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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Gesetz falsch ausgelegt?«
    |354| Barrán hob die Schultern und ließ sie wieder fallen.
    »Ich hätte euch beiden, Cenn Faelad und dir, Eadulf, geraten, die Finger davon zu lassen. Andere Länder haben andere Sitten,
     und man sollte sich davor hüten, sich einzumischen. Da ihr nun aber so und nicht anders gehandelt habt, gehört die Sache vor
     einen Richter. Vermutlich wird dieser Kaufmann, den du erwähnt hast, Verbas von Peqini, eine Klage anstrengen.«
    »Das könnte er machen, doch ich glaube, er wird es nicht tun«, meinte Fidelma. »Es verbietet sich, einen von unseren Leuten
     wissentlich der Sklaverei auszuliefern.«
    »Ich würde nicht so viele Gedanken auf das Schicksal eines kleinen Jungen verschwenden, wenn es darum geht, den Mord am Hochkönig
     aufzuklären«, warf ihr der Oberste Richter gereizt vor.
    »Ich denke, wir sind ein christliches Land«, erwiderte Fidelma scharf. »Ermahnt uns nicht Christus, aufeinander zu achten,
     sagt er nicht: ›Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.‹? Oder irre ich mich?
     Ich meine, es in der Heiligen Schrift gelesen zu haben.«
    Brehon Barrán wurde hochrot vor Wut. »Willst du mich belehren, Fidelma von Cashel?«
    »Nichts liegt mir ferner, als den Obersten Richter in Fragen des Rechts zu belehren. Vielleicht sind meine Auslegungen auch
     fehlerhaft. Es ging mir nur darum, auf ein Anliegen der Bergpredigt hinzuweisen, die uns heilig ist.«
    So leicht war er nicht zu besänftigen, versuchte dann aber doch, von dem Streit abzulenken.
    »Wir müssen den Jungen hierbehalten, bis die Sache geklärt ist. Ich werde ihn in Bruder Rogallachs Obhut geben. Im Augenblick
     fehlt mir die Zeit, mich selbst um die Angelegenheit |355| zu kümmern, also werde ich sie Bruder Sedna, meinem Stellvertreter, überantworten. Im Vordergrund steht der Bericht zu den
     Tatmotiven des Mordes an Sechnussach. Von Abt Colmán erfuhr ich, du hättest vor deinem Aufbruch aus Tara gesagt, du würdest
     innerhalb einer Woche so weit sein, den Bericht zu geben. Wir können die Sache nicht ewig vor uns herschieben. Cenn Faelad
     muss in aller Form in sein Amt eingeführt werden, ehe sich die fünf Königreiche zerstreiten und auseinanderfallen. Die ersten
     Könige und Edlen sind bereits eingetroffen.«
    »Je rascher das Problem geklärt ist, desto besser ist es für die fünf Königreiche, das sehe ich genauso. Nur lässt sich Gerechtigkeit
     nicht überstürzen. An welchem Tag ich vor den Großen Rat trete, kann ich jetzt noch nicht sagen. Sobald ich eine hieb- und
     stichfeste Beweisführung vorlegen kann, lasse ich es dich und Cenn Faelad wissen.« Ein Anflug von Überheblichkeit schwang
     in ihrer Stimme mit, und Brehon Barrán spürte das sehr wohl. Er schüttelte den Kopf.
    »Du hast schon geraume Zeit hier verbracht, Fidelma von Cashel. Vieles wurde dir zugestanden. Die Zeit drängt. Der Gerechtigkeit
     muss zum Durchbruch verholfen werden, ehe dem Volk größere Ungerechtigkeit widerfährt. Wenn du meinst, du kannst das Problem
     nicht lösen, dann lass es. Wir verkünden, dass das Problem nicht bis zum Letzten geklärt werden kann, dass aber die Tatsachen
     bekannt sind – Dubh Duin hat Sechnussach umgebracht und dann Selbstmord begangen; das Tatmotiv bleibt unbekannt.«
    Jetzt war es Fidelma, der vor Ärger die Röte in die Wangen schoss. »Ich habe nicht gesagt, dass ich nicht in der Lage wäre,
     den Fall zu klären, und ich lasse es nicht zu, dass mein Name missbraucht wird, um die Wahrheit zu vertuschen. Versteh mich
     richtig, Barrán. Ich gebe keine Ruhe und werde den Fall |356| klären, und ich verlange, dass man mich das tun lässt. Versucht man, mich daran zu hindern, verlange ich, vor dem Großen Rat
     sprechen zu dürfen. Dann werde ich die Gründe darlegen, weshalb ich es ablehne, mich drängen zu lassen, willkürliche Schlüsse
     zu ziehen.«
    Zunächst sah es so aus, als würde sich Brehon Barrán heftig zur Wehr setzen. Aber dann beruhigte er sich und zwang sich sogar
     zu einem Lächeln.
    »Du hast dich nie in etwas schicken können, Fidelma von Cashel. In dir steckt zu viel von dem Temperament der Eóghanacht,
     als dass du eine fromme Schwester abgeben könntest. Lass das mit der Nonne und widme dich einzig und allein Recht und Gesetz.
     Da bist du besser aufgehoben.« Er las in ihren Augen, was kommen würde, und fügte hinzu: »Also gut. Ich gebe dir noch einen
     Tag, aber mehr Zeit wird dir nicht zugestanden. Ein

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