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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Kerl herausfordernd an. Bruder Manchán, der sich auf dem Pferd von hinten an ihn klammerte,
     zitterte am ganzen Leibe.
    Der Mann mit dem Rabenflügel-Helm, offenbar der Anführer der Mörderschar, stieß ihn mit der Schwertspitze an. Die war spitz
     und drang durch den Ärmel ins Fleisch. Eadulf zuckte, biss aber die Zähne zusammen und war gewillt, sich vor dieser Bande
     keine Blöße zu geben.
    »Du bist der erste Christ, dem ich begegnet bin, der nicht sofort losquiekt.« Der Mann grinste gönnerhaft. »Leute deines |286| Schlages jammern doch immer gleich. Ich bin sicher, dein Mitbruder wird reden, ohne ermuntert zu werden. Also raus mit der
     Sprache, wer seid ihr? Oder wollt ihr namenlos sterben?«
    »Bitte, bitte, hoher Herr«, rief Bruder Manchán verzweifelt und schluchzte laut. »Ich flehe dich an, hab Erbarmen mit mir.
     Ich sag dir alles, was du willst.«
    Eadulf fühlte sich von seinem Mitbruder angewidert, weil der seine Angst so offensichtlich zeigte. Er spürte, wie auch ihn
     Todesfurcht überkam, doch er hatte sich zur Regel gemacht: Zeig deinem Feind nie, dass du ihn fürchtest, denn wenn du das
     tust, bist du schon verloren.
    »Wenn du unbedingt meinen Namen wissen willst, dann wisse, ich bin Eadulf von Seaxmund’s Ham aus dem Lande des Südvolks.«
     Das brachte er in einem Ton der Entrüstung vor, um seine Angst zu überspielen, hoffte er doch, dass seine Widersacher nicht
     das Zittern seiner Stimme merken würden.
    »Ein Angelsachse, wie?« Der Bärtige verzog die Lippen zu einem breiten Grinsen und zeigte seine schwärzlichen Zähne.
    Die Frage beantwortete sich von selbst, und so schwieg Eadulf.
    »Und was treibst du hier im Königreich Midhe, Fremdling? Bist du gekommen, um eure verderblichen Lehren zu verbreiten, mit
     denen ihr uns von den wahren Göttern Éireanns abbringen wollt?«
    »Ich bin der Gatte von Fidelma von Cashel, die Nachforschungen anstellt wegen der Ermordung Sechnussachs von Tara.«
    Das verfehlte unter dem Kriegerhaufen nicht seine Wirkung.
    »Fidelma von Cashel, eine Éoghanacht demnach?«, kommentierte der Anführer und runzelte die Stirn. »Wir haben gehört, der Große
     Rat hat nach ihr geschickt. Du bist aber ein |287| ziemliches Ende weg von Tara. Was suchst du hier im Wald, Angelsachse? Wo hast du die elende Kreatur da aufgelesen, die an
     dir klebt? Wo hält sich das Weib aus Cashel auf?«
    Eadulf überlegte fieberhaft, was er am besten antworten sollte. »Wir sind auf dem Wege zur Abtei Delbna Mór.«
    Wieder wurde laut gelacht.
    »Wenn du von Tara kommst, musst du dran vorbeigeritten sein. Aber wenigstens hast du so viel Verstand bewiesen umzukehren,
     denn die Abtei liegt doch dort.« Und dabei wies der Anführer ruckartig mit dem Kopf über die Schulter.
    »Vielen Dank auch«, erwiderte Eadulf und war froh, dass sein Gegner sich offenbar damit zufriedengab. »Mir war aufgegangen,
     dass ich dran vorbei war, und da hat mir dieser umherwandernde Pilger den richtigen Weg gewiesen.« Die Lüge ging ihm glatt
     über die Lippen, doch er nahm sich vor, später Bußgebete zu sprechen. »Dann können wir jetzt wohl weiterziehen.«
    Erneut erntete er schallendes Gelächter.
    Ihr Anführer machte eine abweisende Gebärde und wandte sich Bruder Manchán zu.
    »Du bist mir ein sonderbarer Mönch, läufst mit einer rußverdreckten und zerrissenen Kutte umher. Willst du damit zeigen, wie
     unterwürfig du eurem Gott dienst?«
    Eadulf spürte, daß Bruder Manchán immer noch bebte vor Angst. Er fürchtete, der Mann würde ausplaudern, wie sie sich getroffen
     hatten, und damit einen Fingerzeig geben, welchen Weg Fidelma und ihre Gefährten eingeschlagen hatten.
    »Nun mach schon«, fuhr ihn der Räuberhauptmann an, »wie heißt du?«
    »Bru … Bruder Manchán aus Fobhair, hoher Herr. Bitte …«
    »Fobhair? Ha, dann bist du eine von den Läusen, die uns entkommen sind, als wir das Nest ausräucherten. Ist ja eine Schande,
     dass wir dich übersehen haben.«
    |288| Fast im gleichen Moment merkte Eadulf, wie Bruder Manchán hochfuhr und sich seine Arme lösten, die ihn umklammert hielten.
     Entsetzt drehte er sich um und sah, wie sein Mitbruder vom Pferd fiel und dumpf auf die Erde schlug. Da war er bereits tot.
     Der Kerl mit dem Helm bückte sich und wischte die Schwertspitze an der Kleidung des Leblosen ab. Dann schaute der Schwarzbart
     auf und grinste Eadulf verschlagen an.
    »Wir müssen nun darauf bestehen, dass du uns begleitest, Bruder Angelsachse.

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