Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
Vom Netzwerk:
hochfliegende Gedanken, die will weit über ihre Stellung hinaus. Sie behauptet,
     sie sei die Tochter eines
ollamh,
eines Gelehrten, dessen Ehrenpreis bei zwanzig
seds
liegt. Wenn da etwas Wahres dran ist, warum ist sie dann hier in Stellung, frag ich mich, und hat keinen höheren Rang als
     den einer
saer-fuidhir
– einer Dienerin? Der wird ganz schön der Kopf verdreht von …, wie soll ich sagen, Lady Muirgel scheint sie ins Herz geschlossen
     zu haben. Das bekommt ihr nicht. Sie bildet sich ein, was Besseres zu sein. Mit uns hat sie wenig im Sinn; unsereins ist ihr
     nicht gut genug.«
    »Und Cnucha?«
    »Das arme Ding, die huscht umher wie ein schüchternes Mäuschen. Die wird es nie schaffen, eine verlässliche Kammerfrau zu
     werden. Das Mädchen ist nun seit drei Jahren hier, |365| und noch immer muss man ihr ständig hinterher sein und ihr sagen, was sie tun soll.«
    Fidelma schaute den Gang entlang. »Und ihre Kammern liegen da hinten ganz am Ende?«
    »Jawohl.«
    Fidelma nickte bedächtig und dankte der Frau. Als Nächstes machte sie sich mit Eadulf auf den Weg zur Festhalle.
    »Hat uns das nun weitergeholfen?«, fragte er.
    »Wie meinst du das?« Sie schien mit ihren Gedanken woanders zu sein. »Ach so, du denkst, weil jeder in den Lagerraum konnte,
     war es ein Leichtes, durch die Geheimtür zu schlüpfen, man musste nur wissen, wie.«
    »Na stimmt doch. Trotzdem kommt mir dabei eine Sache merkwürdig vor.«
    »Nämlich?«
    »Wenn sich Leute verschworen hatten, Sechnussach zu ermorden, können sie nicht zu seinen engsten Vertrauten gehört haben,
     denn dann hätten sie vom Geheimgang und der Hintertreppe zu seinen Gemächern gewusst. Das wäre doch der sicherste Weg gewesen,
     ihn umzubringen, ohne dass jemand auch nur das Mindeste merkt.«
    Fidelma blieb unvermittelt stehen und sah ihn nachdenklich an. »Wäre es möglich, dass diese Stiege zwischen den Mauern ein
     Geheimnis war, das Sechnussach mit niemandem geteilt hat?«
    »Aber so etwas konnte doch nicht allen, die im königlichen Haushalt tätig sind, verborgen bleiben.«
    »Hätte Brónach davon gewusst, dann hätte sie geahnt, warum wir nicht mehr im oberen Stockwerk waren, und hätte irgendeine
     Bemerkung gemacht. Immerhin, es dürfte sich lohnen, dem nachzugehen. Am besten fragen wir Bruder Rogallach. Wenn jemand überhaupt
     davon etwas weiß, dann er.« |366| Sie fanden ihn in der Bibliothek, wo er ein Inventarium überprüfte. Er schaute auf, als sie eintraten, und begrüßte sie freudig.
    »Ob ich etwas über die Baugeschichte des
Tech Cormaic
weiß?«, wiederholte er ihre Frage. »Mir untersteht der ganze Ablauf im Haushalt hier, und da macht mir keiner was vor. Ich
     war schon Hausverwalter und Kammerherr unter Sechnussachs Vater Blathmac und unter dessen Bruder Diarmit, die beide zu ihrer
     Zeit das Amt des Hochkönigs innehatten. Bin mit ihnen im Festzug geritten, als sie vor mehr als zwölf Jahren in Tara einzogen.
     Das waren denkwürdige Jahre in unserer Geschichte. Beide waren gerechte und allen Menschen zugetane Könige, beide wurden Opfer
     der Gelben Pest, ein Jammer fürwahr. Mit ihrem Tod endete für mich ein goldenes Zeitalter, das nun die Barden besingen.«
    Zweifelsohne erfüllte Bruder Rogallach die Rolle, die er damals gespielt hatte, auch jetzt noch mit Stolz.
    »Ich meinte mehr das Haus des Königs und nicht so sehr den königlichen Haushalt«, suchte Eadulf deutlich zu machen.
    Gleichmütig zuckte Bruder Rogallach die Achseln und fuhr fort: »Wie der Name besagt, das Haus wurde unter König Cormac, Sohn
     des Art, errichtet. Ein prachtvoller Bau.«
    »Und du kennst alle Räume in dem Bauwerk?«
    »Na, das möchte wohl sein.«
    »Gibt es darunter irgendwelche wundersamen Kammern?«
    »Wundersame Kammern?«, rätselte er.
    »Geheime Zimmer, Gänge, Treppen oder Ähnliches?«, erläuterte Fidelma.
    Ihre Bemerkung erheiterte ihn. »Wozu sollte es im Hause der edlen Hochkönige geheime Kammern und Gänge geben?«
    »Du bist nie auf einen versteckten Gang gestoßen?«
    |367| »Niemals. Und wenn es dergleichen gäbe, wüsste ich davon«, behauptete er selbstsicher.
    »Ja natürlich, wer, wenn nicht du«, bestärkte sie ihn lächelnd. »Hab vielen Dank, dass du uns deine Zeit geopfert hast.«
    Draußen murrte Eadulf verdrießlich. »Hm, wenn selbst Rogallach nichts davon weiß …«
    Fidelma hingegen wirkte recht zufrieden. »Ich denke, ich hab’s …«
    »Lady!«, erklang es hinter ihnen, und sie drehten sich beide um.

Weitere Kostenlose Bücher