Tod aus der Zukunft
offensichtlich verändert wurden, sind markiert, und die Gründe für diese Überzeugung eindeutig dargelegt.
Sutton blätterte die Seiten durch. Über die Hälfte allen Raumes wurde von kleingedruckten Fußnoten beherrscht. Einige Seiten hatten nur zwei oder drei Zeilen Text, der Rest bestand aus langatmigen Erklärungen und Widerlegungen.
Er klappte das Buch zusammen.
Ich habe mir so große Mühe gegeben, dachte er. Ich habe es wiederholt und wiederholt, habe es deutlich unterstrichen. Nicht nur die Menschen, sondern alle Lebewesen.
Und trotzdem haben sie meine Worte verdreht.
Sie führen Krieg, damit meine Worte nicht die Worte bleiben, die ich geschrieben habe, damit das, was ich sagen wollte, falsch ausgelegt wird. Sie intrigieren, kämpfen und morden, damit der weite Mantel des Schicksals sich nur über eine Rasse breitet, damit die gefährlichste aller Rassen den anderen das stehlen kann, was für alle Lebewesen bestimmt ist.
Ich muß dem ein Ende machen. Irgendwie. Meine Worte müssen eisern und klar dastehen, ohne den Tarnvorhang kleinlichen Theoretisierens, gelehrter Interpretation und schlauer Logik.
Denn es ist doch so einfach: Alle Lebewesen haben ein Schicksal. Alle Lebewesen, nicht nur die Menschen.
Aber die Revisionisten wollen meine Worte verdrehen und mich diskreditieren. Sie wollen mein Buch verändern und in der Geschichte der Suttons stöbern, um nachteilige Fakten ans Licht zu bringen. Sie haben einen Mann in die Vergangenheit geschickt, der sich mit John H. Sutton unterhalten hat, und der hat ihm Dinge gesagt, die man sonst keinem Fremden mitteilt. Mit diesen Dingen werden sie meinen Namen in den Schmutz zu ziehen versuchen.
Doch diese Dinge werden nicht in die Zukunft gelangen, denn der Mann, dem sie erzählt wurden, kam mit verbundenem Kopf und ohne Schuhe zu den Suttons. Irgend etwas war geschehen, so daß er nicht zurückkehren konnte.
Irgend etwas war geschehen.
Irgend etwas …
Ganz langsam erhob sich Sutton. Irgend etwas ist geschehen, sagte er sich, und ich weiß, was geschehen ist.
Vor sechstausend Jahren in einem Landstrich namens Wisconsin.
Er setzte sich in den Pilotensessel.
Asher Sutton war auf dem Weg nach Wisconsin.
31
Christopher Adams betrat sein Büro und hängte Hut und Mantel auf.
Er drehte sich um, rückte seinen Schreibtischsessel zurecht, erstarrte plötzlich und lauschte.
Der Psych-Tracer arbeitete wieder!
Christopher Adams stand wieder auf, holte sich Hut und Mantel und zog sich an.
Beim Hinausgehen knallte er die Tür ins Schloß.
32
Sutton schwamm mit langsamen, sicheren Stößen durch den Fluß. Das Wasser sprach zu ihm mit tiefer, bedeutungsschwerer Stimme, so daß Sutton dachte: Es will mir etwas mitteilen, genau wie es schon immer den Menschen etwas mitteilen wollte. Aber nur wenige haben gemerkt, daß es spricht. Und keiner hat jemals die Bedeutung erkannt, denn die Sprache des Flusses ist eine unbekannte Sprache.
Genau wie die Sprache, in der ich meine Notizen gemacht habe, dachte Sutton.
Ich kenne die Sprache selber nicht, dachte Sutton. Ich weiß nicht, woher sie kam, ich weiß nicht, wie sie kam. Ich habe Johnny gefragt, aber er wollte es mir nicht sagen. Es sei zuviel für einen Menschen. Ich kenne die Zeichen und weiß, wofür sie stehen, den Klang der Sprache aber kenne ich nicht.
Herkimer hat meine Notizen, dachte Sutton. Hoffentlich hat er sie gut versteckt, denn später werde ich sie brauchen. Ich würde Herkimer gerne sehen, aber das geht nicht, weil sie ihn bestimmt beobachten. Außerdem werden sie mich mit einem Tracer verfolgen, doch wenn ich schnell genug bin, kann ich ihnen vielleicht aus dem Weg gehen.
Vor Kälte zitternd, watete er ans Ufer.
Herkimer gehörte natürlich zu denen, die durch die Zeit zurückgekommen waren, um dafür zu sorgen, daß er das Buch schrieb, wie er es geschrieben hätte, wenn keinerlei Einmischung erfolgt wäre. Herkimer und Eva. Und von den beiden konnte er Herkimer mehr vertrauen. Denn ein Androide würde für die Dinge, die in dem Buch stehen würden, kämpfen und sein Leben hingeben.
Er fand einen mit Gras bewachsenen Uferplatz, setzte sich, zog die Kleider aus, um sie auszuwringen, und zog sich dann gleich wieder an. Mit ausgreifenden Schritten marschierte er über die Wiese auf den Highway zu, der das Tal entlanglief.
Unten im Fluß würde niemand das Schiff finden, jedenfalls vorläufig nicht. Und mehr als ein paar Stunden brauchte er nicht. Er wollte lediglich ein
Weitere Kostenlose Bücher