
    »Und wie werden wir ihn los?« fragte Severino.
    »Wie üblich.«
    »Ich will das nicht mehr. Es ist gefährlich.«
    »Aber es lohnt. Wenn der Schweizer wirklich so übel dran ist, erhöhen wir den Preis. Er wird ihn bezahlen, und du kannst dir ein paar neue Pferde kaufen«, sagte Adalgisa kühl. »Ich gehe heute abend übrigens zu der Eröffnung der Anton- Corbijn-Ausstellung bei LipanjePuntin und werde einige Fotografien kaufen. Keith Richards, Marianne Faithful, Michael Schumacher habe ich schon zurücklegen lassen. Es gibt ein Essen danach. Kommst du mit?«
    »Heute kann ich nicht. Ich muß in den Stall, der Tierarzt kommt. Evergreen hat sich an der Fessel verletzt. Wenn ich Pech habe, muß ich ihn in eine Klinik bringen lassen.«
    »Du und deine Pferde! Als gäbe es nichts anderes auf der Welt.«
    »Und du und dein Benteli«, sagte Severino trocken und schaute an ihr vorbei auf die letzte kahle Wand in diesem Büro.
     
    *
     
     
    Alarm – Ein Puma auf dem Karst . Der Artikel stammte aus der Feder des Großmeisters

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