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Tod aus der Zukunft

Tod aus der Zukunft

Titel: Tod aus der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
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was dort wohl geschehen sein mag. Wer dieser Mann war, wieso er den Schraubenschlüssel liegen gelassen hatte, und warum das schwerere Ende des Schlüssel blutbefleckt war.
    Meine regelmäßigen Spaziergänge mache ich immer noch, und ich ruhe mich auch immer noch auf dem Felsblock aus, aber es hat sich seitdem nichts mehr ereignet. Den Schraubenschlüssel, den ich mitgenommen habe, benutzen wir eifrig, denn wir haben entdeckt, daß er ein äußerst vielseitiges Werkzeug ist. Er paßt sich von selbst jeder Mutter und jeder Niet an und hält Wellen von jeder Größe, ohne daß man ihn adjustieren muß. Außerdem scheint er jeden kleinsten Druck, der bei seiner Verwendung ausgeübt wird, so zu verstärken, daß er genauso intensiv wie notwendig wird. Wir benutzen den Schlüssel natürlich nur, wenn wir allein sind, denn sonst würden die Nachbarn anfangen zu reden. Auch von dem Mann und der Maschine habe ich niemandem erzählt.
    Ich selbst habe das Gefühl, daß jener Einschnitt in dem Steilhang vielleicht so etwas wie eine Schneise im Raum-Zeit-Kontinuum ist und daß der Fremde ein Zeitreisender war. Das ist die Spekulation, die ich nur diesem Brief anvertraue.
    Meine Geschichte ist allerdings noch nicht ganz zu Ende. Ich muß noch den Zwischenfall mit der gestohlenen Wäsche erzählen und von dem unerklärlichen Auftauchen William Jones’ berichten.
    Die Wäsche wurde wenige Tage nach dem Ereignis auf der Weide gestohlen. Martha hatte schon früh gewaschen und alles auf die Leine gehängt. Als sie die Wäsche hereinholen wollte, sah sie, daß ein alter Overall von mir, ein Hemd von Roland und zwei Paar Socken verschwunden waren. Dieser Diebstahl verursachte große Aufregung, denn wer sollte in unserer Gegend etwas stehlen? Die Nachbarn haben es nicht nötig, also konnte es nur ein Landstreicher gewesen sein – eine unbefriedigende Erklärung, denn wir liegen weitab von jeder Durchgangsstraße.
    Ungefähr zwei Wochen nach diesem Wäschediebstahl klopfte William Jones an unsere Tür und bat um Arbeit. Wir nahmen ihn gern, denn zur Erntezeit sind Hilfskräfte rar. Wir hatten ihn nur für die Ernte haben wollen, aber er war so tüchtig, daß er nun all diese Jahre schon hier ist. In diesem Augenblick macht er im Hof den Mähdrescher für die Getreideernte fertig.
    Es ist etwas Seltsames an William Jones. Hier hat fast jeder einen Spitznamen, der zumeist die Abkürzung seines eigenen Namens ist. William ist jedoch immer nur William. Er trägt eine ruhige Würde zur Schau, die jedermann Respekt einflößt und ihm in der Gemeinde einen weit höheren Status sichert, als es einem Landarbeiter zukommt.
    Er rührt keinen Alkohol an, und ich bin froh darüber, obwohl ich anfangs meine Zweifel hatte. Denn als er kam, trug er einen Verband um den Kopf und gestand mir beschämt, bei einer Wirtshausschlägerei verletzt worden zu sein.
    Ich weiß nicht, wann ich mir zum erstenmal über William Jones Gedanken machte. Anfangs mit Sicherheit nicht. Falls er eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Mann aufwies, den ich auf der Weide getroffen hatte, so ist sie mir zweifellos entgangen. Und nachdem sie mir jetzt, so spät erst, aufgefallen ist, frage ich mich, ob meine Phantasie mir nicht einen Streich spielt.
    Doch meine Überzeugung wächst, je länger ich mit ihm zu tun habe. Zwar hält er sich immer sehr zurück und versucht, seine Sprechweise der unseren anzupassen, zuweilen aber hört man heraus, daß er eine Bildung und einen Verstand besitzt, den man gewiß nicht bei einem Mann vermutet, der für fünfundsiebzig Dollar die Woche plus Unterkunft und Verpflegung auf einer Farm arbeitet.
    Und dann ist da die Sache mit der Wäsche. Im Hinblick auf den Overall bin ich mir nicht ganz sicher. Das Hemd aber sah genauso aus wie das Hemd, das uns von der Leine gestohlen worden war, auch wenn ich mir immer wieder sage, daß zwei Männer durchaus das gleiche Hemd besitzen können. Außerdem war er barfuß, was er damit erklärte, daß es ihm schlecht ergangen sei, doch als ich ihm Geld für Schuhe und Strümpfe vorstreckte, stellte es sich heraus, daß er keine Socken brauchte; er hatte zwei Paar in der Tasche.
    Eine Tatsache jedoch hebt William Jones besonders aus allen Farmarbeitern heraus: Von seinem ersten Lohn kaufte er sich eine Schreibmaschine, und dann verbrachte er zwei oder drei Jahre lang jeden Abend in seinem Zimmer, tippte und ging auf und ab wie ein Schriftsteller, der überlegt. Und eines Nachts beobachtete ich ihn vom

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