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Tod Auf Der Warteliste

Tod Auf Der Warteliste

Titel: Tod Auf Der Warteliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Zeitung zusammen und unterdrückte sein Grinsen.
    »Bitte kommen Sie mit.« Er war etwas jünger als Laurenti, hatte einen sorgfältig gestutzten Schnauzbart, der so schwarz war, daß Laurenti überlegte, ob der Mann seine auf Hochglanz gewichsten Stiefel damit polierte. Äußerlich war er nicht unsympathisch. Colonnello Peso brachte Laurenti in einen spartanisch möblierten Raum, an dessen Wänden Regale mit staubigen Aktenordnern standen, deren Beschriftung vom Sonnenlicht ausgebleicht war. Sie setzten sich an den Tisch in der Mitte des engen Büros.
    »Sie wissen, warum Sie hier sind?«
    »Machen Sie’s kurz!« Laurenti hatte keine Lust auf Geplänkel.
    »Ich komme aus Bologna. Es liegt ein Verdacht gegen Sie vor, der geklärt werden muß. Ich hoffe, Sie kooperieren, damit wir die Sache rasch hinter uns bringen.«
    »Warum Sie?«
    »Ich bin Fachmann für Unregelmäßigkeiten in den eigenen Reihen.«
    »Bei den Carabinieri?« Laurenti konnte sich die Spitze nicht verkneifen. Die Ordnungskräfte konkurrierten oft mehr, als daß sie zusammenarbeiteten.
    Peso hatte keinen Sinn für Ironie. »Carabinieri, Polizia di Stato, Guardia di Finanza, ich glaube, ich muß Ihnen das nicht erklären. Wie stellen Sie sich zu den Vorwürfen?«
    »Meine Antwort wird Ihnen kaum weiterhelfen: unbegründet und verleumderisch. Man will mich kaltstellen.«
    »Warum glauben Sie das?«
    »Finden Sie’s raus.« Laurenti verspürte nicht die geringste Lust, dem Mann eine Vorlage zu geben.
    Der Carabiniere öffnete einen lindgrünen Aktendeckel und zog die Gehaltsabrechnung Laurentis heraus. »Ihr Lebensstil und Ihr Einkommen passen nicht zueinander.«
    »Was wollen Sie damit sagen? Ich bin nicht der einzige in der Familie, der Geld verdient.«
    Der Carabiniere zog ein anderes Blatt hervor und hielt es Laurenti vor die Augen. »Das ist die Steuererklärung Ihrer Frau.« Diese Zahl sah schon besser aus.
    »Wenn Sie wollen, gebe ich Ihnen eine Vollmacht, damit meine Bank Ihnen Einblick in die Unterlagen gibt.«
    »Sie haben drei Kinder, zwei studieren. Ihr Sohn leistet seinen Militärdienst. Eine Tochter lebt in Berlin, die andere in Neapel.«
    »Sie wissen fast so viel wie die Polizei.«
    »Sie haben ein Haus in einer Umgebung gekauft, die normalerweise von finanziell deutlich bessergestellten Familien bewohnt wird.«
    »Wie man Ihnen sicherlich gesagt hat, habe ich es nicht gekauft, sondern getauscht. Ist das verboten? Und im übrigen halten Sie sich bitte an meine Bank.«
    »Das werde ich tun. Auch ohne Ihre Genehmigung. Wer, glauben Sie, will Sie ausschalten?«
    »Wenn ich das wüßte!« Es machte keinen Sinn, dem Schnauzbart Details zu liefern.
    »Sie bearbeiten zwei komplexe Fälle: die Sache mit dem Toten beim Staatsbesuch und den Fall des Arztes, der entmannt wurde. Vermuten Sie, daß es aus dieser Richtung kommt?«
    »Auf jeden Fall hat diese Richtung noch keinen Versuch gemacht, mich zu bestechen.«
    »Ich würde gerne Namen wissen«, sagte der Colonnello.
    »Ich kann Ihnen keine Namen nennen«, sagte Laurenti zweideutig. »Vielmehr würde mich interessieren, was für Sie der Ausgangspunkt dieser Untersuchung ist. Suchen Sie nach Anhaltspunkten zu meiner Entlastung, oder sind Sie hier, um mich kaltzustellen?«
    »Sie verkennen den Sinn von solchen Untersuchungen, Commissario. Sie haben grundsätzlich das Ziel, den Verdacht auszuräumen – sofern das möglich ist. Wenn Sie davon ausgehen, daß es automatisch gegen Sie läuft, begehen Sie einen taktischen Fehler. Ich könnte dies als indirekte Bestätigung der Vorwürfe werten.«
    »Aber Sie können mir doch sicher sagen, warum Sie nicht mit Galvano gesprochen haben. Er kann Ihnen die Tauschverträge zeigen. Es steht also etwas anderes dahinter. Sie haben ein Ziel! Sparen Sie sich die Arbeit. Man hat mir die Fälle nicht entzogen, also werde ich weitermachen. Daran können Sie mich messen.« Laurenti schaute lange auf seine Armbanduhr.
    »Der Kilometerstand Ihres Wagens?«
    »Macht es Ihnen eigentlich Spaß, im Leben anderer Menschen herumzustochern?«
    »Wie lautet die Nummer Ihres Mobiltelefons?«
    Laurenti kramte das Gerät aus der Jackentasche und tippte darauf herum, bis er die Nummer fand. Als er sie dem Carabiniere diktieren wollte, klingelte das Ding.
    »Einen Moment, bitte«, sagte Laurenti und nahm das Gespräch an. »Si!«
    »Ich bin’s.« Živas Stimme klang fröhlich. »Ich wollte dir nur sagen, daß ich mich darauf freue, dich zu sehen. Ich fahre jetzt los.«
    »Ja.

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