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Tod Auf Der Warteliste

Tod Auf Der Warteliste

Titel: Tod Auf Der Warteliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Danke.« Laurenti warf seinem Gegenüber einen kurzen Blick zu.
    »Wie lief das Gespräch mit dem Untersuchungsbeamten?«
    »Gut, danke. Ich rufe später zurück.« Er schaltete das Gerät ab und steckte es wieder in seine Jackentasche.
    »Sie wollten mir Ihre Nummer geben«, sagte Peso.
    »Ach ja?« Laurenti sagte sie ihm, ohne noch einmal einen Blick auf das Telefon zu werfen. Natürlich kannte er sie auswendig, und natürlich kannte sie der Lackaffe ihm gegenüber auch. Das war doch alles nur Rhetorik. Laurenti konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Und jetzt?« fragte er.
    »Sie haben keine Erfahrung mit solchen Untersuchungen, wie ich sehe.« Der Carabiniere stand auf und schloß den Aktendeckel.
    »Und ich interessiere mich auch nicht besonders dafür. Immerhin blieben meine kriminellen Aktivitäten über zwanzig Jahre lang unentdeckt.«
    »Es ist kein Vergnügen, sich mit den Verfehlungen von Kollegen zu beschäftigen«, sagte Peso scharf.
    »Es kommt mir nicht so vor, als hätte Sie jemand dazu gezwungen, diesen Beruf zu ergreifen.«
    Damit war das Gespräch beendet, und Laurenti freute sich, daß er wenigstens das letzte Wort behalten hatte. Dieser Schnösel würde ihn nicht hereinlegen.
     
    *
     
     
    »Komm, Alter, hopp, beweg dich endlich.« Laurenti zerrte an der Leine, doch der schwarze Bastard erhob sich nur widerwillig. Die lederbezogene Rückbank des Alfa Romeo war in wenigen Tagen zu seinem Lieblingsschlafplatz geworden. Als er sich endlich dazu bequemte herauszuspringen und Laurenti den Wagen abschloß, zog der Hund plötzlich so stark an der Leine, daß Laurenti beinahe das Gleichgewicht verlor. Der Grund für diesen Energieschub war Barney, der kleine Terrier, der in Begleitung von Laurentis Freundin Cristina die Straße entlangkam.
    »Eila, Almirante«, Cristina lachte bei seinem Anblick.
    »Was machst denn du schon um diese Zeit auf der Straße?« fragte Laurenti, obwohl es fast zehn Uhr war. Der kleine Barney hatte dem gutmütigen Cluzot doch erst vor einigen Tagen eine blamable Niederlage erteilt und knurrte ihn nun schon wieder an, obwohl Cluzot ihn mit einem Bissen hätte verspeisen können. David gegen Goliath – so hätte sich Laurenti auch gegenüber Peso verhalten sollen.
    »Ich muß in die Galerie. Die Aufregung um die Corbijn-Ausstellung läßt nicht nach. Gleich kommt ein Journalist vorbei, der daraus eine große Sache machen wird. Ist bei dir alles in Ordnung?«
    »Nicht im geringsten. Man will mir verbieten, den Hund ins Büro mitzunehmen, außerdem läuft eine Untersuchung gegen mich, die von den Carabinieri geleitet wird. Deine Sammlerin, die Direktorin von ›La Salvia‹, fühlt sich durch meine Nachfragen gestört.«
    »Also ist deshalb dieser Christbaum im Colombia abgestiegen.« Das Hotel zählte zu den gehobenen Adressen in der Stadt, in dem manchmal bessere Staatsdiener abstiegen und auch die beiden Galeristen ihre Künstler unterbrachten.
    »Christbaum?«
    »Ein hoher Carabiniere in perfekter Uniform. Ich habe ihn heute morgen gesehen.«
    »In dieser Stadt bleibt nichts verborgen. Alle wissen immer alles. Nur ich nicht. Entschuldige mich.« Sein Mobiltelefon klingelte, er winkte Cristina, zog seinen Hund hinter sich her und ging zum Eingang der Questura, während er antwortete.
    »Was war los? Konntest du nicht sprechen?« Es war Živa.
    »Entschuldige bitte. Zu einem falscheren Moment hättest du nicht anrufen können. Wo bist du?«
    »Ich bin seit einer halben Stunde unterwegs und spätestens gegen Mittag da.«
    »Du bist früh dran«, sagte er. »Vor eins kann ich nicht los.«
    »Das habe ich mir gedacht. Ich treffe mich vorher mit dem Staatsanwalt.«
    »Mit welchem?«
    »Dem Leitenden natürlich. Er tut immer beleidigt, wenn ich mich nicht bei ihm melde. Ich habe dir doch gesagt, daß ich mich ganz offiziell anmelden werde, um keinen Verdacht aufkommen zu lasssen«, sagte Živa, als Laurenti nicht sofort antwortete. »Ist irgend etwas?«
    »Nein, nein. Ich stehe nur gerade vor der Questura und kann schlecht reden. Treffen wir uns zum Mittagessen bei Franco am Faro. Weißt du noch, wo das ist?«
    »Wie könnte ich das vergessen? Proteo, sag mir etwas Nettes.«
    Er schaute sich kurz um und vergewisserte sich, daß ihn niemand belauschte. Doch außer dem Hund war niemand in Hörweite. »Ti voglio bene. Tanto bene«, sagte er. »Bis nachher.«
    Er kam kaum durch die Eingangshalle. Die Schlange der Antragsteller vor dem Behelfsschalter der Ausländerbehörde, den man

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